Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
Vom Netzwerk:
blauen Augen täuschen, der Büttel im nächsten Dorf wüsste schneller Bescheid, wie du deine Notdurft verrichten kannst. Als Nächstes hätten wir die Männer der gesamten Provinz auf den Fersen. Gerade du solltest wissen, wie gefährlich es ist, einem Menschen zu vertrauen.«
    Missmutig schabte Jesh kleine Rindenstücke von dem Baumstamm, auf dem er saß. »Nur weil ein Mensch meine Familie verraten hat, bedeutet das nicht, dass alle es tun würden.«
    Kylian schnaubte verächtlich. »Du bist viel zu vertrauensselig. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass wir sie loswerden müssen, denn selbst wenn sie uns nicht verrät, haben wir zumindest den Herrn von Veckta auf den Fersen. Irgendetwas sagt mir, dass hinter der Sache mehr steckt als das Mädchen zugibt.«
    »Sprich leiser«, zischte Nuelia und nickte Richtung Wagen.
    Kylian blickte auf. Obwohl der Wagen in Dunkelheit lag, hatte Ellin den Eindruck, dass er ihr direkt in die Augen sah. Erschrocken ließ sie den Vorhang los und hechtete in den hinteren Teil des Wagens zurück. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Fast befürchtete sie, er könnte es draußen pochen hören. Hatte er sie gesehen? Wenn ja, dann wusste er, dass sie gelauscht hatte. Angespannt starrte sie auf den Vorhang, der im nächsten Moment auch schon zur Seite gerissen wurde. Kylian stürmte herein. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Sie wich zurück, bis ihre Fersen gegen die Rückwand stießen. Mit drei großen Schritten war er bei ihr und baute sich drohend vor ihr auf.
    »Ihr habt gelauscht«, fauchte er gefährlich leise.
    Ellin schüttelte den Kopf. »N … nein. Ich habe Euch nur beobachtet.«
    Blitzschnell schloss sich seine Hand um ihre Kehle. »Lügt mich nicht an, Weib. Ihr seid eine Heuchlerin wie alle Menschen, nur darauf bedacht, jeden zu vernichten, der nicht so ist wie Ihr.«
    Panik stieg in ihr empor. Bei den Göttern, was redete er da? War er etwa kein Mensch? Er drückte ihre Kehle zu. Tränen sammelten sich in ihren Augen und rannen über die Wangen. Röchelnd schnappte sie nach Luft.
    »Ich … bin nicht … wie alle anderen … bitte«, krächzte sie. Verzweifelt versuchte sie, seine Hand zu lösen.
    Er drückte sie gegen die Wagenbespannung und näherte sich ihrem Gesicht bis seine Nase fast die ihre berührte. Seine hasserfüllten Augen fixierten sie. »Oh doch, Ihr seid genauso verlogen und hinterhältig wie alle Menschen. Das habt Ihr mit Eurem Lauschen allein bewiesen.«
    Sein unbändiger Zorn erinnerte Ellin an Lord Wolfhard und die Ereignisse in seinem Schlafgemach. Panik kroch ihren Rücken hinauf, sein Gesicht verschwamm vor ihren Augen.
    »Lass sie los«, befahl jemand zu ihrer Rechten. An der Stimme erkannte sie, dass es sich um Nuelia handelte. Sie trat auf Kylian zu und legte eine Hand auf seinen Arm. »Sie trägt keine Schuld an den Dingen, die unserem Volk widerfahren sind, Bruder. Lass sie nicht für etwas büßen, wofür sie nichts kann.«
    Mit einer verächtlichen Bewegung ließ er Ellin los. Keuchend griff sie an ihre Kehle, beugte sich vor und hustete.
    »Du hast dich nicht mehr unter Kontrolle. Wieso lässt du deinen Zorn über deine Vernunft siegen?«, fragte Nuelia vorwurfsvoll.
    »Sie sollte nicht hier sein«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie bringt uns alle in Gefahr.«
    »Weißt du, wie lächerlich du dich anhörst? Immerzu redest nur von Gefahr. Sie ist noch ein halbes Kind, verdammt.«
    Kylian schnaubte verächtlich. »Sieh sie dir doch an, sie ist kein Kind. Du machst dir etwas vor. Sie wird uns verraten, ich weiß es genau.«
    Nuelia stemmte die Arme in die Hüfte. »Woher willst du das wissen? Kannst du plötzlich in die Zukunft sehen?«
    »Verspotte mich nicht!«, zischte er.
    »Dann benimm dich wie ein Mann von Ehre und nicht wie ein wildgewordenes Bisott.«
    Ellin rappelte sich auf, atmete tief ein und hustete die Luft wieder hinaus. Ihre Beine zitterten. Nuelia trat auf sie zu und stützte sie.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, keuchte Ellin und zwang sich, Kylian anzusehen. Die Angst vor seinem Zorn rang mit ihrem Stolz. »Seid versichert, dass ich Euch weder verraten noch irgendjemandem erzählen werde, dass sich unsere Wege gekreuzt haben. Ihr habt mein Leben gerettet, dafür stehe ich in Eurer Schuld. Wie könnt ihr mich des Verrats bezichtigen, ohne mich zu kennen?«
    Kalt und unbarmherzig war Kylians Blick und je länger er auf ihr ruhte, umso kleiner fühlte Ellin sich. Hilflos flatterte ihr Herz

Weitere Kostenlose Bücher