Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellas geheime Traeume 1&2

Ellas geheime Traeume 1&2

Titel: Ellas geheime Traeume 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurelia Oscuro
Vom Netzwerk:
öffnete und auf den hinteren Teil des Boots hinaustrat. Kalte, feuchte Nachtluft strömte ihr entgegen, die sie gierig einsog, während sie hinaus aufs Wasser sah, dessen dunkle und fast glatte Oberfläche durch den hindurch gleitenden Bug in Bewegung versetzt wurde. Sie lauschte dem gleichmäßigen Motorengeräusch und beobachtete, wie sich das rettende Ufer immer weiter entfernte.
    Mit gemischten Gefühlen warf sie einen Blick in Richtung der beleuchteten Kabine.
    Die Angst, die sie angesichts von Moleskis Worten vor dem Wiedersehen mit Alan empfunden hatte, kehrte langsam zurück. Sie erinnerte sich daran, dass der Mann, der gerade in diesem Moment lächelnd zu ihr hinaussah und in der Küchenzeile eine Flasche Champagner entkorkte, eine Gefahrensituation darstellte. Neugierig sah sie sich um. Ob in den dunklen Gebüschen entlang des Sees wohl Polizeibeamte auf der Lauer lagen?
    Wie, überlegte Ella, entlocke ich Alan Informationen, ohne sein Misstrauen zu wecken – und ohne ihm zu nahe zu kommen?
    Wärme umfing sie, als sie unschlüssig zurück in die Kabine trat. Für einen Augenblick meinte sie, so etwas wie Verärgerung in Alans Gesicht zu lesen; seine Stimme klang jedoch neutral, als er sagte: „Mach die Tür zu – es ist kalt draußen.” Indem er ihr ein Glas reichte, fuhr er in sanfterem Ton fort: „Lass uns anstoßen – darauf, dass ich dir nie wieder meine Spezialpillen ins Getränk schütten werde. Es sei denn, du willst es…” Er grinste schief, wollte wohl einen Scherz machen, auf den Ella allerdings nicht einging. Sie kramte ein verhaltenes Lächeln hervor, während sie sein Glas mit dem ihren berührte. Er hob ebenfalls die Mundwinkel, näherte sich ihr und ergriff ihre Hände. Seine dunkelblauen Augen schienen von innen heraus zu leuchten – und dann sagte er auch noch genau das, was Ella hatte hören wollen: „Im Ernst – es tut mir leid, wenn ich eine Grenze überschritten habe, und ich hoffe, dass du mir nun nicht für immer misstrauen wirst.”
    Indem Ella sich zwang, ein wenig von ihm abzurücken, erwiderte sie seinen Blick, ohne jedoch etwas zu sagen. Ihr Glas in der Hand, setzte sie sich auf den Sitz vor dem Bootssteuer, wobei ihre Augen durch die Glasfenster hindurch in die Ferne glitten. So saßen sie eine Weile und schwiegen.
    „Als ich ein Kind war”, sagte Alan schließlich, „habe ich immer von einem Boot wie diesem hier geträumt. Ich war oft am Hafen meines Heimatorts und habe den Schiffen zugesehen, die ein und aus fuhren. Ich wollte selbst Kapitän sein, mein eigenes Schiff steuern und weit weg fahren können. Das Sagen über eine Crew haben, die mir gehorcht.” Seine Stimme war ungewohnt leise geworden. Ella betrachtete ihn, wie er an die Küchenzeile gelehnt dastand. Seine Augen wirkten umwölkt und nach innen gerichtet, und um seine Lippen spielte ein abwesendes Lächeln. Sie sagte nichts, denn sie spürte, dass sie Zeugin eines intimen Moments war.
    “Mein Eltern hatten nicht viel Geld”, fuhr er fort, “und ich habe mich oft meiner schäbigen Kleidung geschämt. Und so habe ich mich oft in eine adrette Uniform geträumt.”
    Alan unterbrach sich und stieß ein Lachen aus, das fast verlegen klang. Seine Stimme hob sich wieder und der verträumte Ausdruck war verschwunden, als er Ella nun den Kopf zuwandte. “Na ja, Kapitän bin ich dann nur im Kleinen geworden. Aber ich kann von mir behaupten, alles erreicht zu haben worauf es im Leben ankommt. Heute lacht keiner mehr über mich.” Sein entspannter Ausdruck wirkte nun verbissen; seine Kiefer waren in Bewegung, und er hielt das Champagnerglas so fest umklammert, dass es wirkte, als zerbräche es jeden Moment unter seinen großen, starken Händen. Seine Augen wanderten in Ellas Richtung, als suchten sie Bestätigung; sie fing seinen Blick auf und stützte ihn.
    „Ich bewundere dich”, sagte sie und meinte es ehrlich. „Du hattest offenbar auch keine besseren Voraussetzungen als ich, um erfolgreich zu werden. Und dennoch hast du es geschafft.” Sie seufzte und drehte ihr Glas zwischen den Fingern hin und her. Gerade wollte sie beginnen, von sich zu sprechen, da schnitt er ihr das Wort ab, als habe er es geahnt.
    „Du wirst ja nun in Carolas Galerie bald die Chance haben, dein Talent zu zeigen. Und wer weiß – vielleicht schaffst du ja auch den großen Durchbruch”. Alan gab einen unartikulierten Laut von sich, der an ein freundloses Lachen erinnerte. Seinem erwartungsvollen Blick entnahm sie, dass er

Weitere Kostenlose Bücher