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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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meinen privaten Gemächern waren, und bewunderte seine Schönheit. Ich berichtete ihm von König Ferdinands Brief an mich und der Freundlichkeit des spanischen Gesandten, seiner Armut und wie gern ich ihm helfen würde. Und ich erzählte von den Bittstellern, die ich kürzlich empfangen hatte.
    »Es war einer unter ihnen, der Armen Unterschlupf gewährt. Sein Haus ist niedergebrannt, und er bat mich um Hilfe, ein neues zu bauen. Ich konnte ihm etwas geben, nur leider bedeutete es, dass ich viele andere abweisen musste.« Traurig dachte ich an jene, die gekommen waren und um Arbeit gebeten hatten, und an die beiden ältlichen, bettelarmen Nonnen, deren Bitte um Geld ich ebenfalls hatte ablehnen müssen. »Ich habe so wenig Geld, und auch wenn ich selbst meine Kleider flicke und spare, wo ich nur kann, ist es nie genug, überall da zu helfen, wo ich es möchte.«
    Arthurs Blick fiel auf die Blechschnallen an meinen Schuhen.»Wenn ich König bin, soll es dir an nichts fehlen, Mama. Dann kriegst du Silberschnallen für deine Schuhe, und wir helfen allen, die unsere Hilfe brauchen.«
    »Mein süßer Sohn«, murmelte ich und küsste seine dunklen Locken. »Jetzt erzähl mir: Hast du fleißig studiert?«
    Er nickte eifrig. »Ja, ich habe ganz viel gelernt, Mama. Ich habe Livys Geschichte Roms zu Ende gelesen und weiß alles über die Belagerung von Troja und Alexanders Feldzüge. Ich habe von Cäsars Einmarsch nach Gallien gelesen, seiner Taktik, Strategie, der Heeresaufstellung   ...«, er überlegte angestrengt, »...   wie man eine Belagerung vorbereitet und seine Männer führt. In der Secreta habe ich gelernt, wie man sich auf dem Schlachtfeld benimmt.«
    »Was ist die Secreta ?«, fragte ich, denn ich wünschte mir, dass er immer weiterredete. Seine liebliche Stimme verriet, dass er noch im zarten Alter war.
    »Das ist das Buch von Alexander dem Großen, Mama. Daraus habe ich gelernt, dass ich mich nicht selbst in Gefahr bringen und dem Feind nicht folgen darf, wenn er flieht. Ich muss nahe dem Wasser das Lager aufschlagen, und bevor ich in die Schlacht ziehe, muss ich gewiss sein, dass der Löwe im Aszendenten ist und Merkur am mittleren Himmel.«
    »Das ist fürwahr sehr weise«, sagte ich voller Bewunderung.
    ~
    Am Dreikönigstag 1493 stand ich traurig am Fenster und sah zu, wie mein niedlicher Junge nach Wales aufbrach. Wie immer brauchte ich Wochen, um mich von dem Abschied zu erholen. An seiner Stelle besuchte mich nun mein Gemahl. Henry war in großer Sorge wegen des angeblichen Thronfolgers und suchte meine Gesellschaft noch häufiger, damit ich ihn zerstreute under die schlechten Nachrichten vergessen konnte, die auf ihn einströmten.
    »Dies ist alles die Schuld deiner Tante«, sagte er eines Winterabends zu mir, als der anderthalbjährige Henry, den wir alle Harry nannten, zu meinen Füßen mit seinen Zinnsoldaten spielte.
    Mein Gemahl setzte sich ans Feuer. »Charles hat den Prätendenten aus Frankreich fortgeschickt, wie es dem Vertrag entsprach, aber jetzt ist der falsche Junge wieder verschwunden. Es wird Monate dauern, bis wir herausfinden, wo er sich aufhält.«
    Harry, der uns beobachtet hatte, runzelte die Stirn und schaute Henry an, als verstünde er den Grund für dessen Verdruss. Dann warf er mit einem Armschwenk seine kleine Armee feindlicher Ritter um und brüllte: »Böse!«, ehe er mit einem siegesgewissen Grinsen zu uns aufsah. Henry und ich lachten herzlich.
    ~
    Im Frühling kündeten wildes Vogelzwitschern und blökende Lämmer vom neuen Leben, und die gedämpften Erdtöne des Winters wichen hell leuchtenden Feldern. Eines Tages im April las Henry eine Nachricht und fluchte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Erinnerst du dich an den Burschen, den de Puebla uns vorstellte? Sein Bruder ist von seiner Reise in ›die Neue Welt‹ nach Spanien zurückgekehrt, beladen mit Schätzen!«
    »Wie kann das sein? Im Oktober hatte er noch gar keine Mittel für die Reise.«
    »Als Bartholemew Columbus herkam, um unsere Hilfe zu erbitten, wusste er nicht, dass sein Bruder bereits Segel gesetzt hatte. Spanien hat ihm geholfen.«
    Allerdings nahmen sich die Nachrichten über Abenteurerund Reichtümer nichtig aus, gemessen an dem, was wir über den vermeintlichen Thronbewerber hörten. Obwohl Henry und ich infolge all der Unsicherheit, die ihn plagte, einander nähergekommen waren, konnte ich ihn nicht dazu bewegen, Edward of Warwicks Gefangenschaft aufzuheben. Sehr wohl jedoch konnte ich ihm ein wertvolles

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