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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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hatte es
gesehen.
    Wütend kam er angeschossen: „Was fällt
Ihnen ein, das Kind zu schlagen!“ schalt er.
    Im selben Augenblick sah er Katje
stehen.
    „Katje, wo kommst du denn her?“
staunte er. „Ist das deine Freundin?“
    Katje nickte wie geistesabwesend und
sah etwas ängstlich auf Elke. „Das ist mein Onkel August!“ beantwortete sie
Elkes verwunderten Blick dann.
    „Kommt ‘rein zur Tante und laßt euch
schön Kaffee und Kuchen geben“, munterte der kleine, dicke Bäcker die Kinder
auf. Und die Ausruferin im Pelzmantel zornig anfunkelnd, rief er: „Sie sollten
sich schämen, auf kleine Mädchen mit der Peitsche loszugehen!“
    Wenige Minuten später saßen Elke und
Katje mit Tante Erna, der Bäckersfrau, in einem höchst gemütlichen, kleinen
Zimmer, welches einen Teil der großen, sehr sauberen und fast wohlhabend
anmutenden Kuchenbude bildete.
    Die Freundinnen saßen auf einem
Plüschsofa, und vor ihnen auf einem weißgedeckten Tisch stand ein großer Teller
mit köstlich duftenden sogenannten „Sprungfedern“, einem spiralförmig
aufgewickelten, sehr knusprigen Schmalzgebäck, und sie langten beide kräftig
zu.
    „Donnerwetter, die schmecken aber!’*
Elke rieb sich den Magen und sah Frau Lohmeyer lachend an und nickte danach
auch Kat je zu, als wenn sie sagen wollte: „Hast du aber eine nette Tante!“
    Frau Lohmeyer war wirklich nett. Sie
wollte Elke ein nasses Tuch auf den Arm legen, weil sie einen Streich mit der
Peitsche darüber bekommen hatte. Elke sagte natürlich, daß das nicht nötig
wäre, und es war auch wirklich nicht nötig; aber von Frau Lohmeyer war es
deshalb doch sehr lieb gewesen, daß sie gleich so fürsorglich war.
    Tante Erna schüttete den beiden
kleinen Mädchen ihr Herz aus. Gewiß, es war sehr schön, hier auf dem Dom einen
Stand zu haben, aber der Italiener von nebenan, der Hundetheaterbesitzer, der
nun schon zum vierten Male ihr Nachbar war während der Domzeit, war ein
gräßlicher Kerl. Der und seine Ausruferin, die Donja mit dem Katzenfellmantel!
    „Ist der Mantel wirklich aus richtigem
Katzenfell?“ fragte Elke.
    „Und ob er das ist!“ Die Bäckersfrau
runzelte böse die Stirn. „Jahrelang haben der Theaterbesitzer und seine Donja
immer allen Leuten ihre Katzen weggestohlen. Leider war ihnen nie etwas nachzuweisen.
Solche Gauner sind ja so schlau, gegen die kommt Unsereins gar nicht an. Auch
unsern schönen Kater Mäxi haben sie uns weggestohlen! Als sie dann schließlich
genug Katzenfelle beisammen hatten, hat die Donja einen Pelzmantel draus
gemacht gekriegt.“
    „Gemein!“ sagte Elke entrüstet und
verstand nun auch, warum Herr Lohmeyer sich wegen des kleinen Schlages, den sie
bekommen hatte, gleich so aufgeregt hatte.
    „Onkel August und Tante Erna leben schon
lange in Feindschaft mit dem Italiener“, bemerkte Katje.
    In diesem Augenblick steckte der
Bäcker den Kopf in die gemütliche, kleine Stube herein.
    „Mudding“, sagte er, „du mußt nun
‘rauskommen und mit verkaufen. Es ist so viel Kundschaft da!“
    Elke sprang von ihrem Sofaplatz hoch.
„Ach bitte, darf ich vielleicht auch ein bißchen mit verkaufen?“ Sie sah Frau
Lohmeyer bettelnd an.
    „Kannst du denn das?“ fragte Katjes
Tante lächelnd.
    „Ich muß bloß wissen, wieviel eine
Sprungfeder kostet!“ sagte Elke eifrig, „Und wenn Geld gewechselt werden muß,
kann ich es ja Ihnen geben.“
    Wenige Minuten später stand Elke, ein
weißes Handtuch als Schürze vorgebunden, hinterm Ladentisch und verkaufte mit
Frau Lohmeyer zusammen Sprungfedern.
    Katje verkaufte nicht mit. Sie machte
sich dadurch nützlich, daß sie aus dem Backofen in der Küche — eine Küche war
nämlich auch vorhanden — neue warme Kuchen zum Verkaufen nach vorn brachte.
    Lohmeyers machten ein gutes Geschäft
an diesem Nachmittag, denn viele Leute, die an ihrer Bude vorbeikamen und ein
lustiges, blondes, kleines Mädchen „frische, warme Sprungfedern“ anbieten
hörten, blieben lachend stehen und kauften sich einen Kuchen. Die meisten
wollten von Elke bedient werden und hatten ihren Spaß, weil es so drollig
aussah, wie das ranke, schlanke Mädchen zwischen den beiden tonnendicken
Bäckersleuten hantierte.
    Da traten auf einmal sechs Mädchen in
Elkes und Katjes Alter vor die Kuchenbude.
    „Elke!“ riefen sie fast gleichzeitig.
    „Kiki! Steffi! Floh! Tomate!“ rief
Elke zurück.
    „Darfst du hier mit verkaufen?“
staunten die Klassenkameradinnen.
    „Dies Geschäft gehört unserm

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