Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
MagnifizenzSturm bevor, der zwar freundlich zu ihr gewesen war, aber vor dem sie dennoch ein wenig Angst hatte.
    Was hatte sie nur geweckt? Wahrscheinlich die Aufregung. Sie sprang aus dem Bett und zog ihre neuen Kleider an. Elidar knotete die geflochtene Kordel um ihre Hü en und stopfte das Schreibzeug in ihren Beutel. Wo war der Findestein? Sie nahm ihn in die Hand, dann steckte sie ihn mit einem ärgerlichen Schnaufen wieder fort. Sie würde sich ihr Frühstück selbst suchen müssen, ebenso wie den Unterrichtsraum.
    Draußen hörte sie Schritte und verschlafen klingende Stimmen. Sie schulterte den Beutel und riss ihre Tür auf.
    Drei Köpfe fuhren zu ihr herum.
    »Wer ist das?«, fragte ein großer Junge in Novizentracht.
    »Ein Neuer, schätze ich«, erwiderte einer seiner Begleiter, ein stämmiger Bursche mit gesunder Hautfarbe.
    »Er ist bloß ein Postulant«, sagte der dritte Junge, ein rattengesichtiger kleiner Kerl, abfällig. »Schaut mal, er ist ja noch nicht mal geschoren.« Die anderen beiden lachten, dann gingen sie weiter, ohne Elidar eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Sie biss die Zähne zusammen und folgte den Jungen. Unhöflich hin, herablassend her – zumindest würden die drei sie zum Frühstück und zum Unterricht führen, wenn auch unfreiwillig.
    Der Weg zum Refektorium - jetzt fiel ihr der Name des Speisesaals wieder ein - war leicht zu merken, darüber freute sie sich. Der große, dunkle Saal war leer und kalt. Entweder waren die Novizen besonders früh oder sehr viel später an der Reihe als alle anderen Mitglieder des Ordens.
    Die drei Novizen gingen zielstrebig zu einem Tisch, der an der Stirnseite des langgestreckten Raumes stand. Elidar blieb am Eingang stehen und sah sich erst einmal um. Sie sah, dass der rattengesichtige Junge sich nicht zu den anderen beiden setzte, sondern durch eine offen stehende Tür am anderen Ende des Saales verschwand und nach einer Weile mit einem Tablett wiederkam. Er schob es auf den Tisch und verteilte Becher, schenkte aus einer Kanne dampfende Flüssigkeit ein und legte einen Laib Brot und Käse auf den Tisch. Dann setzte er sich neben den Stämmigen, und die drei Jungen begannen schweigend zu essen.
    Elidar zögerte kurz, dann durchquerte sie entschlossen den Raum und trat ebenfalls durch die Tür. Sie fand sich in einer halbdunklen, warmen, nach frischem Brot und Kernseife riechenden Küche wieder. In einem Herd gloste ein Feuer, auf ihm dampften zwei große Kannen, und an einem zerschrammten Holztisch neben dem Feuer saß ein Riese in einem verwaschenen, ehemals schwarzen Habit und aß ein ebenfalls riesiges Butterbrot. Das musste der Koch des Ordens sein.
    Er nickte Elidar zu. »Ah, du bist sicher der Neue«, nuschelte er mit vollem Mund. »Nimm dir einen Becher und Tee.« Er deutete mit dem Butterbrot in der Hand auf die Kannen. »Brot und Käse sind dort im Schrank«, fuhr er fort. »Hast du ein Messer?«
    Elidar nickte. Sie ging durch die Küche und suchte ihr Frühstück zusammen. Der Riese saß kauend an seinem Tisch und sah ihr interessiert zu. »Hast du die anderen schon kennen gelernt?«, fragte er.
    Elidar blieb an seinem Tisch stehen, Becher und Kanne in der Hand, und schüttelte den Kopf. »Sie sind nicht an mir interessiert, fürchte ich.«
    Der Riese gluckste. »Eine eingebildete Bande, diese Klasse«, sagte er. »Vor allem das feine Herrchen Valon hält sich für etwas ganz Besonderes.« Er schob den letzten Bissen in den Mund und klopfte neben sich auf die Bank. »Hock dich her«, sagte er und schluckte. »Du kannst hier mit mir frühstücken. In der Küche ist es viel gemütlicher als im kalten Refektorium.«
    Elidar schob sich erleichtert neben den riesigen Mann, der jetzt behäbig mit einem Holzspan in seinen Zähnen herumbohrte. »Lang gut zu«, sagte er. »Du hast einen anstrengenden Tag vor dir, alles ist noch ungewohnt und neu. Davon bekommt man Hunger.« Er klopfte mit der Hand auf seinen Bauch. »Und glaube mir, ich weiß, wovon ich spreche.« Er lachte.
    Elidar säbelte eine dicke Scheibe von dem frischen Brot ab und legte daumendick Käse darauf. Sie hatte gestern nicht viel in den Magen bekommen und war hungrig wie ein Dakh.
    Der Riese stützte sein Kinn in die Hand und sah ihr beim Essen zu. »Du kannst wirklich was wegputzen«, sagte er nach einer Weile anerkennend. »Hätte ich nicht gedacht, bei so einem mageren Kerlchen wie dir.«
    Er streckte den Arm aus und schob Elidar einen Korb mit Äpfeln hin. »Steck dir was

Weitere Kostenlose Bücher