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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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spürten den nahenden Regen. Anschließend scheuchte sie die Geißen in den Stall und verriegelte das Gatter. Affra rief nach ihr und winkte vom Eingang des Gutshauses. Ellin beeilte sich, denn die Köchin mochte es nicht, wenn man zu spät zu den Mahlzeiten kam. Schnell wusch sie die Hände am Brunnen und betrat das Haus. Tilda, Guntar, die Kinder, zwei Knechte und eine Magd saßen an einem langen Tisch, während Affra einen großen Topf Suppe, warme Gerstfladen und Kräuterschmalz auftrug. Ellin setzte sich neben die Jungs und wuschelte durch ihre Haare. Sie beschwerten sich lautstark und kicherten.
    »Mein Bruder lässt dich grüßen«, sagte Guntar. »Er fragt, ob er dir morgen seine Aufwartung machen darf. Ich habe ihm in deinem Namen eine Zusage erteilt.«
    Ellin lächelte gequält. Jeden Abend lenkten Tilda und Guntar die Gespräche auf ihre Weigerung, sich einen Gefährten zu nehmen. Einige Männer aus der Umgebung hatten bereits Interesse bekundet und darum gebeten, sie umwerben zu dürfen, allen voran Guntars Bruder. Bisher hatte sie dankend abgelehnt, doch Tildas und Guntars mahnende Reden und vorwurfsvolle Blicke waren mittlerweile nur noch schwer zu ertragen und verdarben ihr jedes Mal den Appetit. Früher oder später würde sie sich für einen Bewerber entscheiden oder zumindest Interesse heucheln müssen.
    »Ich habe keine Zeit für Tändeleien. Die Ernte naht und die Arbeit reißt nicht ab«, versuchte sie auszuweichen.
    Guntar runzelte die Stirn und sah sie streng an. »Hulda wird deinen Teil der Arbeit übernehmen. Du darfst nicht länger warten, Ellin. Jeden Tag kann Lord Falkberg hier auftauchen, um die Besitzverhältnisse des Gerstfeldtals zu prüfen. Ich bin das Oberhaupt dieser Familie und ich befehle dir, Marins Werben nachzugeben.«
    Ellin erwiderte seinen Blick ungerührt. Von den Worten eines Mannes ließ sie sich gewiss nicht mehr einschüchtern. »Du kannst mir nichts befehlen. Weder bin ich deine Tochter noch deine Untergebene.«
    Guntar ballte die Hände zu Fäusten und donnerte sie auf den Tisch. »Nach vecktanischem Gesetz steht der Wille eines Mannes über dem einer Frau. Ich bin das Familienoberhaupt und kann dir sehr wohl befehlen.«
    Ellin betrachtete ihn schweigend. Sein Ausbruch verdeutlichte ihr, wie angespannt er war. Seit Lord Falkberg zum Herrn von Veckta gewählt worden war, setzten Tilda und Guntar ihr immer stärker zu.
    Tilda legte beschwichtigend eine Hand auf ihren Arm. »Warum nur wehrst du dich so hartnäckig gegen den Bund? Marin ist fleißig und ehrbar, einen besseren Gefährten wirst du nicht finden.«
    Ellin entzog sich ihrem Griff. »Das ist mir gleich. Viele Sternenläufe lang war ich einem Manne untertan, der über mein Leben wachte und nach Belieben über mich verfügen konnte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Nie wieder lasse ich einen Mann über mich bestimmen.«
    Guntar setzte zu einer Erwiderung an, doch Tilda gebot ihm mit einer Geste zu schweigen. »Affra. Kannst du sie nicht zur Vernunft bringen? Sie braucht einen Gefährten, und zwar dringend, wie ich feststellen muss.«
    Affra lächelte Ellin aufmunternd zu. »Das Mädchen hat sich bisher wunderbar allein durchgeschlagen. Sie wird den Bund schließen, wenn sie bereit dazu ist. Gebt ihr doch ein wenig Zeit. Der neue Herr von Veckta hat Etliches zu tun, bevor er sich den Herrschaftsgebieten seines Landes widmet. So schnell wird er nicht hier erscheinen.«
    Guntar schnaubte. »Abzuwarten ist wie das Spiel mit dem Feuer. Niemand kann sagen, wann Lord Falkberg auf das Gerstfeldtal aufmerksam werden wird. Spätestens nach der Ernte wird er bemerken, dass die Speicher der Felsenfestung leer bleiben und den Grund dafür erfahren wollen.«
    »Wir können ihm ja die Abgaben in Höhe des Steuerwerts liefern«, schlug Ellin vor. »Das verschafft uns einen halben Sternenlauf.«
    »Das könnten wir, doch könnten wir uns die Abgaben auch sparen, wenn du endlich einen Gefährten wählen würdest«, entgegnete Guntar.
    »Ich kenne Ellin. Euer Drängen verursacht nur, dass sie sich umso mehr gegen den Bund wehrt«, warf Affra ein.
    Tilda schnaubte und wandte sich Ellin zu. »Was bist du nur für eine Vecktanerin? Du solltest gehorsam und fügsam sein, anstatt dich wie ein aufsässiges Kind zu benehmen. Deine Eltern würden dein Verhalten sicher nicht gutheißen.«
    Fast täglich brachte Tilda ihre Eltern ins Spiel, wenn ihr kein anderes Argument mehr einfiel. Obwohl Ellin sich darüber ärgerte, zuckte sie nur mit den

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