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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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betrachtet häufiger krank sind als dünnere. Die Arbeitgeber scheuen davor zurück.« Weiter kam sie nicht, da Anjas Handy klingelte.
    »Entschuldigen Sie bitte.«
    Frau Krüger nickte und starrte wieder auf ihren Bildschirm.
    »Mama? Oma hat was...? Das glaub ich einfach nicht... Was? Eine Erbschaft?«
    Sofort wurde die Sachbearbeiterin hellhörig und schielte verstohlen zu ihr herüber. Hartz IV und Erbschaft passten ja auch irgendwie nicht so gut zusammen. Sicher würde sie gleich einen Aktenvermerk machen. Warum hatte Anja dieses Wort auch in den Mund nehmen müssen?
    »Wo? Du meinst unter den abgedeckten Möbeln? Ach so, der Schrank... Mama, ich kann jetzt nicht reden... Ich melde mich nachher mal bei dir.«
    Anja war baff, und so, wie die Sachbearbeiterin sie musterte, sah sie wohl aus, als hätte sie gerade der Blitz getroffen. Derart viele Neuigkeiten auf einen Schlag waren nicht so schnell zu verdauen. Oma Elisabeth hatte also einen italienischen Lover gehabt. Das allein reichte, um Anja für Stunden zu beschäftigen. Ausgerechnet ihre Oma, die immer einen grundsoliden Eindruck auf sie gemacht hatte. Dass sie unter Umständen jetzt auch noch italienisches Blut in den Adern hatte... einfach unfassbar! Dazu kam die mögliche Erbschaft. Geld! Ihre Mutter würde ihr sicher etwas davon abgeben. Vielleicht könnte sie sich dann wenigstens einen schönen Kiosk kaufen und ihr eigener Chef sein, selbst wenn sie dann nur Frikadellen und Nudeln verkaufen würde. Alles war besser, als sich weiterhin diskriminieren zu lassen oder in einer menschlichen Legebatterie, die sich Callcenter nannte, dahinzuvegetieren.
    »Ich muss los! Schicken Sie mir doch bitte die Unterlagen für die Umschulung.«
    So schnell, wie Anja sich ihre Jacke schnappte, konnte die Sachbearbeiterin gar nicht schauen. Nun lächelte sie Frau Krüger noch einmal unverbindlich zu und eilte aus dem Büro. Es gab jetzt Wichtigeres zu tun.

    »Meinst du wirklich, dass Anja noch irgendwelche Sachen von Mama auf dem Dachboden findet?«, rief Elli ihrer
    Schwester in Richtung Badezimmer zu, während sie sich die Haare mit einem Handtuch frottierte. Doro hatte ihr heute den Vortritt gelassen. Ein Wunder! »Ach, und ist meine Bürste vielleicht im Bad?«
    »Wie ich Anja kenne, hat sie da oben nie aufgeräumt.« Doro, in ein riesiges Badetuch eingewickelt und mit einem Handtuchturban auf dem Haupt, tapste aus dem Bad und reichte Elli die Bürste.
    Ein netter Zug, dennoch musste sie sich schon wieder über Doro ärgern. EIli konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals ein gutes Wort über ihre Tochter verloren hatte. Eigentlich ein Unding. Welche Mutter redete schon so über ihr Kind? Doro hielt Anja offenbar für nichtsnutzig.
    »Warum auch? Die alten Sachen von Mama stehen doch sowieso nur herum«, nahm Elli ihre Nichte in Schutz.
    »Wenn ich den ganzen Tag auf Kosten der Steuerzahler herumsäße, würde ich schon mal ein bisschen ausmisten.«
    »Vielleicht hätte ich das Haus seinerzeit doch nehmen sollen«, überlegte Elli laut.
    »So ein Blödsinn. Du hattest doch damals noch ein Haus«, entgegnete Doro. »Außerdem habe ich dich vor acht Jahren großzügig ausbezahlt, falls ich dich daran erinnern darf.«
    Da sie nun schon einmal beim Thema Finanzen waren: Was, wenn sie die Pension tatsächlich erbten? Seltsamerweise hatten sie gestern Abend das Thema komplett ausgeklammert. Doro hatte sich nach einem kleinen Snack an der Piazzetta mit zwei Flaschen Wein auf die Terrasse verzogen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass auch sie daran zu knabbern hatte, vielleicht einen italienischen Vater zu haben. Alessandro Castiglione war beim gemeinsamen Abendessen immer häufiger in ihren Erinnerungen aufgetaucht. Mehr und mehr kleine, rein zufällige Begegnungen, die sie nun in einem anderen Licht betrachteten, waren dabei zutage getreten.
    »Wir sollten die Pension verkaufen. Ich könnte das Geld gut gebrauchen«, schlug Doro vor, als sie sich auf ihre Bettseite setzte und begann, sich die Fußnägel zu lackieren.
    »Meinst du, bei mir ist das anders?«, erwiderte Elli.
    »Natürlich nur, falls du ebenfalls Castigliones Tochter bist.« Der spitze Unterton in der Stimme ihrer Schwester gefiel Elli ganz und gar nicht. Um sich wohl auf keine weitere Diskussion einlassen zu müssen, stand Doro auf und verschwand wieder im Badezimmer.
    Da war sie wieder, die Doro aus ihrem Alptraum von vergangener Nacht, der ihr noch immer in den Knochen steckte. Ihre Schwester würde die

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