Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
Spanner. Wenn du nach Hause kommst, warte ich auf dich, und dann spielen wir was Schönes.«
Der Junge starrte zu ihm hoch und rannte dann schreiend zu seinem Vater.
»Erlauben Sie mal«, setzte der an, doch in diesem Moment sprang ihm ein groteskes, scheußlich aussehendes Wesen auf die Schulter, mit wirrem Fell und boshaften gelben Augen, das ihn in die Wange kniff.
»Los, lauf!«, brüllte das Ding schrill und hieb dem Mann gegen den Hinterkopf.
Das zweite Wesen, dürr und mit spitzen Ohren, ließ eine lange dünne Peitsche knallen. »Vorwärts, ihr Schafe!«
Als die Peitsche mehrere Menschen gleichzeitig traf, die schmerzlich aufschrien, kam Bewegung in die anderen, und sie rannten los zum Bus.
»Nicht allzu unauffällig, Meister, aber endlich mal ein echter Spaß!«, rief der Kau, während er die erschrockenen Sterblichen vor sich hertrieb. Der Spriggans hüpfte von Schulter zu Schulter und trieb derbe Scherze.
Kurz darauf war der Platz leer und verlassen.
So, endlich Ruhe
, dachte der Getreue und ging wieder in das Ganggrab. Es wäre leichter, würde die Sonne durch den Lichtschacht fallen, doch es musste auch so gehen. Erneut verharrte er vor dem Altar, und diesmal stellten sich keine bösen Überraschungen ein. Der Getreue lächelte grimmig. Nun kam alles zu einem guten Ende.
Er konzentrierte sich, zog eine Verbindung zur Geisterwelt, um die Konturen des Zeitgrabs zu erleuchten, und tastete mit seinen Geistfühlern das Siegel ab. Gute Arbeit, zweifellos, von der Geistersphäre aus war es überhaupt nicht zu brechen. Und in der Menschenwelt war er vermutlich das einzige Geschöpf, das dazu in der Lage war, das Siegel aufzuspüren und zu öffnen. Jemand hatte sich sehr viel Mühe gegeben, aus berechtigter Furcht. Und nun war er angekommen und würde sie allen lehren, was Furcht wirklich bedeutete.
Der Getreue achtete nicht auf seine rasch aufkeimende Schwäche und die erneute Veränderung seiner Aura. Er konnte es nicht mehr aufhalten, die Magie floss aus ihm in die Zeitlinien des Grabes hinein, arbeitete sich von Sperre zu Sperre vorwärts. Aus seiner gesamten Gestalt strömte magischer Nebel in die leuchtenden Linien. Die Luft in der Grabkammer heizte sich auf. Bald war es so weit!
Endlich erreichte der Getreue den Kern des Siegels. Glühendes Licht erfüllte mittlerweile die gesamte Kammer, in welcher eine unheimliche Stille herrschte. Er durchschaute den Trick sofort. Es war ein Totensiegel, deswegen hatte er bisher keine Stimme gehört, keine Bannworte, nichts dergleichen. Dies war ein echtes Grab, ein Platz der Toten, der nie für einen anderen Zweck gedacht war. Ein Grab, das vermutlich schon hier bestanden hatte, bevor die Tuatha übers Meer kamen.
Jetzt
, dachte der Getreue angestrengt und voller Euphorie zugleich.
Jetzt!
Mit seinen magischen Sinnen griff er nach dem Siegel, umschloss es mit der finsteren Hand, und in einer letzten gewaltigen Anstrengung fand er den richtigen Öffnungsspruch und den Schlüssel. Da war der Bann, den es zu brechen galt, der Fluch, der gelöst werden musste. Er sah den ineinander verzahnten Riegel und das Zahnrad selbst, das den Mechanismus in Gang brachte. Mit einem einzigen Zugriff, denn nur so konnte es funktionieren, brach der Dunkle das Siegel auf, zerstörte dessen Verankerung in der Zeit – und riss das Grab aus der Zeitlosigkeit heraus!
Noch während er das tat, brach um ihn das Inferno aus. Der gesamte Hügel wurde von einer gewaltigen Erschütterung erfasst. Das Beben war so heftig, dass der Getreue mehrfach neben sich stand, so sehr wurde er durchgeschüttelt. Doch er durfte nicht lockerlassen, er konnte schon einen schmalen Spalt erkennen, der sich in gleißendem Licht auftat. Er musste unbedingt darauf achten, dass er nicht zu weit aufging.
Das Zeitgrab war nicht leicht zu bändigen und der Getreue nicht auf der Höhe seiner Kräfte. Mit einem weiteren Donnerschlag wurde er von den Füßen geworfen, und für einen Moment, den Bruchteil eines Lidschlags nur, verlor er die Kontrolle über die Situation.
Und das Verderben begann.
Die Beleuchtung flackerte plötzlich, dann gab es einen Knall. Funken sprühten, und in einem Kurzschluss fiel der gesamte Strom im Besucherzentrum aus. Die automatischen Türen versperrten sich, anstatt, wie bei solchen Fällen üblich, aufzugehen und offen zu bleiben. Panik brach aus, als die ersten Menschen vergeblich versuchten, nach draußen zu gelangen; weder bei der Tür zum Parkplatz noch zum Gelände kamen sie
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