Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
Vom Netzwerk:
und dann waren sie umgedreht.
    Aber das Schlimmste war ja noch, daß
sie überhaupt kein Mittagessen hatten!
    „Ach, das ist doch gar nicht schlimm“,
wandte Elke ein. „Wir essen wieder Schwarzbrot mit Zucker, und wenn wir durstig
sind, trinken wir Wasser.“
    Aber nein, Wasser hatten sie ja nicht.
Der einzige Wasserhahn in der Wohnung war in der Küche.
    Katje suchte in der Speisekammer nach,
ob sie dort etwas Trinkbares fände, aber außer dickem Fruchtsaft und einer
Flasche Essig war nichts da. Die vorhandene Milch war morgens aufgebraucht
worden.
    „Wir Schafe!“ lachte Katje nun auf
einmal los. „Ich hab’ doch Geld, ich geh’ und hole uns Milch. Und warm machen
wir die Milch in der Ofenröhre im Wohnzimmer.“
    Erstmal mußten Elke und Katje aber
natürlich eine große Reinigung mit sich vornehmen. Denn wie sahen sie aus,
besonders Elke!
    Sie brauchten fast die ganze Flasche
Terpentin auf, die der Drogist beim Einkauf der Farbe und des Öls vorsorglich
mitgegeben hatte. Es war kaum zu glauben, wo sie sich überall mit Farbe
beschmiert hatten! Der Kartoffelsack war ziemlich sauber geblieben, aber Hände,
Gesicht, Arme und sogar die Haare waren voll Farbe. Es war eine böse Arbeit,
alles wieder wegzukriegen.
    Gut, daß sich in einem der Waschkrüge
im Schlafzimmer doch noch Wasser vorfand, sonst hätte Katje zur Nachbarin gehen
und dort um Wasser bitten müssen. Von dem Ab reiben mit Terpentin allein wurde
man ja nicht sauber.
    Katje war mit ihrer Säuberung eher
fertig als Elke, und sie ging fort, um Milch zu holen.
    Als sie wieder zurückkehrte, prallte
sie zurück, so ein fürchterlicher Terpentindunst schlug ihr entgegen. Sie riß
sofort alle Fenster auf.
    Aber Elke lief hin und machte sie
wieder zu. Was Katje sich dachte! Sie hatte doch noch kein Kleid an und fror
entsetzlich. Außerdem war der Ofen im Wohnzimmer ausgegangen.
    Der Ofen aus? Wie ärgerlich! Nun mußte
die ganze Asche herausgekratzt werden, wußte Katje, und nachher mußte im Zimmer
gründlich Staub gewischt werden.
    „Zentralheizung ist besser!“ stellte
Elke fest, und Katje nickte betrübt.
    Aber dann kratzten sie den Ofen doch
nicht aus.
    Nachdem sie sich mit Schwarzbrot und
Milch gesättigt hatten, stellten sie nämlich fest, daß sie heute genug
gearbeitet hätten. Nun wollten sie irgend etwas Wunderschönes unternehmen.
    Am besten war - - - ja, das war
wirklich das Beste, sie waren sich schnell darüber einig: Am besten war es, sie
gingen auf den Weihnachtsmarkt, den sogenannten „Dom“. Der war vor ein paar
Tagen eröffnet worden.
    Elke war noch nie auf dem Dom gewesen.
Ihre Mutter hatte es nicht erlaubt. Sie sei noch zu klein dafür, hatte es
geheißen. Aber dieses Jahr war sie ja nicht mehr klein. Sie ging jetzt in die
Sexta, die „Kleinen“ waren in der Grundschule.
    Katje hingegen war schon ziemlich oft
auf dem Dom gewesen. Sie hatte Verwandte dort, die eine Schmalzkuchenbude
besaßen. Onkel August und Tante Erna hießen sie. Sie waren beide sehr nett;
aber daß sie auf dem Dom eine Bude hatten, fand Katje peinlich. Sie hatte Elke
nie etwas davon erzählt und würde sich hüten, die Freundin in die Nähe der
Kuchenbude von Onkel August zu führen. Das brauchte Elke nun wirklich nicht zu
wissen, daß sie Jahrmarktsleute als Verwandte hatte!
    Elke und Katje gingen nun los, und
Elke nahm sechzig Pfennige für sie beide mit. Soviel hatte sie noch von ihrem
letzten Taschengeld übrig.
    Elke war selig, endlich einmal auf den
Dom zu kommen.
     
     
     
    Viertes Kapitel

AUF DEM WEIHNACHTSMARKT
     
    Können die aber lügen! dachte Katje
und stand mit Elke und vielen anderen Dombesuchern vor einer der Buden und
hörte zu, wie zwei Ausrufer, ein Kapitän, mit dicken Goldtressen an den Ärmeln,
und ein Matrose, eine aufregende Geschichte erzählten. Sie kannte die
Geschichte von anderen Jahren her.
    „Hu, war das eine gruselige,
unheimliche Nacht damals!“ Der Kapitän schüttelte sich vor Entsetzen. „Kein
Mensch von die ganze Besatzung von unsern Segler hätt’ auch nur zwei Pfennig
für sein Leben gegeben! Das Schiff von den Fliegenden Holländer fuhr an uns
vorbei, und wir wußten alle, daß das den Tod bedeutete.“
    „Entsetzlich war das!“ fuhr der
Kapitän mit rollenden Augen fort. „Da fuhr gegen Morgen der Fliegende Holländer
zum zweiten Male an uns vorbei. Wat! Wull de oll fleigende Holländer uns
ärgern? Een Leben hätt wi doch man bloß to verleern! Wat keem he tom tweeten Mol? Nee, dat
woar too dull! So

Weitere Kostenlose Bücher