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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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während er ihr Gesicht anhebt und sie zwingt, ihn anzusehen.
    »Jedes Mal, wenn du einen Fehler begehst oder deine Arbeit nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit verrichtest, werde ich dich hiermit bestrafen.« Er hält die Rute hoch und lässt sie gefährlich nah an ihrem Ohr vorbeizischen. Ellin zuckt zusammen, Tränen sammeln sich in ihren Augen. Erneut pfeift die Rute durch die Luft und klatscht auf ihr Gesäß. »Nur zur Warnung«, sagt er leise.
    Sie fragt sich ernsthaft, ob sie gestorben und ihre Seele in die Hände eines Dämons gefallen ist. Dieser schreckliche Ort kann unmöglich ihr neues Zuhause sein. Als er sie loslässt und ihr befiehlt, weiterzuarbeiten, kann sie sich nicht mehr erinnern, was er ihr aufgetragen hat. Mit hängenden Armen steht sie vor ihm und starrt auf den Boden. Er grinst wölfisch, weidet sich an ihrer Hilflosigkeit und Angst. »Was ist, Dienerin? Warum tust du nicht, was ich dir aufgetragen habe?«
    »Ich habe es vergessen«, wispert sie.
    Die Rute zischt an ihrem Gesicht vorbei, so nah, dass sie den Lufthauch spürt.
    »Es heißt: Ich habe es vergessen, mein Herr oder Lord Wolfhard. Streck die Hände aus«, befiehlt er.
    Zögerlich schiebt Ellin ihre Hände vor. Dreimal saust die Rute auf ihre Finger nieder. Die Haut platzt auf. Blut quillt hervor. Sie weint. Lord Wolfhard wiederholt seine Befehle und sie beeilt sich, sie zu befolgen. Brennender Schmerz pocht in ihren Fingern und sie muss aufpassen, dass kein Blut auf die Bettdecke tropft. Er beobachtet sie, kontrolliert jede Verrichtung und schlägt sie erneut, als sie vergisst, ihn mit Herr anzusprechen. Als sie endlich Lord Wolfhards Kammer verlässt, zittert sie am ganzen Leib und schluchzt vor Schmerz und Angst, wohl wissend, dass dies der erste albtraumhafte Tag in einer langen Reihe von albtraumhaften Tagen war und es kein Entrinnen gibt aus dieser Qual …
    Ellin schreckte aus dem Schlaf. Träume von Lord Wolfhard waren kein guter Tagesbeginn. Kylian war schon aufgestanden. Er stand neben Jalo und studierte eine Karte. Als er sah, dass sie wach war, nickte er ihr zu und vertiefte sich dann wieder in die Landkarte. Er sah müde aus. Ellin fragte sich, ob er überhaupt geschlafen hatte.
    Zu ihrer Rechten erspähte sie einen Becher Wasser mit einem Gerstfladen, der vom Nachtmahl übriggeblieben war. Er war hart und an einigen Stellen verkohlt, aber um ihren knurrenden Magen zu beruhigen, würgte sie ein paar Brocken hinunter.
    Anschließend richtete sie ihre Kleider, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und packte ihre Bündel.
    Kylian rollte das Schlaffell zusammen und verstaute es in der Satteltasche. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er. »Bevor uns Lord Wolfhards Männer einholen.«
    »Glaubt Ihr, dass sie uns noch folgen?«
    »Was glaubt Ihr? Wenn Wolfhard trotz des Langen Regens seine Männer ausschickt, um seine Leibdienerin zu suchen, dann geben sie gewiss keine Ruhe. Wie Blutwölfe werden sie Eurer Spur folgen.«
    Der Gedanke erschreckte sie. »Aber wieso? Ich verstehe das nicht. Wie kann er nur so rachsüchtig sein?«
    Kylian schnaubte. »Sicherlich geht es ihm nicht nur um Rache. Ich habe das Gefühl, dass da noch weit mehr im Spiel ist.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Mehr? Außer Rache fällt mir kein Grund ein, warum er mich verfolgen lassen sollte.«
    »Dann weiß er vielleicht etwas, was Ihr nicht wisst. Um Euer Leben willen solltet ihr es herausfinden.«
    »Warum seid ihr Euch dessen so sicher?«
    Kylian machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich kenne die Welt und die Wesen, die darin leben. Es gibt Dinge, die sind unabänderlich, dazu gehört auch, dass sich ein Mann wie Lord Wolfhard keinen einzigen Prasi um seine Diener schert.«
    »Unterschätzt ihn nicht. Er ist boshaft und …«
    »Seid still!«, befahl er plötzlich.
    Ellin verstummte und starrte ihn erschrocken an. Jalo tänzelte unruhig und schnaubte leise.
    »Reiter, sie nähern sich«, zischte er.
    Ellin schluckte nervös. »Lord Wolfhards Männer?«
    »Ja. Sie müssen die Nacht hindurchgeritten sein, um uns einzuholen. Wir müssen uns verstecken.«
    Er ergriff ihren Arm und zerrte sie an den Rand der Hecke. »Geht zum Wasser und kauert Euch flach auf den Boden.«
    »Was ist mit Jalo?«
    Kylian antwortete nicht. Er hastete zu seinem Hengst und führte ihn an ihr vorbei durch die Schneise, die er am Abend zuvor in das Gestrüpp geschlagen hatte. Ungeduldig winkte er Ellin zu sich und zerrte sie zu Boden. Der Hengst wieherte leise. Beruhigend

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