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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wecke.
    Ja, die Stimme hatte recht. Sie war müde, so müde. Sie ringelte den Schweif um sich, legte den Kopf darauf, schloss die Augen. Schlafen. Ein wenig nur. Dann würde sie fressen und zerstören. Aber jetzt …
    … jetzt …
    …
    Elidar betrachtete ihre zitternden Hände. Kraft brannte darin, die sie kaum im Zaum zu halten wusste. Kraft, die Sturm töten würde, wenn sie sie nicht zu bändigen verstand.
    Sie ließ ihre linke Hand behutsam auf seinen Brustkorb sinken. Winzige rotgelbe Funken sprühten. Drachenfeuer , dachte sie.
    Als nichts geschah, ließ sie ihre andere Hand folgen und legte sie sachte auf seine Stirn. Wieder Funken, und wieder keine erkennbare Reaktion des alten Mannes.
    Elidar verschnaufte. Sie spürte Energie und Kraft aus sich herauslaufen wie Wasser aus einem lecken Eimer. Das war falsch, grundfalsch!
    Die Drachenkönigin öffnete ein juwelenglitzerndes Auge.
    Ich brauche dich später? Ihr Wispern klang spöttisch und belustigt. Dann zeig mir, was du ohne mich ausrichten kannst, Drachentochter.
    Elidar knurrte, und sie musste an sich halten, nicht die geballten Fäuste mit aller Macht auf den reglosen Leib vor ihr niederfahren zu lassen. Es wäre viel einfacher, ihn zu vernichten, das Gemach zu verwüsten, das Nichts aus ihrem Inneren freizulassen und alles rundum zu vernichten. Frei zu sein, fortzufliegen …
    Sie zwang sich, ihre Hände ohne Spannung auf dem schwach atmenden Körper auf dem Bett ruhen zu lassen.
    Drachenkönigin , dachte sie. Hör mir zu. Wir beide sind eins. Ich bin nicht ohne dich und du nicht ohne mich. Dies ist unser Körper. Wir werden …
    Lächerlich! , unterbrach sie die Feuer-und-Funken-Stimme der Drachenkönigin. Wie können wir eins sein? Wie kann dieser schwächliche Leib der meine sein? Hüte dich, Made, dass ich nicht zornig werde!
    Elidar spürte, wie der Lebensfunken unter ihren Händen mit jedem Atemzug schwächer wurde. Das Gift mochte vertrieben sein, aber es hatte sein Werk bereits getan. Sturm würde diese Nacht nicht überleben, wenn sie den Drachen nicht zur Kooperation überredete.
    Hör mir zu, dachte sie geduldig, aber ihre Kiefer waren aufeinander gepresst. Wir werden nach Hause gehen, wenn das hier erledigt ist. Ich bringe die kleinen Schwestern nach Hause. Du wirst wieder deine Schwingen ausstrecken und unter den Himmeln fliegen. Aber jetzt musst du mir helfen, sonst können wir nicht gehen.
    Sie wartete. Sie konnte förmlich spüren, wie die Gedanken der Drachenkönigin durch ihre Adern flossen wie flüssiges Gestein, heiß und träge. Die Zeit tropfte davon, und unter ihren Händen versickerte die Lebenskraft ihres alten Lehrers.
    Ich höre dich , sagte die Drachenkönigin schließlich. Ich werde mich dieses eine Mal herablassen, dir zu helfen, aber denke nicht, dass du mir befehlen kannst.
    Elidar entließ den angehaltenen Atem. Danke , dachte sie. Dann hilf mir. Ich brauche deine Kraft.
    Sie spürte, wie Feuer durch ihre Adern floss. Die sengende Hitze brachte ihr Blut zum Sieden, und sie fürchtete, innerlich zu verbrennen.
    Das klirrende Lachen der Drachenkönigin riss sie aus ihrer Erstarrung. Hastig griff sie nach dem Kern ihrer Kraft und ließ sie wie einen Schutzmantel um sich gleiten. Die Hitze ließ nach, aber das Gefühl von Feuer, das durch ihren Körper strömte, blieb. Sie stieß ihren Atem aus und erwartete, Feuer zu sehen. Die Kraft war beinahe zu viel und drohte, sie mitzureißen wie ein Fluss voller Stromschnellen. Elidar stemmte sich dagegen, sammelte die Kraft in ihren Händen und begann, sie behutsam in Sturms Körper zu leiten.
    Eine Zeitlang änderte sich nichts, dann drehte der alte Magier den Kopf und ächzte leise. Seine Augen öffneten sich einen Spalt breit, und seine Hände strichen über das Laken.
    Elidar beobachtete ihn genau. Er schien zwar an Energie zu gewinnen, aber die Verheerungen, die das Gift bereits angerichtet hatte, waren nicht so leicht zu beheben. Sie musste tiefer gehen, aber dafür würde sie der Drachenmagie die Kontrolle über ihren Körper überlassen müssen. Elidar ließ einen Augenblick verstreichen, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit nach innen und rief die Drachenkönigin.
    Hör mich an , sagte sie stumm. Ich will dieses Wesen heilen und dazu muss ich in seinen Körper eintreten. Wirst du für mich Wache halten?
    Sie spürte das leise Lachen der Drachenkönigin. Ein Wachhund , sagte sie amüsiert. Nun gut, ich werde dein Wachhund sein, kleines Wesen. Du erinnerst dich an dein

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