Ellin
hier.«
Wolfhard musterte sie abschätzend. »Sehen wir etwa aus wie Diebe?«
»Nein«, versicherte Nuelia. »Doch man kann nie vorsichtig genug sein.«
»Da mögt ihr Recht haben. Woher kommt ihr?«, fragte Wolfhard.
»Aus Huanaco, wir stehen im Dienste der Herrscherin«, erwiderte Nuelia.
»Oh gut. Huanaco ist unser Ziel. Dann könnt Ihr mir sicher sagen, wie wir auf dem schnellsten Weg dahin gelangen. Ich befürchte fast, wir haben den Weg verloren und jetzt naht auch noch dieses Unwetter.« Er deutete in die Wolken, aus denen sich erste Tropfen stahlen.
Nuelia zeigte ihm einen Pfad zu ihrer Rechten. »Dieser Weg führt Euch zu einem Plateau …«
»… was wollt Ihr in Huanaco?« unterbrach Kylian sie.
Lord Wolfhard runzelte die Stirn, seine Augen verengten sich. »Das geht Euch nichts an.«
Unauffällig huschte sein Blick über Kylians Waffengurt. Dass sie alles andere als Wandersleute waren, war unschwer zu erkennen. Kylian merkte, wie schwer es dem Herrn von Veckta fiel, sich zurückzuhalten. Sicher würde er ihm gerne eine Abreibung verpassen wegen seines vorlauten Mundwerks. »Nun, wenn Ihr den Grund Eurer Reise nicht preisgeben wollt, dann können wir Euch mit dem Weg leider nicht behilflich sein«, sagte Kylian.
Fast gleichzeitig wanderten ihre Hände zu den Schwertern.
»Mir scheint, Ihr seid ein recht dreister Bursche, der nicht weiß, was sich in Gegenwart eines Herrn gehört«, presste Wolfhard mühsam beherrscht hervor. »Doch ich will Gnade vor Recht ergehen lassen, wenn Ihr bereit seid, uns zu helfen. Wir sind auf der Suche nach einer entflohenen Diebin und haben gehört, dass sie sich in Huanaco versteckt hält. Sie hat braunes Haar und ungewöhnlich blaue Augen. Eine Narbe ziert ihre Wange und nicht zu wenige davon ihren Leib. Habt Ihr sie gesehen?«
Unbändiger Zorn wallte in Kylian auf, bei dem Gedanken daran, was dieser Mann Ellin angetan hatte. Nuelia warf ihm einen warnenden Blick zu. »Was hat sie denn gestohlen?«, fragte er mühsam beherrscht.
Wolfhard beugte sich vor. »Hat Euch noch niemand gesagt, dass zu viel Neugier tödlich ist? Habt Ihr das Mädchen gesehen oder nicht?«
Kylian zuckte mit den Schultern, hob die Augenbrauen und sah den Herrn von Veckta herausfordernd an.
Lord Wolfhard spie aus. »Hüllt Euch in Schweigen, wenn Ihr wollt, doch seid versichert, dass ich der Herrscherin von ihren unwilligen Untergebenen berichten werde.«
Kylian schnaubte. »Was lässt Euch glauben, dass Euch die Herrscherin überhaupt empfängt? Soviel ich weiß, gehört Veckta nicht zu ihren Verbündeten.«
Grinsend deutete Lord Wolfhard auf eine Truhe, die auf dem Rücken eines Lastengauls befestigt war. »Ich bin überzeugt davon, dass sie sich meinen Wünschen gegenüber offen zeigen wird. Ich habe ein paar sehr gute Argumente.«
Kylian lenkte Jalo nah an Wolfhard heran, umfasste den Nasenriemen seines Pferdes und beugte sich zu ihm. »Ihr seid in Huanaco nicht willkommen, Herr von Veckta. Besser Ihr kehrt um und kümmert Euch um Wichtigeres, als eine entflohene Dienerin.«
Lord Wolfhard richtete sich auf, ein falsches Grinsen auf den Lippen. Mit einem heftigen Ruck riss er an dem Zügel und zwang sein Pferd, Kylians Griff zu trotzen, woraufhin es nervös zu tänzeln begann. Kylian ließ den Riemen los.
»Ich sagte nichts von einer Dienerin«, zischte er gefährlich leise.
»Ach nein? Dann habe ich mich wohl verhört«, entgegnete Kylian.
Lord Wolfhard richtete seinen behandschuhten Finger auf ihn. »Seid gewarnt, elender Wurm, sollte ich Euch noch einmal begegnen, wird es Euch schlecht ergehen.« Dann gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte mit seinem Gefolge davon.
»Verdammt, Kylian. Was hast du dir dabei nur gedacht?«, schimpfte Nuelia, kaum dass sich Lord Wolfhards Schar entfernt hatte.
»Hast du es nicht gehört?«, fragte er. »Er sucht nach Ellin, und wenn er Nosara gibt, was auch immer in der Truhe ist, ist sie verloren. Nosara lässt sich eine Belohnung bestimmt nicht entgehen. Wie hat er nur herausgefunden, wo sie sich befindet?«
»Du hast ihre Lage nicht gerade verbessert, indem du den Kerl provoziert hast«, sagte Nuelia vorwurfsvoll.
»Nuelia hat recht. Jetzt wird er sich unser erinnern und alles daransetzen, uns zu vernichten. Vielleicht hätten wir die Möglichkeit gehabt, Ellin unauffällig aus dem Palast zu holen, doch mit deinem Jähzorn hast du wieder einmal alles zerstört«, schimpfte Jesh.
Kylian ballte die Hände zu Fäusten und funkelte
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