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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Fenster vorzog.
    »Haltet ein, Herr, ich bitte Euch«, schrie der Wirt, der hinter dem Schanktisch in Deckung gegangen war.
    Elidar schüttelte ihren Mantel aus, dessen Saum voller Sägespäne und Staub vom Boden war.
    «Bissen, wie möchtest du gefressen werden?«, fragte sie sanft. »Ich bevorzuge das rohe, blutige Fleisch und die saftig splitternden Knochen. Aber wenn du willst, kann ich dich vorher ein wenig rösten. Ich bin ja kein Untier.«
    Der Mann, dessen schreckgeweitete Augen zeigten, dass er trotz seiner erstarrten Glieder alles hören und sehen konnte, was um ihn herum vorging, gab ein ersticktes Gurgeln von sich.
    »Bitte?«, fragte Elidar höflich und beugte sich etwas vor. Das Gurgeln wurde lauter und hektischer.
    »Herr«, greinte der Wirt. »Edler Herr Magister, ich flehe Euch an! Verschont meine Gäste und meine Schänke. Was darf ich Euch anbieten? Ihr seid hungrig? Ich lasse Euch aus der Küche bringen, was Euer Herz begehrt!«
    Die Drachenkönigin ließ von ihrem Gefangenen ab und wandte sich gemächlich um. Sie fixierte das neue Opfer. Es war dicker als der Betrunkene, aber auch älter. Nun, ein bisschen zäher, aber dafür insgesamt fleischiger, das mochte angehen. Sie glitt in seine Richtung und lächelte mit blitzenden Zähnen. »Was mein Herz begehrt? Das hat mir schon lange niemand mehr angeboten«, schnurrte sie. »Gut, Würmchen, ich nehme an. Geh, reibe dich ein wenig mit Salz ein. Kein Knoblauch, wenn ich bitten darf, mein Magen ist empfindlich.« Sie lachte zischend, ein paar Funken sprühten. Sie spürte, wie sich ihre Schwingen mit einem ledrigen Geräusch aneinander rieben.
    Der Wirt riss Augen und Mund auf, japste und fiel in Ohnmacht.
    Die Drachenkönigin beugte sich über ihn und musterte ihn interessiert. Er roch nicht sonderlich appetitlich, und eigentlich verspürte sie gar keinen Hunger, auch wenn sie das behauptet hatte, um die Würmchen in Angst und Schrecken zu versetzen. Sie wandte sich ab, fauchte einen kurzen Flammenstoß auf den Schanktisch, der mit einem lauten Knall zu Asche zerfiel, und verließ das schäbige Etablissement.
    Auf der Gasse war niemand zu sehen, aber sie hörte Schreie und lautes Getrappel, das näher kam. Jemand hatte die Wache alarmiert. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, diesen aufgeblasenen Würmchen in Uniform eine Jagd zu bieten, wie sie sie noch nie erlebt hatten - vor allem, weil sie selbst die Gejagten sein würden - aber dann verwarf sie den Impuls und breitete die Schwingen aus. Am Himmel leuchtete das große Drachenlicht, floss über die Mauern und durch die engen Straßen der hässlichen Steinwüste und verwandelte ihre eigenen Schuppen in flüssiges Silber. Dies war ihr Element, und sie fühlte, wie es in ihrem Blut seinen mächtigen Lockruf erklingen ließ. Das Drachenlicht rief sie zum Tanz. Dies war nicht der Himmel ihrer Heimat, aber sie wollte endlich wieder frei durch das Licht des Mondes fliegen, auch wenn dieser fremde Himmel voller Wolken war und die Luft unerträglich feucht an ihren Schwingen klebte.
    Sie sprang mit einem feuerglühenden Ruf und laut knatternden Schwingen in die Luft. Rundum schrillten Schreckensschreie und Alarmrufe, aber sie kümmerte sich nicht darum. Mit kräftigen Flügelschlägen schraubte sie sich empor und hinauf in die silberleuchtende Dunkelheit, wo sie in eisiger Stille mit den Sternen tanzen konnte.

29
    S ie konnte sich nicht daran erinnern, wann es ihr schon einmal so übel gewesen war. Ihr Mund war trocken, und der Geschmack, den sie auf der Zunge hatte, war geradezu unbeschreiblich widerlich. Was hatte sie bloß angestellt, dass sie sich so elend fühlte?
    Elidar richtete sich stöhnend auf und hielt sich den Kopf. Sie schnalzte mit der pelzigen Zunge, öffnete eins ihrer verklebten Augen und tastete nach dem Wasserkrug. Nach einem kräftigen Schluck goss sie sich den Rest über den Kopf, und danach fühlte sie sich so weit gekräftigt, dass sie einen einfachen Zauber zum Vertreiben des Unwohlseins anwenden konnte.
    Das Schädelbrummen wurde erträglicher. Elidar schüttelte sich und stand auf. Sie hatte in Unterzeug geschlafen, und ihre Kleider lagen zerknüllt in der einen Ecke, die Stiefel und der Mantel in einer anderen. Alles war in keinem allzu guten Zustand. Gab es hier in dieser schrecklich feuchten, zugigen und kalten Steinstadt so etwas wie ein Badehaus?
    »Drachenlicht«, sagte sie halblaut. Dann schüttelte sie den Kopf. Warum sprang ihr dieses Wort in den Kopf?
    Sie

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