Elidar (German Edition)
davon ein«, sagte er. »Und dann los, euer Unterricht fängt gleich an.«
Elidar schluckte den letzten Brocken Käse hinunter und wischte sich die Finger an der Tunika ab. »Danke«, sagte sie und nahm zwei Äpfel, die sie in ihrem Sack verstaute.
»Nichts zu danken«, murmelte der Riese und gähnte, dass
sein Kiefer knackte und die Augen zu kleinen Schlitzen wurde.
Elidar hörte, dass die Jungen draußen aufbrachen. Sie stand hastig auf und verabschiedete sich von dem riesigen Koch, der ihr mit belustigter Miene nachschaute, als sie aus der Küche rannte.
Die Jungen waren weg. Elidar biss die Zähne zusammen. Sie lief aus dem Refektorium, ein Stück den Gang entlang, den sie gekommen war, und spitzte die Ohren. Tatsächlich, in der Ferne erklangen Stimmen, die etwas zu rezitieren schienen. Aber sie waren viel zu tief für drei halbwüchsige Jungen.
»He«, rief plötzlich jemand. Elidar wandte sich um. Ein schlaksiger Bursche, etwas älter als die anderen Novizen, kam gemächlichen Schrittes auf sie zu. »Du bist der Neue?«, fragte er und beäugte sie interessiert. »Valerian.« Er hielt ihr die Hand hin. Elidar schüttelte sie und stellte sich ebenfalls vor.
»Du suchst sicher den Unterrichtsraum«, sagte Valerian und setzte sich in Bewegung. »Spectabilis Grimm ist bekannt für seine Hausführungen, nach denen man seinen eigenen Kopf nicht mehr wiederfindet.« Er grinste.
»Grimm - das ist der Novizenmeister?«, fragte Elidar. Valerian nickte. Der rotblonde Flaum auf seinem geschorenen Kopf leuchtete in einem dünnen Sonnenstrahl auf, der durch eins der hohen Fenster des Ganges fiel.
»Unterrichtet er uns?«
Valerian sah sie beinahe entsetzt an. »Grimmbart? Jason sei dank, nein! Das Vergnügen haben die alten Kerle, die Novizen im dritten Abschnitt, und ich gönne es ihnen von Herzen.« Er nahm Elidars Arm und zog ihn ein paar Stufen hoch. »Hier lang.«
»Wer unterrichtet uns?«
»Honorabilis Bär in Person. Er ist der Stellvertreter seiner Magnifizenz.« Es klang stolz. »Wir sind wichtiger als die alten Kerle, weißt du? Wenn sie den ersten Abschnitt verhunzen, dann ist danach alle Mühe umsonst.« Er blieb stehen und legte Elidar einen Arm um die Schulter. »Lass dich nicht von Valon und den anderen einschüchtern. Luriel ist eigentlich ganz in Ordnung, und Sprenz solltest du einfach ignorieren, den kleinen Scheißer.«
»Luriel ist der Stämmige?«, fragte Elidar. Valerian nickte.
»Gehen wir rein.« Er drückte die Tür auf und sie betraten den Unterrichtsraum der Novizen im ersten Abschnitt. Elidars Gefühle waren durchaus gemischt - einerseits freute sie sich auf den Unterricht, aber andererseits hatte sie auch ein wenig Angst. Würde sie mit den anderen Novizen zurechtkommen? Würden sie Elidar durchschauen? Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass zumindest drei von ihnen nichts von ihr wissen wollten. So war die Gefahr kleiner, dass ihr Geheimnis aufflog.
Sie atmete tief ein und sah sich um. Ein kleiner Raum, gerade groß genug für fünf Schreibpulte und einen etwas erhöhten Platz für den Lehrer. Das Fenster saß auch hier hoch in der Wand. Um hinauszusehen, hätte sie auf eins der Pulte steigen müssen. Die drei Jungen hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten miteinander.
»Na, ihr Strohköpfe, wieder beim Geheimniskrämern?«, fragte Valerian laut und ließ seinen abgetragenen Lederbeutel auf eins der Pulte fallen.
»Valerian, die Pestbeule«, der große Junge, der anscheinend der Anführer der Novizen war, sah auf und verzog den Mund. »Ah, du kommst in passender Begleitung, wie ich sehe. Der Stallbursche hat auch hergefunden.«
Die anderen beiden lachten beifällig. Valerian schüttelte den Kopf und antwortete: »Dumme Kinder!«
»Ohrfeige ihn, Luriel«, sagte Valon gleichgültig. Der Stämmige drehte sich zu Valon um, zögerte, sah dann Valerian an.
»Tu’s, Luriel«, feuerte Valerian ihn an und zeigte spitze Zähne. »Ich wollte immer schon mal herausfinden, ob du als Kröte hübscher bist.« Luriel machte einen Schritt rückwärts.
»Er schneidet nur auf«, sagte Valon. »Wenn Valerian das könnte, wäre er nicht hier bei uns. Und selbst wenn - er weiß genauso gut wie wir, dass es ihm nicht erlaubt ist. Wenn der Brummbär ihn erwischt …« Er unterbrach sich und täuschte einen Hustenanfall vor, denn die Tür war aufgegangen und eine massige Gestalt füllte den Türrahmen beinahe komplett aus.
»Guten Morgen«, sagte Honorabilis Bär. »Wie ich sehe,
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