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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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ihn um. Als er die Klinke herunterdrückte, merkte er, dass er ab- statt aufgeschlossen hatte.
    Hab ich vergessen abzuschließen, als ich ging?, fragte er sich und drehte den Schlüssel noch einmal um.
    Er betrat den kleinen Vorraum und bückte sich, um seine Schuhe auszuziehen. Das hatte er früher nie getan, aber jetzt wollte er den Fußboden sauber halten. Ehe er sich aufrichten konnte, hörte er rasche Schritte und spürte eine Hand in seinem Nacken, die ihn wie ein Schraubstock umklammert hielt.
    »Aha«, sagte eine Stimme, die er kannte, »Olli hat also geglaubt, er entkommt. So einfach ist das aber nicht.«
    Olavi Andersson wurde ins Zimmer gezogen und mit Kraft auf die Couch gedrückt. Als er den Kopf hob, stand nur einen halben Meter von ihm entfernt ein Mann über ihn gebeugt.
    »Du bist eine länger währende Verpflichtung eingegangen, als du angefangen hast, bei mir zu kaufen«, sagte der Mann. »Den Chemiker verlässt man nicht so ohne weiteres. Ich muss an meine Geschäfte denken. Mein Lagerbestand hängt unter anderem von deinen Käufen ab. Du musst mir also auch weiter Ware abnehmen.«
    Olavi Andersson richtete sich auf und hielt sich eine Hand vor den Kopf, um sich vor Schlägen zu schützen.
    Der Chemiker bückte sich blitzschnell und versetzte ihm einen Schlag in den Magen. Der Schlag war so heftig, dass Olavi Andersson vornüberkippte und mit dem Kopf auf den Couchtisch schlug.
    »Steh auf!«, schrie der Mann, der sich selber »der Chemiker« nannte.
    »Schlag mich nicht«, flehte Olavi Andersson. »Lass uns darüber reden.«
    »Okay, dann reden wir. Hör mir zu. Du warst nicht zu Hause, als ich dir bestellte Ware bringen wollte. Und dann hast du dich mit einem meiner Kunden angelegt und behauptet, es gibt keinen Handel mehr unter euch Jungs und keine Einladungen mehr. So was macht mich sauer.«
    Er erhob die Hand erneut zu einem Schlag.
    »Warte«, sagte Olavi Andersson. »Ich kann dir das erklären.«
    »Na, wunderbar. Aber mach schnell und dann rück das Geld raus. Ich hab den Kanister dabei.«
    Der Chemiker drehte sich um und hob einen Fünf-Liter-Kanister vom Fußboden.
    »Diesen wirst du kaufen und du wirst ihn trinken. Und in drei Tagen komme ich mit einem neuen. Und dann hast du das Geld parat.«
    »Wir machen einen Deal«, schlug Olavi Andersson vor. »Ich bezahle diesen Kanister und dann ist Schluss.«
    Er ging auf der Couch vor dem nächsten Schlag in Deckung. Aber nichts geschah.
    »Schluss, sagst du Schluss? Warum sollte so ein alter abgehalfterter Kerl wie du aufhören?«
    »Das ist meine Sache. Es ist nun mal so.«
    »Da täuschst du dich aber, Olavi.«
    Der Chemiker schraubte den Verschluss auf, stellte den Kanister auf den Couchtisch und schlug rasch mit der rechten Faust zu. Sie traf Olavi Andersson am Kiefer und schleuderte seinen Kopf gegen die Wand. Der Chemiker stemmte sein Knie gegen Olavis Brust, der halb auf der Couch lag, und reckte sich nach dem Kanister.
    Mit der anderen Hand öffnete er ihm den Mund.
    Der Schmerz im Kiefer war höllisch und Olavi Andersson hatte keine Möglichkeit sich zu wehren. Der Schnaps floss in seinen Rachen, und obwohl er hustete und gleichzeitig zu schreien versuchte, lief ihm immer mehr in die Kehle.
    Schließlich goss der Chemiker den Rest der Flüssigkeit über Olavi Anderssons Kleidung. Er wich ein paar Schritte zurück, und griff nach einem Feuerzeug.
    »Ich glaube, ich mach Schluss mit dir«, sagte er leise.
    Er stand eine Weile mit der Flamme in der Hand da und starrte Olavi Andersson an. Dann löschte er sie.
    »Du kriegst noch eine Chance. Ich bin ein anständiger Mensch. Aber wenn ich in drei Tagen wieder komme, hör ich mir ein solches Gefasel nicht noch mal an.«
    Dann ging er, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Olavi rollte sich von der Couch und wankte zur Toilette. Er beugte den Kopf über die Schüssel, und obwohl sich sein Kiefer wie gebrochen anfühlte, steckte er zwei Finger in den Hals. Er übergab sich sofort.
    Der bringt mich nicht dazu wieder anzufangen, dachte er. Der nicht.
    Er betastete seinen Kiefer. Vielleicht war er doch nicht gebrochen. Er zog sich aus und hängte die Sachen über den Stuhl. Verwirrt sah er sich nach seinem Bett um. Dann ging er langsam darauf zu und streckte sich auf dem Rücken aus. Den Alkohol empfand er nur schwach. Das meiste hatte er wieder ausgespuckt, bevor es richtig wirken konnte.
    Ich muss was tun, dachte er. Innerhalb von drei Tagen. Sonst geh ich in die Unterwelt.
    Er lachte

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