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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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wat
kunnt wi uns nich gefallen loten! Wir also dem Gespensterschiff nach, meine
Herrschaften! Wir hatten Glück und holten ihm ein und legten langsseit an ihm
ran. Mien lüttster Schiffsjung, der war nich faul, dieser Maat hier war das
damals“, der Kapitän zeigte auf den Matrosen neben sich, „der sprang mit einem
Sätz auf das Gspensterschiff ‘rauf und gab dem wohlgeborenen Fliegenden
Holländer fix ein mit. ‘n Tauende.
    Der hohe Herr war solche Behandlung
natürlich nicht gewöhnt und sackte zusammen. Er wurde auf unsern Segler geschleppt
und kam erst unter Deck wieder zu sich. Natürlich bot er nachher Lösegeld an,
aber ich, als der Kapitän, lachte ihm aus: Nee, mien Jung, nix to moken, segg
ick, auf ‘n Dom kann ich viel mehr Geld mit dich verdienen! — Tja, meine
Herrschaften, so ist es zugegangen, daß Sie heute die größte und erhabenste
Sehenswürdigkeit der Welt hier auf ‘n Dom anstaunen können, sofern Sie nur e i
n e n Groschen, einen einzigen Groschen dort der freundlichen Dame an der Kasse
überreichen. Fragen Sie meinen Maat hier, ob nur ein einziges Wort gelogen ist
von alles, was ich Sie gesagt, habe!“
    Der Matrose begann jetzt seinerseits,
mit überschnappender Stimme die Zuhörer zu ermuntern, sich den Fliegenden
Holländer anzusehen. Und er schloß:
    „Kommen Sie ‘reinspaziert, meine
Herrschaften! Noch ist das hochwohlgeborene Gespenst gesund und munter am
Leben. Wer weiß, ob es nicht schon morgen aus Gram über seine verlorene
Freiheit verblichen ist. Treten Sie näher, Erwachsene zahlen zehn Pfennig und
Kinder die Hälfte! Kommen Sie rein, kommen Sie schmutzig — ein einzig
dastehender Genuß wartet auf Ihnen!“
    „Wollen wir?“ fragte Elke die Freundin
leise.
    „Quatsch!“ antwortete Katje ungeheuer
erhaben und zog Elke aus dem Gedränge mit sich fort. „Weißt du, was die da
drinnen in ihrer Bude zeigen? Einen Holländer Käse, der an einem Bindfaden
aufgehängt ist und ab und zu einen Schubs kriegt, damit er ein bißchen hin und
her fliegt! Für so was brauchen wir unser Geld wirklich nicht auszugeben.“
    „Nein, anschmieren lassen wollen wir
uns nicht“, meinte auch Elke. Zehn Minuten später wurden sie beide aber dann
doch angeschmiert.
    Sie kamen an eine Bude, deren ganze
Vorderseite ein riesiges Gemälde darstellte. Es zeigte eine weite Eiswüste, und
im Vordergrund befand sich ein verschneites Zelt mit Lappländern und Renntieren
und Hunden davor.
    Ein Mann, der wie ein Nordpolfahrer
angezogen war, zeigte mit einem Stock auf alles, was auf dem Gemälde zu sehen
war, und erzählte von dem schweren, abenteuerlichen Leben, das die Lappen hoch
oben im eisigen Norden führen.
    „Und wer nun noch mehr über die
uralten Sitten und Gebräuche der Lappen erfahren will“, schloß der
Nordpolfahrer, „der greife in seine Hosen- oder Handtasche. Für nur zehn
Pfennige kann er drinnen in der geheizten Bude jede beliebige Frage an die zwei
Lappeneltern und acht Lappenkinder richten! Treten Sie näher, meine Damen und
Herren!“
    Elke und Katje waren unter den
Nähertretenden. Sie wollten beide gern mal eine richtige Lappenfamilie sehen,
denn in der Schule war in der Erdkundestunde gerade Norwegen dran.
    Aber nein — so ein Reinfall! Als sie
in die Bude hineinkamen, sahen sie — an einer Wäscheleine zwei große und acht
kleine Lappen hängen!
    Das war die Lappenfamilie! Unerhört!
    Sie trösteten sich mit einer
Zuckerstange.
    Von nun an ließen sie die Buden links
liegen und hielten sich an die großartigen Berg- und Talbahnen. Das heißt, sie
sahen sie sich von außen an, denn es war zu teuer, mit ihnen zu fahren.
Außerdem wußte Katje, daß die Geisterbahn in diesem Jahre neu war. Es sollte
eine großartige Bahn sein!
    Unheimlich, gruselig geradezu, aber
herrlich!
    „Wenn es auf dieser Bahn für Kinder
doch bloß zehn Pfennig kostete!“ wünschte sich Elke.
    Ihr Wunsch fand Erfüllung. Sie konnten
die Geisterbahn besteigen.
    Schon fuhren sie los.
    Ringsum an den gemalten, schwach
erleuchteten Bergwänden, die sie durchfuhren, waren feuerspeiende Ungeheuer und
Totengerippe zu sehen, und plötzlich fuhr die Bahn unter Gezische und Gejaule
in ein pechschwarzes Loch hinein.
    Elke faßte Katjes Hand.
    „Es kommt noch schlimmer!“ verhieß
Katje, die Domrummel aller Art kannte.
    Und richtig! Es kam schlimmer.
    Die Bahn blieb plötzlich stehen, und
aus grün und blau leuchtenden Grotten guckten unheimliche Wesen hervor, die
oben wie Menschen und unten wie Tiere

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