Eliteeinheit Luna Port
Hinsicht Wunderknaben. Ehe diese Leute etwas als hundertprozentig einwandfrei ansahen, mußte schon allerlei geschehen. In unserem Falle war es nur ein seltsamer Funkspruch gewesen. Eigentlich hätte nur der Alte über die Sache »Gresco« Bescheid wissen können. Immerhin war es aber auch möglich, daß der GAS-Geheimdienst den lange zurückliegenden Fall …!
Ich führte den Gedanken nicht zu Ende. Der Mann auf der anderen Seite der schroffen Eisschlucht schien nicht nur unter der grausamen Kälte zu leiden. Wenigstens trug er ein Atemgerät mit angehängter Druckflasche. Das schien ihn noch einigermaßen bei Bewußtsein zu halten.
Ich hob den Arm. Weit über mir tauchte eine Sekunde lang die winkende Hand des Kollegen TS-19 auf.
Hannibal stieß einige dumpfe Laute der Befriedigung aus. Er nickte nur, als ich rauh sagte:
»Scharf aufpassen, Kleiner, Feuererlaubnis, wenn da drüben irgend etwas schiefgehen sollte. In der Maschine kann noch ein zweiter Mann sitzen. Die Dampfentwicklung kann von einer harmlosen Thermitladung stammen. Das eingeschmolzene Loch im Schnee beobachten.«
Ich griff nach dem kleinen Knüppel über meiner rechten Schulter und brachte die Tornister-Gasturbine auf Touren. Der Treibstoff wurde schon knapp. Wir hätten Zusatzbehälter mitnehmen sollen.
Leise heulend liefen die beiden gegenläufigen Rotorblätter über meinem Nacken an. Unmittelbar danach wurde ich hart aus dem Schnee gerissen.
Meine rechte Hand arbeitete an der Blattverstellung, während die linke das vordere Griffstück des schweren MSK umklammerte. Im Trommelmagazin steckten einhundertundzehn hochbrisante Explosivgeschosse.
Die Schnellfeuerwaffe hing in meiner linken Armbeuge. Mein Atemgas strömte über die Vorwärmspule, ehe es in meine Lungen gelangte. Ob auch der offensichtlich schwer verwundete Flieger eine solche Annehmlichkeit genoß? Ich wußte aus trüben Erfahrungen, daß es nicht besonders angenehm ist, eiskalte Sauerstoffgase zu inhalieren. Menschliche Atmungsorgane reagieren auf eine rauhe Versorgung ausgesprochen negativ.
Während ich diesen Gedanken nachhing und mich ansonsten auf die artistischen Schußleistungen der beiden Kollegen verließ, flog ich über die Eisschlucht hinweg. Flüchtig dachte ich an den drohenden Bergtod. Wenn hier die winzige Antriebsturbine versagte, gab es keine Rettung mehr.
Der heftige Sturm riß mich um einige Meter nach rechts, wo die spitznasigen Eiszacken aus der Wand hervorwuchsen. Sie waren mehr als drohend; sie waren die Verkörperung einer gnadenlosen Natur.
Ich kämpfte mit laut aufheulender Turbine gegen den böigen Eiswind an. Schließlich setzte ich so hart auf, daß ich bis zu den Oberschenkeln im angewehten Neuschnee versank.
Vor mir lag die Gestalt im Druckanzug der Großasiatischen-Raumabwehr. Der halbrunde Helm hing zurückgeklappt in den eingerissenen Schulterscharnieren, aber die Atemmaske saß noch über Mund und Nase.
Das Gesicht des Mannes war halb im Schnee verborgen. Hunderttausende von feinen Eiskristallen peitschten in seine bläulich verfrorene Haut. Die linke Hüfte schien schwer verletzt zu sein. Dort war sogar seine widerstandsfähige Höhenbekleidung zerrissen.
Ich watete hastig nach vorn. Mein MSK drohte noch immer. Das änderte sich sofort, als der Gammazähler an meinem Handgelenk zu ticken begann.
Das Geräusch war im Heulen des Windes kaum zu hören, doch dafür sprach die rhythmisch aufzuckende Kontrollampe eine deutliche Sprache. Der Mann hatte zweifellos eine hohe Gammadosis abbekommen. Wenn er nicht in den nächsten Minuten eine
Weitere Kostenlose Bücher