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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sie dort abgeliefert hatte. Sie blickte Valerian an und sah, dass es ihm nicht viel anders erging. Auch er starrte mit großen, entzückten Augen aus dem Kutschenfenster.
    »Ich bitte um eure Aufmerksamkeit«, riss die Stimme seiner Magnifizenz sie aus ihren Betrachtungen. »Wir werden gleich an unserem Ziel angelangt sein, und ich möchte, dass ihr euch eurem Stand gemäß benehmt. Valerian, du begleitest mich als der beste Schüler deines Abschnitts. Es ist durchaus möglich, dass du aufgefordert wirst, die eine oder andere Fertigkeit vorzuführen. Ich möchte dich bitten, dies zu tun, ohne dich dabei aufzuspielen. Bescheidenheit, junger Mann, und ein Gefühl für deinen Stand wären angemessen.«
    Valerian schluckte und nickte stumm.
    Casarius Sturm wandte sich an Elidar. Sein Blick bohrte sich in ihr Innerstes. »Nun zu dir, Elidar. Du wirst bei uns bleiben und zuhören und zusehen. Ich möchte, dass du still bist und dich unauffällig benimmst. Sei dankbar, dass du uns begleiten darfst und sei aufmerksam.«
    Elidar nickte beklommen und fasste sich ein Herz, da Sturm ganz offensichtlich nicht beabsichtigte, mehr zu sagen.
    »Eure Magnifizenz«, sagte sie, »dürfen wir erfahren, wohin Ihr uns bringt?«
    Der Magus hob die Brauen. »Warum?«
    »Weil ich gerne wüsste, was uns erwartet.«
    Sturm senkte den Kopf und blickte in das Büchlein, das er in
    der Hand hielt. »Ihr werdet dem Kurator vorgestellt.«
    Elidar hielt den Atem an und wechselte einen Blick mit Valerian, der aufgeregt die Hände ineinander klammerte. Sie runzelte die Stirn. Warum hatte Magnifizenz Sturm sie auf diesen bedeutenden Besuch bei Hofe nicht früher vorbereitet? Valerians Tunika zierten Flecken und kleine Brandlöcher, und sie selbst hatte nicht allzu saubere Fingernägel.
    Die Kutsche hielt an, und sie hörten, wie der Kutscher vom Bock sprang. Dann öffnete sich der Schlag, sie stiegen aus und standen vor einem der Durchgänge in den inneren Bereich des Palatiums.
    Casarius Sturm ging mit wehendem Mantel voraus, und die beiden Novizen eilten hinter ihm her. Elidar sah sich neugierig um, sie hatte diesen Teil des Palatiums noch nie zu Gesicht bekommen, während Valerian weder rechts noch links blickte und nur an die bevorstehende Begegnung mit dem Kurator zu denken schien. Elidar bemerkte, dass er verstohlen an einem Grasfleck auf seiner Kukulle herumrieb.
    Sturm führte sie durch einen Innenhof und sie betraten einen Arkadengang, von dort gelangten sie ins Innere des Gebäudes. Eine hohe, lichtdurchflutete Halle mit Säulen aus weißem und rosafarbenem Marmor mit blattgoldüberzogenen Kapitellen empfing sie. Auf dem spiegelnden Marmorboden stand kein Möbelstück, nur rechts und links der Tür, die weiter ins Innere des Hauses führte, waren zwei streng dreinblickende Statuen platziert, die einen Mann und eine Frau darstellten, jeder mit einem Speer und einer Schriftrolle in den Händen. »Macht und Wissen«, flüsterte Valerian ihr zu.
    Sie hatten reichlich Gelegenheit, sich umzusehen, denn Sturm blieb in dieser Halle stehen, stützte sich auf seinen Stab und wartete. Seine Miene war gelassen, aber Elidar spürte dennoch eine Ungeduld, die mit jedem Moment wuchs.
    Endlich hörten sie Schritte. Ein livrierter Mann eilte durch die Tür und verneigte sich vor dem Magus. »Um Vergebung, dass ich Euch habe warten lassen, Magnifizenz«, sagte er. »Ich bin untröstlich. Man hat mich zu spät von Eurer Ankunft unterrichtet. Wenn Ihr mir nun bitte folgen wollt …« Sein Blick fiel mit flüchtiger Neugier auf die beiden Novizen, bevor er sich umdrehte und sie tiefer in den Palast hinein führte.
    Sie liefen über schimmernde Böden, die so glatt waren, dass Elidar bei jedem Schritt ein wenig schlitterte. Sie warf Valerian einen Blick zu und sah, dass es ihm ähnlich erging. Casarius Sturm dagegen schritt fest voran, wobei sein Stock im Takt seiner Schritte hart auf dem Boden aufschlug.
    Endlich hielten sie vor einer hohen weißgoldenen Tür, die ihr Führer mit einer feierlichen Verbeugung öffnete. »Magnifizenz Sturm vom Orden der Dunklen Nigh und Begleiter«, verkündete er laut und setzte geflüstert hinzu: »Ihr dürft eintreten, Eure Magnifizenz.«
    Die Tür fiel lautlos hinter ihnen ins Schloss. Elidar war so aufgeregt, dass es sie am ganzen Körper juckte.
    Sie standen in einer Art Vorzimmer, in dem zwei dunkel gekleidete Männer auf hochlehnigen Stühlen saßen und gedämpft miteinander redeten. Der Ältere der beiden unterbrach sich

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