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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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abkassierte. Vielleicht hätte sie noch vor ihrer Bestellung nach einer Kakerlake Ausschau halten und sie wie Julie Andrews in Victor/Victoria in den letzten Gang schmuggeln sollen. Auf diese Weise konnten sie der Rechnung vielleicht noch entgehen. Gleich zweihundert Euro und das junge Paar hatte mit Sicherheit nicht mehr gegessen als sie. Das zweite Glas Chianti hatte sie bereits intus, und der Hauswein passte einfach perfekt zum Essen. Crostini Toscana mit Finocchiaia, eine Salami mit Fenchelsamen, als Vorspeise, danach Bistecca alla Fiorentina aus zartem Kaninchen und zum Abschluss Cantuccim, leckere Mandelkekse mit einem Glas Vino Santo — so speiste man bestimmt im Paradies.
    Heinz hob sein Glas. »Auf unseren letzten Abend.« Ein Hauch von Traurigkeit war in seinen Augen zu lesen.
    »Auf einen perfekten Abend«, korrigierte Elli ihn, obwohl sie wusste, dass sich ihre Wege mit ihrer Ankunft in Neapel trennen würden.
    Kaum hatten sie mit eher betretenem Lächeln angestoßen, legte er eine Schweigeminute ein. Wo war nur seine gute Laune geblieben? Wo waren seine Geschichten überall das, was er in Bella Italia auf Reisen erlebt hatte? Etwas bedrückte ihn, und es ließ sich nicht leugnen, dass sie ebenfalls traurig war über den Abschied.
    »Ich hätte mir gerne noch so viel mehr mit dir angesehen«, versuchte Elli, ihn und sich selbst zu trösten.
    »Warum tust du es dann nicht?«, fragte er sie, während er sie ungewöhnlich ernst ansah.
    »Ich muss nach Capri... in einer Erbangelegenheit.«
    Obwohl dies den Tatsachen entsprach und sie es deshalb auch ohne lange zu überlegen ausgesprochen hatte, spürte Elli den immer dicker werdenden Kloß in ihrem Hals. Wie sollte sie sein Verhalten interpretieren? Hatte er sich am Ende in sie verliebt? Nein, unmöglich!
    Heinz nickte nur und rang sich förmlich ein Lächeln ab.
    Vielleicht sollte sie versuchen, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen. »Nein, auf gar keinen Fall!«, protestierte ihre innere Stimme. Sie würde sich nur lächerlich machen. Sicher, sie hatten sich gut verstanden, aber dem allzu große Bedeutung beizumessen? Quälende Gedanken. Nun fing sie auch noch an, wie Frieda an ihrem Weinglas herumzuspielen.
    »Irgendwie habe ich mich an dich gewöhnt, verrückt, oder?« Dieser Satz aus dem Munde eines Mannes hatte Gewicht und wog angesichts des Gegensatzes zwischen dem bemüht fröhlichen Unterton in der Stimme und dem, was seine Augen signalisierten, umso schwerer.
    Der Kloß in Ellis Hals hatte mittlerweile die gefühlte Größe eines Fußballes und sorgte dafür, dass sie überhaupt keinen Ton mehr herausbrachte. Natürlich hatte sie sich auch irgendwie an Heinz gewöhnt, aber sie konnte doch nicht einfach so ihre Reisepläne über Bord werfen, um mit ihm eine Tour bis in den Libanon zu machen?
    »Heinz, so ein Leben im Wohnwagen... Auf Dauer wäre das nichts für mich«, belog sie ihn und irgendwie auch sich selbst, denn kaum war der Satz ausgesprochen, kamen ihr schon die ersten Zweifel. Was wäre denn so schlecht daran? Was würde sie vermissen? Einem solchen Vorhaben standen vielmehr der damit einhergehende Bruch mit alten Gewohnheiten und das böse »man« im Weg als ihr eigener Wille. »Man« konnte doch nicht einfach sein Leben so mir nichts, dir nichts umkrempeln und mit einem Wohnmobil durch die Welt ziehen. Das machte »man« nicht. Obwohl sie diese Fesseln erkannte, war sie sich sicher, dass ihre Entfesselungskünste nicht ausreichten, um sich von den Imperativen dieses »man« zu befreien.
    Heinz nickte verständnisvoll, und plötzlich schämte sich Elli dafür während einer weiteren Schweigeminute, die ihr noch etwas anderes klarmachte: Es waren nicht nur die eigenen Mauern und Fesseln, die sie nicht zu ignorieren imstande war, sondern der Umstand, dass sie sich nicht im Traum vorstellen konnte, sich auf ihre alten Tage noch einmal zu verlieben. Dass sie Gefühle für Heinz hegte, ließ sich nicht leugnen. Die Vorstellung, diese auf einer gemeinsamen Weiterfahrt zu vertiefen, war jedoch zu revolutionär. Sie passten einfach nicht zueinander. Oder etwa doch?
    Panik stieg in ihr auf und ging einher mit einem flauen Gefühl im Magen. Mittlerweile hatte sich ihr Weinglas bestimmt mehr als ein Dutzend Mal um die eigene Achse bewegt. Hirn einschalten! »Vernunft ist der beste Ratgeber im Leben«, hatte Josef immer gesagt, und damit lag er gewiss nicht falsch. Heinz erwartete sicher mehr von ihr, aber das hieße, sie müsste ihr gesamtes Leben

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