Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
weiter auf, schlüpfte hindurch und folgte Linda und dem Arzt. Noch immer unsichtbar glitt sie hinter ihnen durch die Sicherheitstür, ließ sich vorsichtshalber wieder ein Stück zurückfallen und hoffte, dass die Kameras der zweifellos vorhandenen Videoüberwachung sie ebenso wenig sahen, wie Linda und ihr Chef es konnten.
    Der Professor ließ es sich nicht nehmen, seiner bedauernswerten Schwester die allerschlimmsten Dinge für ihre berufliche Zukunft zu prophezeien, bog aber dann endlich in einen anderen Korridor ab, und die unglückselige Krankenschwester schlich wie ein geprügelter Hund davon und steuerte denselben Aufzug an, mit dem sie vorhin heraufgekommen war. Pia wartete ab, bis sie die Liftkabine betrat, streifte den schützenden Mantel aus Schatten ab und huschte hinter ihr durch die Tür, bevor sie sich ganz schließen konnte. Die junge Frau fuhr wie unter einem elektrischen Schlag zusammen und riss die Augen auf. »Aber wie – ?«
    »Es tut mir leid«, sagte Pia rasch. »Wirklich, ich wollte nicht, dass du Ärger mit deinem Chef bekommst. Schon gar nicht meinetwegen.«
    Linda starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an, dann die Lifttüren, die hinter ihr mit einiger Verspätung darauf reagierten, dass sie wohl doch nicht vollkommen unsichtbar gewesen zu sein schien, als sie die Lichtschranke durchschritt, und noch einmal auseinander- und dann wieder zuglitten. Dann starrte sie wieder auf Pia. Der Aufzug setzte sich mit einem sachten Ruck und vollkommen lautlos in Bewegung, und Pia sagte noch einmal und mit dem harmlosesten Gesichtsausdruck der Welt: »Ehrlich, ich wollte nicht, dass du Ärger bekommst.«
    »Ärger?«
    »Mit deinem Boss«, antwortete Pia.»Das war doch dein Chef, oder?«
    »Professor Gonzales?« Linda nickte und zwang sich mit einer sichtbaren Anstrengung, sich auf Pias Worte zu konzentrieren. »Aber das ist nicht so schlimm«
    »Nicht so schlimm?«, fragte Pia. »Für mich hat es sich angehört, als würde er dich gleich rausschmeißen.«
    »Ja, das hat er auch«, bestätigte Linda, machte aber sofort eine wegwerfende Handbewegung. »Doch das hat nichts zu bedeuten. In einer Stunde hat er es wieder vergessen und stürzt sich auf ein neues Opfer. Wenn jeder, den er rausschmeißt, wirklich gehen würde, dann wäre er in einer Woche ganz allein hier.«
    Pia lächelte flüchtig und wurde sofort wieder ernst. »Es tut mir trotzdem leid.«
    »Was soll er mir schon tun?«, fragte Linda. »Immerhin hast du ihm ja bewiesen, dass ich nichts dafür kann. Der Trick war übrigens nicht schlecht. Verrätst du mir, wie du das gemacht hast?«
    »Nein«, sagte Pia. »Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen, das ist alles. Ich wollte Jesus nicht schaden, weißt du?«
    »Ja«, antwortete Linda.
    »Ich weiß, es war ziemlich blöd von mir, aber ich …«
    »Ich verstehe dich schon. Und es war nicht blöd. Es war in Ordnung.« Lindas Blick wurde ein wenig weicher. »Du weißt, wie es um deinen Freund steht?«
    »Er stirbt«, antwortete Pia leise. »Ich weiß.«
    Der Aufzug hielt an. Linda wartete noch eine halbe Sekunde lang darauf, dass sie weitersprach, und wollte dann aus dem Lift treten, doch Pia hob rasch die Hand und hielt sie zurück, allerdings ohne sie wirklich zu berühren. »Darf ich dir noch eine Frage stellen?«
    »Sicher.«
    »Wie lange hat er noch zu leben?«
    »Dein Freund?« Linda sah sie mit verändertem Ausdruck an. »Willst du die Wahrheit hören? Sie wird dir nicht gefallen.« Pia antwortete gar nicht, und die junge Krankenschwester fuhr fort: »Wenn Gonzales seine beschissene Maschine abschaltet, noch eine Stunde. Oder zwei.«
    »Gerade hast du gesagt, er wäre stabil.«
    »Und das bleibt auch so, solange er an diesem Ding hängt«,antwortete Linda. Sie klang … zornig. »Mach dir keine Hoffnungen. Er wird nicht wieder aufwachen. Das Ding lässt ihn atmen und sein Herz schlagen, aber das ist auch alles. Ich weiß nicht, ob man das Leben nennen kann. Wenn du deinen Freund wirklich liebst, dann solltest du dir lieber wünschen, dass wir hier einen Stromausfall haben und diese verdammte Maschine ausfällt.«
    »Warum tut ihr es dann?«, fragte Pia.
    »Weil Gonzales ein geldgieriger Mistkerl ist!« Linda schnaubte. »Schau dir mal die Rechnung an, die ihr bekommt, und dann stell mir die Frage noch mal, wenn du weißt, was jeder Tag an dieser Maschine kostet!«
    »Aber solange ihr sie nicht abschaltet, bleibt er am Leben?«, vergewisserte sich Pia.
    Die Krankenschwester nickte. Pia

Weitere Kostenlose Bücher