Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Brustkasten. Luca bezahlte den Eintritt für beide und schob Elidar zum Eingang des Männerbads. In der großen Halle hörte man Stimmen und Gelächter, die sich an den blaugold gekachelten Wänden brachen und als fröhlicher Lärm von der gekuppelten Decke zurückschwappten. Elidar sah sich um und musterte die Frauen, die hinter ihnen den zweiten Eingang passierten. Alte Frauen in langen Jilbabs, Haar und Schultern mit einem dunklen Shayla bedeckt, trugen Körbe am Arm, aus denen es verlockend duftete. Junge Frauen mit ihren Kindern an der Hand in hellen Kaftanen und Hosen, schwatzend und lachend, kichernde Mädchen, die mit ihren Freundinnen durch die Halle liefen, die Zöpfe tanzten auf ihren Schultern.
    Auf der Männerseite sah er alte Yasemiten in ihren weiten Dishdashs, das graue Haar mit bestickten Käppchen bedeckt. Sie sprachen leise miteinander, während sie auf ihre Stöcke gestützt voranschritten. Junge Männer in Hemden und enggewickelten Hosen mit dunklen Bärten und lauten Stimmen; Kaufleute, die ihren Bauch in der bestickten Weste und ihre wichtige Miene vor sich hertrugen wie eine Standarte, ein paar hellhäutige Gardisten mit von der Hitze geröteten Gesichtern, den Helm unter den Arm geklemmt, die Luca zunickten … Elidar seufzte. Luca sah seinen Blick, der sehnsuchtsvoll zur Frauenseite schweifte, und lächelte. »Hübsche Dinger, hm?«
    Elidar nickte verkniffen. Luca legte die Hand auf seine Schulter und schob ihn in den langen, gekachelten Gang, in dem alle Schritte trotz der weichen Pantoffeln und Ledersandalen so laut hallten, als trügen die Badegäste genagelte Schuhe.
    »Dort kannst du dich ausziehen«, sagte Luca und deutete auf eine Reihe kleiner Nischen, die mit Bänken und Körben ausgestattet waren. »Leg deine Sachen in den Korb.«
    Elidar blickte sich mit unglücklicher Miene um. Dann zuckte er ergeben mit den Schultern.
    Luca sah ihm mit offenem Mund zu. Der Junge wand sich wie eine Schlange, um ja keinen Flecken nackter Haut sehen zu lassen. Die zerlumpte Hose fiel um die dünnen Knöchel, dann griff Elidar hastig nach einem großen Badetuch, wand es sich unter seinen Sachen um den Leib und schlängelte sich dann aus dem schmutzigen, viel zu großen Hemd.
    »Junge«, sagte Luca beeindruckt, »Junge …« Er schüttelte den Kopf und zog seine Uniform aus. »He, Bursche«, er winkte einen Badejungen heran und drückte ihm eine Münze in die Hand. »Pass auf, dass keiner mein Schwert klaut.«
    Um sie herum standen und gingen schwatzende und schweigende Männer in fröhlicher Nacktheit, riefen sich Scherze zu und betraten die verschiedenen Räume, aus denen Plätschern, Stimmen und Musik erklang.
    »Zuerst das Waschen«, kündigte Luca an und deutete auf einen niedrigen Durchgang. Elidar warf einen Blick hinein, und schrak zurück.
    »Du hast gesagt, ich muss nicht nackt …« Er schüttelte den Kopf und machte Anstalten, zu seinen Kleidern zurückzuflüchten.
    »Halt, halt«, Luca hielt ihn am Arm fest. »Bist du sicher, dass du ein Yasemit bist? Du benimmst dich so schamhaft wie ein Berg-Ledonier.« Luca seufzte. »Also gut.« Er sah sich um und winkte dann einem Mann in weißer Hose und mit nacktem Oberkörper zu. »Jabir, ich brauche eine Zelle.«
    Der Bademeister verneigte sich kurz und geleitete die beiden zu einer Tür mit Vorhang. »Wünscht ihr meine Dienste?«
    Luca warf einen Seitenblick auf Elidar und verneinte bedauernd. Der Bademeister nickte mit ausdruckslosem Gesicht, verbeugte sich wieder und entfernte sich.
    »Da geht er hin, der Meister aller Masseure und das größte Klatschmaul des Badehauses«, murmelte Luca. »Und er wird die Nachricht verbreiten, dass Luca der Ledonier mit einem kleinen Jungen in eine Zelle gegangen ist.« Mit einem Achselzucken tat er den Gedanken ab und öffnete den Vorhang zu dem kleinen Raum. »Rein mit dir, du Zerstörer meines Rufes.«
    Elidar trat ein und sah sich um. Eine Bank, ein Zuber mit Wasser, Bürsten und Seife.
    »Waschen«, sagte Luca kurz. »Weißt du, wie das geht? Hast du das schon mal gemacht? Vergiss die Ohren nicht.«
    Elidar errötete und griff nach der Seife. »Drehst du dich um?«
    »Was? Ach, na gut!« Halb wütend, halb lachend drehte Luca sich in der Enge zur hölzernen Wand, die diese Zelle von der benachbarten trennte, und begutachtete ihre Maserung. Hinter sich hörte er zaghaft es, dann immer lauter werdendes Plätschern und Platschen.
    »Wenn du versprichst, dich regelmäßig zu waschen, mache ich dich zu

Weitere Kostenlose Bücher