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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Die Kinder sahen aus wie Engel. Die Lehrerin zählte den Takt, während sie den Winkel korrigierte, in dem die Schüler ihre Arme und Hände hielten. Elina blieb eine Weile fasziniert in der Tür stehen. Sie hatte in ihrem ganzen Leben keinen einzigen Ballettschritt gelernt und sah daher auch nicht, dass Nadias neunjährige Nina überdurchschnittlich begabt war.
    Nadia stand weiter hinten und nickte im Takt der Schritte ihrer Tochter. Elina wollte nicht stören. Sie wartete, bis Nadia ihr den Blick zuwandte. Nadia winkte sie mit einem strahlenden Lächeln zu sich, legte ihr den Arm um die Schultern und flüsterte ihr ins Ohr: »Ist das nicht fantastisch? Die Lehrerin sagt, dass aus ihr etwas werden kann, wenn sie nur viel und ausdauernd trainiert.«
    Als die Übung beendet war, lief Nina auf Elina zu und umarmte sie. »Wirklich schön, dass ich dich endlich einmal tanzen sehe«, meinte Elina. »Das kannst du wirklich gut!«
    »Spasiba, Elina«, sagte Nina und lächelte verlegen. Sie sagte einige Worte auf Russisch zu ihrer Mutter, und diese antwortete in derselben Sprache. Dann unterhielten sie sich auf Schwedisch, da Elina dabei war.
    Anschließend fuhren sie mit dem Bus zu Nadias und Ninas Haus in der Gunilbogatan, in dem sie eine Dreizimmerwohnung im obersten Stockwerk bewohnten. In der Einzimmerwohnung daneben wohnte Nadias Mutter, die nach Schweden gezogen war, um sich um Nina zu kümmern, wenn Nadia abends im Restaurant arbeitete. Der schwedische Vater der Tochter wohnte ebenfalls in Västerås, und Nina verbrachte jedes zweite Wochenende bei ihm, war aber sonst bei der Mutter. Elina war ihm in den Jahren, seit sie Nadia kannte, noch nie begegnet.
    Elina hatte sich Nadia gegenüber in einer Weise geöffnet, die sie selbst erstaunte. Sie waren sich in dem Restaurant begegnet, in dem Nadia arbeitete. Nadia hatte Elina bedient. Dass sie dann abends ausgegangen waren, war Nadias Initiative zu verdanken. Elina meinte sich zu erinnern, dass sie sofort Freundinnen geworden waren, und zwar genauso, wie man sich auf den ersten Blick in einen Mann verlieben konnte. Elina wusste, dass das möglich war. Martin. Nach ihm war sie ihren eigenen Reaktionen gegenüber misstrauisch und vorsichtig geworden. Aber Nadia hatte ihr keinen Platz für Unentschlossenheit gelassen.
    Nadia setzte Teewasser auf, während sie erzählte. Ein Mann hatte ihr Avancen gemacht, aber sie hatte ihn sofort abserviert. »Er glaubte, ich sei leicht zu haben, bloß weil ich keine Schwedin bin! Schon wieder! Wo gibt es in diesem Land bloß erwachsene Männer?« Sie erzählte von den Fortschritten, die Nina in der Schule machte, und davon, dass ihre scharfe Zunge ihr ständig Probleme mit dem Restaurantchef einbrachte. Elina berichtete von ihren Qualen wegen Anton. Nadia gab ihr den Rat, kurzen Prozess zu machen. Elina hatte auch nichts anderes erwartet.
    Zum Schluss kam sie zur Sache.
    »Diese Telefonnummer«, sagte Elina und legte Nadia einen Zettel hin. »Das ist eine Nummer in Moskau, aber ich weiß nicht, wem sie gehört.«
    Nadia sprang vom Sofa auf.
    »Das haben wir gleich.«
    Sie blätterte in einem schwarzen Adressbuch und wählte eine Nummer. Von der Unterhaltung verstand Elina nichts, sie hörte jedoch ganz am Anfang den Namen Sergej.
    »Ich soll in einer Viertelstunde zurückrufen«, meinte Nadia, nachdem sie wieder aufgelegt hatte. »Bis dahin hat Sergej es rausgekriegt. Er schlägt mir nie etwas ab.«
    »Natürlich nicht. Die Person möchte ich auch erst einmal sehen, die dir etwas abschlagen könnte. Wer ist denn Sergej? Ein Exfreund?«
    »Natürlich. Noch dazu einer mit nützlichen Kontakten.«
    Nadia zwinkerte ihr zu.
    »Er hat früher beim KGB gearbeitet. Vielleicht tut er das auch immer noch, obwohl er behauptet, dass er dort aufgehört hat. Für mich spielt das keine Rolle. Er muss nur etwas herumtelefonieren, dann ist die Frage geklärt.«
    »Ich kann deine Telefonate bezahlen, Nadia. Das hier kostet ein Vermögen.«
    Nadia wehrt ab. »Auf gar keinen Fall.«
    Zwanzig Minuten später. Das Telefon. Stift, Papier, Notizen. Do Zavtra.
    »Unglaublich! Sergej sagt, dass die Nummer zur Wohnung 17 in der Profzojusnaja 368 gehört. In dieser Straße habe ich früher gewohnt, kannst du dir das vorstellen? Dort wohnen Tausende von Menschen, die Häuser sind riesig, alles sieht gleich aus. Ich würde dir wirklich gerne einmal Moskau zeigen! Sergej sagt, dass die Person, der diese Wohnung gehört, sie an Flüchtlinge untervermietet, die in Moskau

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