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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Verwahre es für mich. Die Magie ist stark und feurig in dir - und sie erlöscht nach und nach in jedem Magus, der hier im Hause wirkt. Nein, viel schlimmer: Sie stirbt in jedem Magus hier in Ledon. Ich bin verzweifelt! Ich begreife nicht, was vor sich geht, aber ich beobachte das langsame Erlöschen schon seit vielen Equils.« Er griff nach Elidars Hand und hielt sie beschwörend fest. »Du bist der einzige wirklich starke Magus, den ich seit langem erlebe. Du bist wie aus einer anderen Zeit zu uns gesandt. Ich werde bald sterben und den Orden ohne einen Nachfolger hinterlassen. Der Spinnenorden wird sterben und alle anderen Orden noch vor ihm. Ich dürfte dich nicht gehen lassen, Elidar, ich müsste dich hier einsperren und für uns arbeiten lassen. Aber ich fürchte mich da – vor, zusehen zu müssen, wie auch deine Kraft schwindet. Geh fort, Elidar. Geh so weit fort wie du kannst und rette das, was an Magie in dir ist. Rette es für uns alle! »
    Er ließ ihre Hand los und wandte sich heftig ab.
    »Magnifizenz!«, sagte Elidar erschüttert.
    Er stützte sich auf der Lehne seines Stuhles ab und wischte mit dem Ärmel seiner Kukulle über seine Augen. »Es ist gut«, sagte er gefasst. »Geh nun. Wir werden uns nicht wiedersehen. Hüte das Buch - es ist sicher kein mächtiges magisches Artefakt, aber es ist auch nicht ohne Kraft. Es trägt die Spuren eines dreihundert Equils alten Ordens.«
    Elidar nickte und steckte das modrige Büchlein nachlässig ein. Am liebsten hätte sie es auf dem Tisch liegen lassen, aber wenn Sturm es so unbedingt loswerden wollte, würde sie sich nicht mit ihm darüber streiten.
    Wenige Atemzüge später fiel die schwere Eingangstür mit einem dumpfen, endgültigen Knall hinter ihr ins Schloss.

28
    D er »Rote Stier« war noch ein wenig schäbiger und viel kleiner, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie stand vor der Eingangstür und musste an das halbwüchsige Kind denken, das hier seine erste Nacht in Cathreta verbracht hatte. Der Stall war warm und freundlich gewesen - aber heute würde sie sich ein Zimmer mieten!
    Beim Betreten des Gastraumes musste sie ein wenig den Kopf einziehen, damit sie sich nicht am oberen Türbalken stieß. Sie lächelte, als sie zum Schanktisch ging und dort mit Bärs Spinnenring, den sie am Finger trug, gegen das blank gescheuerte Holz pochte.
    »Ich komme«, rief es von hinten. Eine geraume Weile später kam ein grauhaariger, dickbäuchiger Mann in den Schankraum, der sich die Hände an einer fleckigen Schürze abwischte. Elidar erkannte den Wirt, der sie damals beherbergt hatte, auch wenn er älter und nicht dünner geworden war.
    »Entschuldigt, ich habe eine Lieferung Bier in den Keller …« sagte der Wirt und unterbrach sich, als er Elidars ansichtig wurde. Seine Augen wurden groß, und er verbeugte sich hastig und so tief, wie sein ausladender Bauch es zuließ. »Ehrenwerter Magister«, sagte er und verbeugte sich ein zweites Mal. »Ihr habt Euch sicherlich verlaufen - nein, vergebt mir, ein Magister verläuft sich selbstverständlich nie, was schwatze ich!« Er verbeugte sich verwirrt ein drittes Mal, und Elidar sah dicke Schweißperlen auf seine Stirn treten.
    »Meister Flavian, beruhige dich«, sagte sie belustigt und ein wenig gerührt. »Ich möchte dein bestes Zimmer mieten.«
    Der Wirt richtete sich ächzend auf und starrte sie an, bemerkte sein Starren und schlug hastig die Augen nieder. »Welche Ehre«, nuschelte er. »Und Ihr kennt sogar meinen Namen. Aber meine Zimmer entsprechen schwerlich dem, was ein ehrenwerter Magister gewöhnt ist. Ich fühle mich geehrt, aber ich würde Euch empfehlen, in der Drachenkrone am Großen Markt nach einem Zimmer zu fragen. Dort pflegen edle Herrschaften wie Ihr abzusteigen.«
    »Danke, Flavian«, sagte Elidar ein wenig ungeduldig. »Aber ich möchte hier im Roten Stier wohnen. Ist das Ostzimmer immer noch dein bestes Zimmer?«
    Die Kinnlade des Wirtes klappte hinunter. Er nickte stumm und schloss den Mund mit einem hörbaren Schlucken. »Ich lasse es für Euch herrichten, Herr. Wollt Ihr bis dahin so freundlich sein, Platz zu nehmen? Was darf ich Euch bringen?«
    Elidar ließ sich auf die Bank neben dem Fenster sinken und verstaute ihren Reisesack darunter. »Ein frischgezapftes Bier. Und ich könnte ein Frühstück brauchen. Lass Marcella etwas herrichten, bitte.«
    Der Wirt nickte stumm und ergeben und verschwand in die Küche. Er war ganz offensichtlich davon überzeugt, dass dieser Magister erstens in

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