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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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war kaum auszuhalten. Dazu kam noch die Hitze, die förmlich stand und einen fast erschlagen konnte, insbesondere wenn man es sich auf einem Mauervorsprung, der an die Hauptverkehrsstraße grenzte, mangels anderer Sitzgelegenheiten in der Nähe »bequem« machen musste und sowohl die Wärme von laufenden Motoren als auch den heißen Atem des Asphalts zu spüren bekam.
    Ganze zwei Stunden hatte sie darauf gehofft, dass Heinz ihr verloren gegangenes Etui bemerken würde. Er wäre sicher sofort umgekehrt. Stattdessen fuhr er gemütlich in Richtung Sizilien. Mit den achtzehn Euro vierunddreißig kam sie jedenfalls nicht weit, und ewig konnte sie hier auch nicht sitzen bleiben. Elli dachte fieberhaft nach. Frieda! Sie könnte ihr Geld schicken. Vielleicht eine Blitzüberweisung oder eine Geldanweisung auf der Post. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben.
    Mit einem Kleinkind auf dem Arm ließ es sich nun mal schlecht telefonieren. Ihr Enkel Benny, ein dreijähriger Blondschopf mit riesigen Kulleraugen und Wespen im Hinterteil, zupfte unentwegt an Frieda herum. Oktopus müsste man sein. Jedenfalls gelang es ihr zumindest mit einem ihrer beiden Tentakel, den Hörer in sicherer Entfernung von Benny ans Ohr zu pressen. Die Verbindung nach Italien war extrem schlecht, und Elli war kaum zu verstehen. Immerhin hatte sie bisher mitbekommen, dass der Käfer den Geist auf 1 gegeben hatte und ihre Freundin es in Begleitung eines gewissen Heinz in dessen Wohnmobil bis nach Neapel geschafft hatte. Geld und Pass waren offenbar auch weg. Eine äußerst missliche Lage, in der sich Elli da befand.
    »Deine Bank macht das ganz sicher nicht, schon gar nicht telefonisch. Die brauchen eine Girokontonummer in Italien, sonst überweisen die dir nichts«, desillusionierte Frieda ihre Freundin, die es sich offenbar ein bisschen zu einfach vorgestellt hatte, in Italien an ihr Geld heranzukommen.
    »Was ist mit der Post? Dir haben sie damals in Paris doch auch die Handtasche geklaut.«
    »Da fallen horrende Gebühren an, aber wenn ich mich recht erinnere, gibt es so was wie eine Faxüberweisung. Sobald ich das Geld hier am Schalter einzahle, schicken die ein Fax nach Italien, und du bekommst es dann ausgezahlt. Wie viel brauchst du?«
    »Fünfhundert?«, fragte ihre beste Freundin kleinlaut.
    »Geht klar. Wohin soll ich es schicken?«
    »Am besten zur Hauptpost am Hafen. Dort spricht bestimmt irgendjemand deutsch oder englisch«, schlug Elli vor.
    »Kannst du diesen Heinz denn nicht anrufen?«, erkundigte sich Frieda.
    »Ich habe seine Nummer nicht.«
    »Was hast du eigentlich vorhin gemeint, als du sagtest, dass er sehr nett war?«, musste sie nun doch noch schnell nachhaken.
    »Frieda, das Kleingeld geht mir gleich aus. Er war eben nett. Er hat mich sogar gefragt, ob ich ihn begleiten will. In seinem Wohnmobil. Ich und campen. Stell dir das mal vor.«
    »Also, ich hätte nicht nein gesagt«, witzelte Frieda, doch Elli war vermutlich gerade nicht in der Stimmung, darauf einzugehen.
    »Ich verlass mich auf...« Tuuuut.
    Die arme Elli. Jetzt war ihr bestimmt auch noch das Kleingeld ausgegangen. Hätte sie doch nur eine halbe Stunde früher angerufen. Frieda hatte ihrer Tochter versprochen, so lange auf den Kleinen aufzupassen, bis sie vom Einkaufen zurückgekehrt war. Sie überlegte, ob sie Benny zur Post mitnehmen sollte, und beschloss, Andrea kurz telefonisch Bescheid zu geben. Kaum hatte sie ihr Handy erreicht, gab sie das Vorhaben jedoch wieder auf. Andreas Telefon lag nämlich gleich neben ihrem eigenen auf der Kommode im Flur. Ihr Wohnungsschlüssel hing auch noch am Schlüsselhaken. Perfekt! Ihre Tochter würde vor verschlossener Tür stehen, wenn sie aus dem Haus ging. Die arme Elli. Schnell schrieb sie ihr eine SMS, dass sie erst am nächsten Morgen zur Post gehen konnte.

    Spätestens als Elli mit ihrem Rollenkoffer im Schlepptau auf der Suche nach einem günstigen Restaurant durch das große Stadttor ging, aus dem unentwegt Menschen in beide Richtungen strömten, wurde ihr klar, dass Neapel nicht umsonst als die am dichtesten besiedelte Stadt Europas galt. Ihr Arm drohte jeden Moment abzufallen, und auch die Schulter schmerzte höllisch. Immerhin hatte sie nach Friedas SMS ihren Koffer schon bis zur Post geschleppt, um dort schon mal anzukündigen, dass sie für den nächsten Tag eine Überweisung erwartete. Freundlicherweise hatte sich ein deutschsprachiger Postangestellter ausnahmsweise, wie er mehrfach betont hatte, noch einmal

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