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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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rattengesichtige Sprenz war sogar irgendwann im Sommer zusammengebrochen und in sein Elternhaus zurückgegangen. Noch nicht einmal Valerian hatte darüber Witze gerissen, so sehr hatte der Vorfall die anderen Novizen betroffen gemacht.
    Sprenz kehrte zurück, noch ein wenig spitzer und rattengesichtiger als zuvor, und vergrub sich seitdem geradezu verbissen in seine Studien. Auch Valon und sein getreuer Luriel ließen Elidar in Ruhe und steckten lieber ihre Nasen in die Bücher. Zu Anfang des Winters standen die ersten Prüfungen an, und keiner von ihnen wollte dabei schlecht abschneiden.
    Elidar klappte ihr Buch zu und steckte es in ihren Beutel. »Ja, machen wir Schluss«, sagte sie. »Ich muss noch den Schwebezauber üben, sonst demonstriert der Brummbär ihn an mir!«
    Magister Schnee nickte ernst. »Wir sehen uns übermorgen«, sagte er.
    Draußen lockte die Abendsonne. Elidar zögerte kurz, dann ging sie zur kleinen Hintertür hinaus in den Kräutergarten. Den Schwebezauber konnte sie auch genauso gut dort üben.
    Hinter dem Kräuter- und Gemüsegarten lag der Kleine Garten mit niedrigen Buchsbaumhecken, schlanken Ulmen und Birken, kleinen Goldfischteichen und gewundenen Kieswegen, über die stumme, schwarzgekleidete Magister schritten, in Bücher vertieft oder in ihre Gedanken versunken.
    Elidar lief quer durch den Garten und gelangte durch den Heckenbogen in den Großen Garten, der beinahe eine Wildnis war, ein zwergkleines Wäldchen, ein verwunschener, überwucherter, geheimnisvoller Ort voller Tierstimmen, Blätterrauschen und Wohlgeruch inmitten der Stadt.
    Sie rannte über moosweichen, federnden Boden, sprang über einen kleinen Wasserlauf, schob sich durch ein hüfthohes Büschel aus Schilf und gelangte auf eine kleine Lichtung inmitten dunkelgrüner Büsche und einiger mannshoher Bäumchen. Dort warf sie sich bäuchlings auf den Boden, streckte die Glieder und seufzte vor Wonne. Eine Weile blieb sie so liegen, atmete den würzigen Duft des warmen Bodens und sah einer Truppe Ameisen dabei zu, wie sie Samenkörner, Blättchen und Nadeln an ihrer Nase vorbeischleppten.
    Endlich setzte sie sich auf und holte ihre Notizen aus der Tasche. Sie las stirnrunzelnd die Anweisungen für den Schwebezauber durch und wiederholte, stumm die Lippen bewegend, die Formel.
    Hinter ihr raschelte etwas, dann näherten sich leichte Schritte. »Na, Alter?«, hörte sie Valerian sagen. Er fiel neben ihr ins Gras und schaute ihr über die Schulter. »Oh, du mit deiner Geheimschrift«, schimpfte er.
    Elidar lächelte. Sie hatte sich so mit der eckigen, spitzenSchrift der Ledonier geplagt. Lesen konnte sie sie inzwischen flüssig, aber das Schreiben bereitete ihr endlose Mühe. Sie hatte beobachtet, dass die anderen Novizen eine andere Form dieser Schrift benutzten, die runder war und beim Schreiben leicht ineinander floss, aber es war ihr einfach zu umständlich erschienen, neben ihrem ganzen Pensum auch noch diese Handschrift einzuüben. Also hatte sie kurzentschlossen damit begonnen, ihre persönlichen Notizen in der vertrauten Schlingenschrift der Yasemiten zu verfassen. Die angenehme Begleiterscheinung, dass nun keiner ihrer Mitschüler ihre Notizen entziffern konnte, bereitete ihr dabei eine gewisse Genugtuung.
    Sie konzentrierte sich wieder auf den Schwebezauber. Er formte sich in ihrem Inneren, und als er reif war, pflückte sie ihn mit vorsichtigen Geistfingern und lenkte ihn auf ein Zweiglein, das vor ihr im Gras lag. Es erzitterte kurz und heftig, dann lag es wieder still.
    Elidar seufzte enttäuscht und konzentrierte sich erneut. Valerian lag, das Kinn in die Hände gestützt, neben ihr und sah interessiert zu.
    Wieder rundete sich der Zauber wie eine reife Frucht, wieder nahm sie ihn sacht und behutsam auf und schickte ihn zu dem Zweig. Erzittern, ein winziger Hüpfer, dann lag das Ästchen ruhig auf dem Boden.
    Elidar schnaubte und wischte sich einen Schweißtropfen von der Nase.
    »Der Schweber?«, fragte Valerian.
    Elidar nickte und streckte sich neben ihm aus. »Er will und will mir nicht gelingen.«
    Valerian sah sie ungläubig an. »Aber das ist ein Zauber für Kinder«, sagte er. »Den hast du im kleinen Finger! Jeder Windmagier beherrscht Schwebezauber im Schlaf.« Er grinste. »Aber wenn du einmal gesehen hast, wie Valon sich damit abmüht - Feuermagie und Schwebezauber, das geht gar nicht!«
    Elidar legte den Kopf in die Hände und sammelte sich. Danngriff sie wieder nach ihrer Kraft , ließ den Zauber

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