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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Wehmütig beobachtete Ellin, wie ausgelassen er mit seinen Söhnen spielte. Sie beneidete Tilda um ihr Glück.
    Nach dem Mittagsmahl half sie ihrer Mume bei der Hausarbeit und dem Versorgen der Tiere, die schon ungeduldig auf Futter warteten. Anschließend wusch sie sich am Brunnen hinter dem Haus. Janus und Josch tollten im Garten herum und warfen einander einen aus alten Kleidern gefertigten Ball zu. Nachdem Ellin sich gewaschen hatte, zeigte ihr Tilda ihre Schlafstatt, eine schmale Pritsche in der Kammer der Jungen, in der auch die Vorräte gelagert wurden. Tilda und ihr Gefährte schliefen in einer Nische unter dem Dach, die nur über eine Leiter zu erreichen war.
    In der Nacht lauschte Ellin auf die Atemzüge der Kinder und dachte unwillkürlich an die Tulpa, die sie geschaffen hatte. Warum hatte sie ein Kind geschaffen und nicht, wie Nosara, Erwachsene? Und warum hatte das Mädchen ausgesehen wie sie? Die lobeliablauen Augen verfolgten sie Tag und Nacht und bis in ihre Träume.
    Janus und Josch erwachten im Morgengrauen. Leise kichernd stolperten sie aus der Kammer. Ellin hielt die Augen geschlossen und tat, als ob sie schliefe, bis sie das Klappern der Töpfe und Tildas energische Stimme vernahm.
    Sie pellte sich aus dem Fell, erhob sich und öffnete die Tür. Guntar saß mit seinen Söhnen am Tisch und löffelte Gerstbrei.
    Tilda deutete auf einen Stuhl. »Komm, setz dich, gewiss hast du Hunger.«
    Ellin lächelte dankbar und nahm Platz. Tilda stellte ihr eine Schale mit Gerstbrei hin, während Guntar ihr ein Glas wilden Honig und Schwarzbeeren reichte.
    »Tilda hat mir über dein Dilemma berichtet«, fing er an.
    Schweigend rührte Ellin einen Löffel Honig in den Brei.
    Tilda setzte sich neben sie und griff nach den Schwarzbeeren. »Guntar hat einen Vorschlag, den du dir anhören und in Ruhe überdenken solltest, bevor du eine Entscheidung triffst.«
    »Ich bin für alles offen, solange es mein Land vor dem Zugriff des neuen Lords schützt«, sagte Ellin und sah Guntar erwartungsvoll an.
    Guntar nickte bedächtig. »Zwei Dinge müsstest du tun. Erstens: Du musst dir einen Gefährten nehmen und möglichst schnell ein Kind bekommen, denn selbst wenn du als Mörderin verurteilt wirst, ob gerechtfertigt oder nicht, geht das Land immer zuerst an dein Kind. Wenn du den Bund schließt, aber kinderlos bist, fällt das Land nach vecktanischem Gesetz an den Gefährten. Da er das Land jedoch nicht durch Geburtsrecht erhalten hat, könnte der neue Lord die vollständige Enteignung verlangen, was zwar unüblich und langwierig, jedoch nicht unmöglich ist. Um dies zu verhindern, müsste das Allod im Besitz zweier Familien gleichen Standes sein.« Er räusperte sich. Ellin ahnte, was er nun vorschlagen würde.
    »Tilda ist die Schwester deines Vaters und ihm vom Blute gleichgestellt. Somit hätte sie einen gerechtfertigten Anspruch auf das Allod. Wenn du ihr die Hälfte des Landes überträgst, bist du zweifach abgesichert«, fügte Guntar schließlich hinzu.
    Schweigend nagte Ellin an ihrer Unterlippe. Der Vorschlag klang vernünftig.
    »Im Weiler gibt es einige ansehnliche Junggesellen«, nahm Tilda den Gesprächsfaden auf. »Ich bin mir sicher, dass wir einen geeigneten Mann für dich finden werden.« Sie ergriff Ellins Hand. »Und glaube mir, wir möchten dich nicht um dein Land betrügen, es wäre nur zu deinem Schutz.«
    »Sicher, doch gehört es dann nicht mehr mir. Du, Guntar und mein Gefährte würden zu gleichen Teilen darüber verfügen.«
    Tilda zuckte mit den Schultern. »Natürlich könntest du nicht mehr allein entscheiden, doch musst du auch die Last nicht alleine tragen. Grundbesitz ist ein Privileg und zugleich eine Bürde.«
    »Das kann ich mir denken. Mehr noch als das Land zu übertragen widerstrebt es mir, einen Gefährten zu wählen. Ich möchte nicht an einen Mann gebunden sein, der mir fremd ist.«
    Tilda seufzte. »Irgendwann musst du dich binden. Keine Vecktanerin sollte alleine bleiben, das schickt sich nicht. Du brauchst den Schutz eines Mannes.«
    Ellin lag eine spitze Erwiderung auf den Lippen. Immerhin war die Gefährtin des Hufschmieds geschändet worden, obwohl sie mit einem Mann verbunden war. Und auch ihrer Mutter hatte es nichts genutzt, im Gegenteil. Doch sie wollte keine unnötige Auseinandersetzung beginnen. »Ich habe einen möglichen Gefährten, doch er ist im fernen Huanaco und weiß nicht, wo ich bin«, sagte sie stattdessen.
    Erstaunt hob Tilda die Augenbrauen. »Tatsächlich?

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