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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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Onkel!“
sagte Elke, nicht ohne Stolz.
    Nun trat auch Katje hervor. Wenn Elke
es nicht schlimm fand, hier auf dem Dom eine Bude zu haben, dann brauchte sie sich
ja auch nicht zu schämen.
    Elke verkaufte zwölf Sprungfedern auf
einmal, denn jede der Kameradinnen wollte zwei haben.
    Katje erzählte Kiki Lütjens jetzt, daß
Elke von der „Donja mit dem Katzenfellmantel“ von nebenan eins mit der Peitsche
bekommen hatte. Kiki war empört und erzählte auch den anderen gleich, was sie
soeben erfahren hatte.
    „Wir müssen Elke rächen!“ schloß sie.
„Elke hat mich an Stummelschwänzchen gerächt, weil ich einen Ordnungsstrich
gekriegt hab’, den ich nicht verdient hatte. Nun müssen wir Elke zuliebe die
Frau mit dem Pelzmantel ärgern.“
    „Ach, laß man!“ wehrte Elke ab.
    „Nein, gar nicht“, widersprach Katje
der Freundin und erzählte, welche Bewandtnis es mit dem Pelzmantel der
Ausruferin hatte.
    Alle waren empört. Den Leuten ihre
Katzen wegzustehlen, um sich selbst einen Pelzmantel daraus zu machen, das war
gemein.
    Kiki winkte Elke heran, und acht Mädel
standen nun da und zettelten eine Verschwörung an.
    Dann steckte Elke sich ihre
Handtuchschürze los und drückte sie Onkel August in die Hand. „Ich komme gleich
wieder!“ sagte sie. „Wir wollen nur mal eben nach nebenan und dort ein
Ständchen bringen!“
    Schmunzelnd sahen die Bäckersleute den
Mädeln nach.
    Das Wetter hatte sich inzwischen etwas
aufgeklärt, und vor dem Hundetheater standen jetzt, am Spätnachmittag, ziemlich
viele Menschen und hörten zu, was die blondgelockte Ausruferin Schönes von der
Vorstellung zu erzählen hatte, die die Hunde gaben.
    Hinter den Zuhörern stellten sich in
einer schnurgeraden Linie die acht Mädel auf. Elke als größte war Flügelmann.
Kiki kommandierte jetzt: „Los!“ Und im selben Augenblick setzte ein lauter,
herzbewegender Miauchor ein.
    „Miau! Miau! Miauuuu!“
    Die Leute, die vor dem Hundetheater
standen, drehten sich um und lachten.
    „Wollt ihr die Hunde ärgern?“ fragte ein
Mann.
    „Nein, die Hunde doch nicht! Die Frau
im Katzenmantel dort“, antwortete Kiki. „Sie hat das Mädel dort“ — dabei zeigte
sie auf Elke — „vorhin mit der Peitsche geschlagen.“
    „Miau! Miau!“ fingen die Kinder wieder
an und hatten die Lacher auf ihrer Seite.
    „Miauuuuuu!“
    Die Ausruferin hatte sofort gewußt,
was die ganze Sache bedeuten sollte. Sie hatte die Kinder nebenan vor der
Schmalzkuchenbude stehen sehen. Natürlich waren sie von den Bäckersleuten
aufgehetzt worden, weil die sich wegen ihrer verschwundenen Katze rächen
wollten.
    „Miau! Miauuuuu!“ ging der Chor
weiter.
    Die Frau im Pelzmantel trippelte
aufgeregt hin und her auf ihren diamantenbesetzten, engen Stöckelschuhen, aus
denen die dicken Füße fast herausquollen, und sie rief jetzt irgend etwas ins
Innere des Theaters hinein. Im nächsten Augenblick erschien ein Mann im grünen
Tierbändigeranzug neben ihr.
    Es war der Italiener, der
Theaterbesitzer. Er hatte ein gelbliches, breites Gesicht mit stechenden Augen
und einen aufgezwirbelten, schwarzen Schnurrbart.
    Wortlos nahm er der Ausruferin die
Lederpeitsche aus der Hand, sprang von der Holzbrüstung seiner Bude herunter
und ging auf die Mädchen zu.
    „Stehenbleiben!“ befahl Elke leise.
    Der Italiener zog seinen Nacken
zwischen die Schultern und schob sein Kinn vor. Schon hob er den Arm mit der
Peitsche auf —
    „Mann! Vergessen Sie sich nicht!“ Ein
älterer, freundlich aussehender Arbeiter legte ihm die Hand auf den Arm. „Sie
werden sich doch nicht an Kindern vergreifen!“
    „Gesindel! —“ knirschte der Italiener,
ließ aber die Peitsche sinken.
    „Geht ihr nun nach Hause!“ wandte sich
der Arbeiter jetzt auch an die Mädchen. „Ihr seid sonst selber schuld, wenn was
passiert!“
    Elke und Kiki verständigten sich durch
einen Blick. Dann setzte sich der ganze Trupp in Bewegung. Zurück nach der
Schmalzkuchenbude.
    Der Italiener drohte ihnen mit der
Faust nach: „Ich weiß genau, wem ich diese ganze Unverschämtheit zu verdanken
habe! Aber keine Bange! Dem Bäcker und seiner Altsche werd’ ich’s
eintränken.—Die sollen an mich denken! „ Drüben in der Kuchenbude bekamen alle
Kinder eine besonders knusprige Sprungfeder ganz umsonst, und die Bäckersleute
ließen sich genau erzählen, wie alles gewesen war, und sie lachten Tränen, als
Kiki ihnen vormachte, wie die Ausruferin in ihrer Wut auf ihren kleinen, dicken
Füßen hin und her

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