Ellas geheime Traeume 1&2
die er schließlich unterbrach. „Ich… ich wollte fragen, wann wir uns zum ersten Mal zum, naja… zum ‚Unterricht‘ treffen wollen. Passt es dir vielleicht direkt am Montag?“
Sie schien kurz zu überlegen. „Ja. Ja, ich denke schon“, sagte sie dann, und in ihrer Stimme lag etwas Weiches, Zartes, das Federico fast körperlich zu spüren meinte. Er schmiegte sich gedanklich dagegen.
„Gut. Um Achtzehn Uhr?“
„Gerne. Ich freu mich schon total.“ Sie schien zu lächeln.
„Ich mich auch. Bis dann…“ Er hielt den Hörer noch lange in der Hand, nachdem sie bereits aufgelegt hatte.
-3-
Alan wartete am Bootsanleger des Heringssees auf Ella. Er vergrub seine Hände tief in den Taschen; trotz warmer Handschuhe und gefüttertem Mantel fror er. Es mussten knapp über null Grad sein, und kleine Schneeflocken tanzten herab, die jedoch beim Kontakt mit dem Boden sofort zu Wasser zerstoben. Glück gehabt, dachte er, einer Bootsfahrt steht nichts im Wege . Er war sich sicher, dass die kleine Sekretärin von einer solchen Fahrt beeindruckt wäre, denn er selbst hatte, bevor er sich zum Eigentümer des ‚Sportparks’ hochgearbeitet hatte, stets von einem eigenen Boot geträumt. So war das Motorboot mit Kajüte, das er nun schon seit Jahren sein eigen nannte und dass er niemals durch ein größeres hatte ersetzen wollen, einer der ersten Träume gewesen, die er sich erfüllt hatte.
Im dämmerigen Licht näherte sich eine Gestalt. Da war es, das kleine Luder, das ihm fast abgesprungen wäre und das er doch noch so dringend für seine Ziele brauchte! Alan lächelte triumphierend, legte dann einen Schalter in seinem Inneren um und bereitete sich auf seinen Auftritt vor.
Ella staunte, als sie hinter Alan die erleuchtete Schiffskabine wahrnahm. Natürlich hätte sie sich denken können, dass der Geschäftsmann sie nicht an den Heringssee bestellen würde, um einen Spaziergang zu unternehmen – weder bei klirrender Kälte noch bei strahlendem Sonnenschein. Dennoch war sie positiv überrascht; das warme Licht wirkte vertrauenerweckend, und ebenso vertrauenerweckend wirkte auch Alan, der vor dem Boot auf sie wartete und ihr ein offenes Lächeln schenkte. Seine blauen Augen und sein freundlicher, fast sehnsuchtsvoller Ausdruck ließen Gefühle neu erwachen, die sie angesichts dessen, was sie von Moleski erfahren hatte, nicht mehr hätte haben sollen. Und dennoch – als sie nun auf ihn zuging und seine Arme sich um ihren Körper schlossen, hätte sie niemals leugnen können, dass sie sich freute, ihn zu sehen. Nachdem sie den ganzen Samstag und den halben Sonntag nichts mit sich hatte anfangen können und unaufhörlich über das bevorstehende Treffen nachgegrübelt hatte, erschien es nun gar nicht mehr so bedrohlich wie gedacht.
Seine starken Hände umfassten ihre Hüften, drückten sie fest an sich. Sie roch den Duft seines Körpers, und sofort wurden Erinnerungen früherer leidenschaftlicher Umarmungen in ihr wach. Sein Haar kitzelte ihre Wange, und dann fanden seine Lippen die ihren. Sie seufzte, als seine Zunge in ihren Mund drang, ihn zurückeroberte und in Besitz nahm. Widerwillen und Begehren mischten sich, und kurz überlegte sie, sich ihm zu entziehen. Doch da ließ er schon wieder von ihr ab und ergriff ihre Hand. In seinen Augen waren weder Schuldgefühle noch Vorwürfe zu lesen, als er wie selbstverständlich sagte: „Komm mit – ich zeig dir das Boot“.
Die Kajüte wirkte von innen geräumiger als von außen. Neben einem Sitzplatz vor dem Steuer verfügte sie über eine winzige Küchenzeile und ein WC. Die Entdeckung, dass der gesamte vordere Bereich aus einer Liegefläche bestand, auf der zwei Personen bequem Platz fanden und die überdies mit Bettwäsche bestückt war, warfen Ella in ein neues Wechselbad der Gefühle. Offenbar ging es Alan nicht nur um eine kleine Rundfahrt… wie und wann sollte sie ihm begreiflich machen, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte… hmm… schlafen würde… schlafen konnte ?
„Es wird gleich wärmer hier drinnen.“ Alan ließ den Motor an und schaltete die Warmluftheizung ein. Durch die kleinen runden Fenster beobachtete Ella, wie Alan das Boot Richtung Seemitte steuerte. In der Ferne erahnte sie durch die Schneeflocken hindurch die Beleuchtung eines Gehwegs, der sich entlang des großen Sees befand und der sich nun in Bewegung zu setzen schien.
„Ich komme gleich wieder“, sagte sie einer spontanen Eingebung folgend, indem sie die Kajütentür
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