Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
Vom Netzwerk:
mir das abkaufen«, flehte er. Allein die Muttergottes konnte ihm jetzt noch helfen.
    Dorothea und Eleonore wechselten erneut einen Blick. Wie von der Tarantel gestochen fuhr Dorothea hoch und griff wütend nach dem Brief. Sie zerknüllte das Schreiben und warf es zu Boden. Dann blickte sie auf ihre Uhr.
    »Wenn wir Glück haben, erwischen wir heute noch die Fähre zurück nach Neapel«, sagte sie.
    Eleonore starrte ihn wie gelähmt an.
    »Was ist, willst du dir diesen Unsinn etwa noch länger anhören?«, fuhr Dorothea ihre Schwester an.
    »Ihr könnt gerne noch bleiben. Ich zahle euch das Hotel und das Essen. Ich...« Fabrizio hatte mittlerweile das Gefühl, wie ein Hund zu winseln.
    »Kein Wort mehr!«, drohte Dorothea ziemlich überzeugend.
    »Aber man bestellt doch nicht auf Verdacht... Fabrizio. Was ist bloß in dich gefahren? Ich hab meinen Laden zu-gesperrt. Ich...« Ellis vorwurfsvoller Blick und ihre Fassungslosigkeit waren schlimmer als Dorotheas Zorn.
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen stürmte Dorothea hinaus, während Eleonore kopfschüttelnd aufstand. Sie musterte ihn noch eine ganze Weile, bevor sie sich ebenfalls wortlos umdrehte und nach draußen ging.

    Doro war wie vom Erdboden verschluckt. Elli stand mutterseelenallein und etwas ratlos vor der kleinen, heruntergekommenen Osteria. Hier, in den verwinkelten Gassen, war keine Menschenseele unterwegs. Warum hatte ihre Schwester nicht auf sie gewartet? Am helllichten Tag wird ihr ja wohl hoffentlich nichts passiert sein, dachte Elli und blickte sich um. Aus welcher Richtung waren sie gekommen? Sie erinnerte sich an das Schild einer Schneiderei und hoffte, Doro noch einholen zu können. Kaum erreichte sie die nächste Kreuzung, lugte Doro um die Ecke und winkte sie zu sich herüber — hinter eine Hausmauer. Hatte sie jetzt völlig den Verstand verloren?
    »Doro, was soll das?«
    Anstatt zu antworten, spähte ihre Schwester schon wieder um die Ecke. Elli dämmerte, dass sie Fabrizio zu beschatten gedachte und ihm auflauerte.
    »Hast du gesehen, wie der geschwitzt hat?«, fragte Doro.
    »Ja und?« Elli war sich immer noch nicht ganz darüber im Klaren, was Doro mit der Beschattungsaktion bezwecken wollte.
    »Sag bloß, du hast ihm dieses Märchen geglaubt?«
    »Ich weiß nicht«, gab Elli ganz offen zu.
    »Elli! So einen Blödsinn gibt’s vielleicht in einem billigen B-Movie, aber doch nicht im wahren Leben.«
    »Möglich ist alles.«
    »Niemand bestellt zwei Deutsche, mit denen er früher mal befreundet war, einfach so nach Capri. Auf Verdacht. Außerdem glaube ich nicht, dass Mama ein Verhältnis mit einem Olivenhainbesitzer hatte.«
    »Warum nicht?«
    »Erstens hat Mama Oliven gehasst, wie du dich vielleicht erinnern kannst, und zweitens hätte Papa sicher etwas mitbekommen, wenn sie sich auf irgendwelchen Olivenhainen herumgetrieben hätte.«
    »Irgendwo muss sie sich mit ihrem Alessandro ja getroffen haben«, überlegte Elli laut.
    Wieder lugte Doro um die Ecke. »Falsche Fragestellung. Welches Interesse hat Fabrizio? Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass er uns etwas Gutes zukommen lassen wollte, nur weil wir ihm damals Himmel und Hölle, Mau-Mau und Canasta beigebracht haben.« Noch ein Kontrollblick.
    »Was hast du vor?«
    Just in diesem Moment fiel eine Tür ins Schloss, kurz darauf entfernten sich Schritte. Nun konnte Elli sich nicht mehr halten und spähte selbst um die Ecke. Fabrizio hatte soeben die Osteria verlassen.
    »Nichts wie hinterher!«, rief Doro.
    Wie geschickt und zugleich unfreiwillig komisch ihre Schwester die Verfolgung aufnahm. Mit schleichendem Schritt drückte sie sich möglichst nah an den Hausmauern entlang und nutzte jede Nische, die sich ihnen bot, um von Fabrizio nicht entdeckt zu werden. Es sah ganz danach aus, als würde er zurück ins belebtere Zentrum laufen, was es für sie etwas einfacher machte, ihm mit diskretem Sicherheitsabstand zu folgen und ihn dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Nach einer weiteren Weggabelung tat sich am Ende der Straße ein großer öffentlicher Parkplatz auf.
    »Hoffentlich ist er nicht mit dem Auto unterwegs. Sonst hängt er uns gleich ab«, bemerkte Doro leicht beunruhigt.
    In der Tat sah auch Elli sich nicht hinter einem fahrenden Auto herjoggen, doch glücklicherweise erspähte sie gleich neben dem Parkplatz einen Taxistand. Ein Geschenk des Himmels.
    »Folgen Sie diesem Wagen, aber bitte unauffällig«, war einer jener Sätze, die man aus unzähligen Kriminalfilmen

Weitere Kostenlose Bücher