Eliteeinheit Luna Port
brutaler Gewalt durch Empfänger, indirekt versteckt im Bewußtsein als schleichende Kraft. Äußerlich von Zweitbeobachter nicht erkennbar. Ist tiefgreifender Hypnoblock möglich? Dr. Losket ging weiter in ihrer Fragestellung, als die Starre gewichen war. Sofort durchgeben. Verbindung mit russischer Abwehr wenig erfolgversprechend. Agentin zu stark gebunden. Ihre Innenbeobachtungen werden unwesentlich, je länger wir hier sind. Wichtige Nachrichten nur noch über TS-19. Erbitte Anweisungen, sofort. Gezeichnet HC-9, Ende.«
Der Leutnant im Notstützpunkt auf dem Shonian-Gebirge bestätigte augenblicklich. Ich konnte sicher sein, daß die Meldung jetzt schon über die Relais des Raumschiffes zum Hauptquartier abgestrahlt wurde. Das geschah mit Lichtgeschwindigkeit. In spätestens zwanzig Minuten mußte der Chef den Klartext in den Händen haben.
Ich saß mit Hannibal in dem geräumigen Wohnzimmer. Draußen war es wieder einmal »Nacht«, und passiert war noch immer nichts. Wir warteten auf die fälligen Informationen aus dem Hauptquartier.
»Weißt du was?« sagte der Kleine unvermittelt.
Ich sah nicht auf, da ich mir denken konnte, was er sagen wollte.
»Wir erleben eine Pleite, Großer! Wir sind mit zu dürftigen Informationen in den Einsatz geschickt worden. Wenn die Unbekannten klug sind, husten sie uns etwas. Die werden sich nie melden, und wir können treu und brav die Soldatenrolle weiterspielen. Du solltest zum letzten Mittel greifen.«
»Bohrungen in der Senke anordnen?« fragte ich spöttisch. »Einen H-Bombenversuch über dem betreffenden Gebiet starten? Dazu hätte man uns aber nicht unbedingt nach Luna-Port zu schicken brauchen, mein Lieber! Das hätten wir gleich direkt machen können. Das Warten gehört zur Zierde eines jeden GWA-Agenten.«
»Wir müßten etwas tun«, forderte er bedrückt. »Irgend etwas! Noch stärkere Anreize. Sie reagieren einfach nicht. Ob sie etwas gemerkt haben?«
Diesmal zuckte ich mit den Schultern.
»Glaube ich nicht. Dann wären wir schon tot. Verrate mir lieber, wie viele Figuren in Luna-Port herumlaufen.«
Er verstand meine Frage sofort. Sein schmales Gesicht wurde ausdruckslos.
»Oh, bist du auch schon auf den Gedanken gekommen! Ja, wie viel sind wohl noch normal, eh?«
Ich spürte plötzlich eine verzehrende Unruhe. Dann schrillte der Summer.
Der Kleine hatte die Waffe in der Hand. Mir war, als entwickelte er einen sechsten Sinn. Es war viel zu spät, um ohne Grund noch an der Tür des kommandierenden Generals zu läuten. So etwas gab es bei einer Eliteeinheit nicht. Auch leitende Wissenschaftler hätten wenigstens vorher angerufen. Das war sogar Befehl.
Ich erhob mich langsam aus dem Schaumsessel. Der Kleine verschwand. Bedächtig kippte ich den Schalter der Bildsprech-Anlage nach unten. Die aufleuchtende Bildfläche zeigte mir das Gesicht eines jungen Mannes in Uniform. Es war Captain Suchets, der glühende Verehrer meiner geschiedenen Frau.
»Was wollen Sie? Verrückt geworden?« dröhnte meine Stimme ins Mikrophon.
Der Captain zuckte zusammen. Er war nervös, aber ich konnte nicht erkennen, ob das normale Ursachen hatte.
»Sir, lassen Sie mich bitte eintreten«, drängte er. »Ich – ich habe die beiden Wachen angeschwindelt. Sir, es ist wichtig. Es handelt sich um Heike Wulfson, ich meine um Ihre ehemalige Frau.«
Mir wurde heiß, und ich drückte auf den Öffnungsknopf.
Als Suchets in das Zimmer stürzte, blickte er in die Mündung von zwei schweren Dienstwaffen.
Er nahm Haltung an und grüßte etwas fahrig. Dann meinte er rauh:
»Das ist nicht nötig, Sir. Wenn ich gestern schon gewußt hätte, was mit ihr los ist, hätte ich mich anders
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