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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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abhandengekommen, doch Alica reagierte nur mit einem Kopfschütteln und einer (absichtlich unverständlich) genuschelten Bemerkung darauf und scheuchte sie mit kleinen, hektischen Bewegungen durch das halbdunkle Innere des Hauses. Es war kühl, angenehm kühl nach der drückenden tropischen Hitze und dem Sonnenglast, in dem sie vollkommen ungeschützt draußen gestanden hatte, und das schattige Halblicht tat ihren brennenden Augen gut, aber darüber hinaus flößte ihr diese Umgebung eher Unbehagen ein, und sei es nur, weil sie so vollkommen anders war, als sie es erwartet hatte. Chichen Itza? Eine Mayastadt, die seit einem Jahrtausend verlassen sein sollte?
    Das war … ziemlich absurd.
    Vorsichtig ausgedrückt.
    Alica reagierte auf jeden ihrer Versuche, auch nur eine einzige Frage zu stellen, entweder ausweichend oder gar nicht und scheuchte sie erbarmungslos weiter, bis sie eine kleine, fensterlose Kammer erreichten, in der es beinahe noch wärmer als draußen war; und ungefähr so feucht wie in einer Sauna. Ein fremdartiger Geruch (der einem Teil von ihr trotzdem bekannt vorkam) hing in der Luft, und ihr brach augenblicklich wieder der Schweiß aus.
    »Warte einen Moment«, sagte Alica. »Rühr dich nicht.«
    Pia hätte auch ohne diese Warnung nicht vorgehabt, etwas derartig Dummes zu tun und blind in eine Dunkelheit hineinzutappen, in der alles Mögliche auf sie lauern konnte, doch Alica schien keine derartigen Hemmungen zu kennen. Sie verschwand, und Pia hörte sie irgendwo vor sich in der Dunkelheit herumhantieren und -klappern.
    »Meinst du nicht, dass es allmählich an der Zeit für das eine oder andere erklärende Wort ist?«, fragte sie.
    Alica rumorte nur noch lautstärker in der Dunkelheit herum, aber Pia hörte auch ein halblautes Lachen. Etwas scharrte, gefolgt von einem Platschen, als fiele etwas Schweres ins Wasser. »Ich sehe, ich habe den guten Leutchen hier nicht zu vielversprochen«, sagte sie. »Prinzessin Gaylen. Na ja, jedenfalls drückst du dich schon so gestelzt wie eine Blaulblütige aus. Zeit für das eine oder andere erklärende Wort! Hast du das vor dem Spiegel geübt, Schätzchen?«
    »Alica!«, sagte Pia müde.
    »Ja, ist ja schon gut. Du hast ja recht. Ich erkläre dir alles, was du wissen musst, aber zuerst …« Noch einmal klapperte etwas, dann hörte sie das charakteristische Klicken eines Wegwerf-Feuerzeugs, und eine winzige blaue Flamme stach durch die Dunkelheit. Pia erwartete eine Kerze oder auch eine Öllampe aufflackern zu sehen, und genau das geschah auch – aber dabei blieb es nicht: Von dem ersten brennenden Docht ausgehend lief eine kaum mehr als haardünne Spur aus Feuer zu einer zweiten Lampe, einer dritten und vierten und so weiter, bis sich die gesamte Kammer in ein Spinnennetz aus Licht zu verwandeln schien, in dem Dutzende kunstvoll gestalteter Öllämpchen brannten, von denen nicht eine der anderen glich. Etliche entsprachen genau der Ästhetik, die sie in einer Umgebung wie dieser erwartet hätte, und zeigten hakennasige Gottheiten oder Priester mit gewaltigen Kopfschmucken aus Federn, Schlangen oder Jaguare, andere glichen mehr düsteren Gargoyles, wie man sie eher an einer gotischen Kirche erwartet hätte, oder auch chinesichen Drachen, und das eine oder andere konnte sie gar nicht einordnen; was daran liegen mochte, dass es keiner ihr bekannten Kunstrichtung entsprach. Alles in allem war der Anblick zwar beeindruckend, bildete trotzdem aber ein krudes Sammelsurium, von dem sie ganz sicher war, dass Alica es höchstpersönlich designt hatte.
    »Tataaa!«, machte Alica und breitete in einer dramatischen Geste die Arme aus. In der rechten Hand hielt sie das Feuerzeug, dessen noch immer brennende Flamme sie praktischerweise gleich benutzte, sich einen weiteren ihrer übel riechenden schwarzen Zigarillos anhzuzünden. Eine gute Idee in einem Raum, der nicht besonders groß war und kein Fenster hatte. »Und? Was sagst du?«
    »Beeindruckend«, antwortete Pia. Das entsprach sogar der Wahrheit, wenn auch vielleicht nicht genau in dem Sinne, den Alica erwartet hatte. Die Saunaatmosphäre kam daher, dass es sich tatsächlich um eine solche handelte, auch wenn die Wände aus Stein und mit kunstvollen Reliefarbeiten und Bildern übersät waren und es keinen Saunaofen gab, sondern einen gewaltigen Steinquader, dessen Anblick sie auf unangenehme Art an einen barbarischen Altar denken ließ, auf dem blutige Menschenopfer dargebracht wurden. Jemand hatte ihn allerdings

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