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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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aussahen und große, rotglühende Augen
hatten. Sie vollführten eine wahre Höllenmusik und rasselten dazu schaurig mit
Totengebeinen.

    „Fährt die Bahn wohl bald weiter?“
fragte Elke ihre Freundin kleinlaut.
    „Natürlich!“ Katje lachte. „Die Leute
wollen mit ihrer Bahn doch Geld verdienen. Wir sind sicher gleich wieder da, wo
wir abgefahren sind. Dann steigen neue Leute ein, oder man muß neu bezahlen.“
    Elke war ganz blaß, als sie die
Gespensterbahn verließen.
    „Na, war’s schön?“ fragte Katje
lachend.
    „Ja, sehr!“ nickte Elke, aber sie sah
ganz so aus, als wenn sie in ihrem Leben nicht wieder in die entsetzliche
Geisterbahn einsteigen würde.
    Dann gingen die Freundinnen in den
Domstraßen auf und ab, blieben mal vor einem Karussell stehen und mal vor einer
Schießbude und rochen in die Wurst- und Kientjebuden hinein, die gar so
verlockend dufteten. Sie fingen nämlich beide an, Hunger zu bekommen. Gewiß,
die aus Schwarzbrot und Milch bestehende Mittagsmahlzeit war sehr schön
gewesen, aber sie hatte wohl doch nicht so richtig vorgehalten.
    Es war inzwischen auch dunkel
geworden, und an allen Buden und Karussellen waren bunte Lichter aufgestrahlt.
    „Wir wollen jetzt nach Hause gehen“,
sagte Katje, weil sie bemerkt hatte, daß sie in die Straße eingebogen waren, in
welcher Onkel August und Tante Erna jedes Jahr ihre Schmalzkuchenbude hatten.
    „Meinetwegen!“ antwortete Elke. Aber
da hörte sie im gleichen Augenblick, wie zwei neben ihr gehende Frauen
anfingen, sich von einem Hundetheater zu unterhalten.
    „Du, es gibt hier auf dem Dom ein Hundetheater“,
sagte sie zu Katje.
    „Ja“, erwiderte die Freundin nur.
    „Ist das wohl ein richtiges großes
Theater?“
    „Was du denkst! Das Hundetheater ist
genau solche Bude wie die andern alle, nur daß draußen vor ein paar angezogene
Hunde sitzen, damit man gleich sieht, daß es ein Hundetheater ist.“
    „Laß uns mal dahin!“ sagte Elke.
    Katje wies den Vorschlag zurück. „Wir
haben doch kein Geld, ‘reinzugehen.“
    „Wir können doch die angezogenen Hunde
sehen, die draußen sitzen. Man zu, Katje, laß uns hingehen! Ich mag doch so
schrecklich gern Hunde leiden. Onkel Bernhard wollte mir schon mal einen
schenken, aber das hat Mutti dann nicht erlaubt. — Vielleicht ist das
Hundetheater hier ganz in der Nähe!“
    Katje wußte, daß es in der Tat ganz in
der Nähe war, aber neben dem Hundetheater lag die Kuchenbude ihrer Verwandten,
und dorthin wollte sie nicht mit Elke gehen. Sie sagte deshalb: „Eben wollten
wir nach Hause, und nun willst du wieder was anderes. Komm jetzt man, es wird
abends auch viel zu voll auf dem Dom, ich kenn’ das.“
    Elke widersprach nicht mehr, sondern
folgte der Freundin in der Richtung, welche sie aus dem Weihnachtsmarkt
hinausführte. Katje fühlte wohl, daß Elke enttäuscht war, und sprach deshalb
sehr lebhaft von allem, was sie erlebt und im Vorbeigehen an den Buden gesehen
hatten. Auf so einem Dom gab es wirklich alles, den dicksten Mann und die
kleinste Frau der Welt, ein Kalb mit drei Schwänzen und ein Schaf mit zwei
Köpfen!
    Aber Elke kam dann doch wieder auf die
angezogenen Hunde zu sprechen. „Vielleicht können wir morgen noch einmal auf
den Dom gehen“, sagte sie.
    „Vielleicht!“ gab Katje zu. „Morgen“
war lange hin, und wahrscheinlich hatte Elke das Hundetheater dann schon wieder
vergessen.
    Nach einem Weg von einer guten halben
Stunde kamen die Kinder wieder in der Reimersschen Wohnung an. Die Nachbarin,
Frau Hormann, war inzwischen dagewesen und hatte ihnen eine Schüssel mit
belegten Butterbroten auf den Tisch in der Wohnstube gestellt. Sie hatte in dem
großen, weißen Kachelofen auch wieder Feuer angemacht.
    Katje und Elke hatten beide großen
Hunger und begannen, noch in Mütze und Mantel, zu essen.
    Die Nachbarin hatte Katje die
Wohnungstür aufschließen gehört, und sie kam nun gleich und brachte den Kindern
warme Milch.
    „Was habt ihr bloß mit der Küche
angestellt“, sagte sie zu Katje.
    „Elke wollte so gern malen“, sagte
Katje. „Nicht, Elke?“
    „Malen ist mein Schönstes!“
versicherte Elke eifrig. „Wenn Frau Reimers nach Hause kommt, ist alles neu.“
    Die alte Nachbarin lächelte. „Ihr
hättet lieber spielen oder Puppenzeug nähen sollen.“
    Elke aß mit vollen Backen. „Es ist
bloß schade, daß es jetzt in der ganzen Wohnung so riecht“, sagte sie, die Nase
rümpfend.
    „Die Farbe in der Küche ist schon
beinahe trocken“,

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