Ellin
ein Wirbelwind durch die Vogelschar, schwang sein Schwert zu allen Seiten, durchbohrte Leiber, trennte Köpfe von Hälsen und schlug dürre Beine durch.
Die Zuggäule kreischten panisch und versuchten zu fliehen. Schon machten sich vier Vögel über eines der Tiere her, durchbohrten es mit ihren Schnäbeln, zerrten Fleischbrocken aus dessen Leib. Blut spritzte. Jesh eilte hinzu und versuchte, das Tier zu retten. Mit einem zornigen Schrei stürzte er sich auf die Bestien und hieb auf sie ein. Eine der Kreaturen begann, mit den Flügeln zu kreisen, schneller immer schneller. Noch nie hatte Ellin einen Vogel gesehen, der dies konnte. Sie fragte sich gerade, wozu diese Geste wohl diente, als sich plötzlich eine der glänzenden Federn löste und auf Jesh zuschoss. Instinktiv stieß Ellin einen Warnruf aus. Jesh duckte sich. Zu spät. Die Feder grub sich in seine Schulter. Wie aus dem Nichts tauchte eine weitere Kreatur auf und sprang direkt vor Ellin auf den Kutschbock. Ihre Krallen schabten über das Holz und verursachten ein schauriges Geräusch.
Erschrocken schrie Ellin auf und taumelte zurück. Mit ihren Krallen begann die Kreatur, die Plane zu zerfetzen. Dabei stieß sie hohe Töne aus, die Ellin in den Ohren schmerzten. Eine weitere Kreatur kam hinzu und zwängte ihren metallischen Schnabel durch die Öffnung. Immer weiter riss die Plane auf. Mit bebenden Fingern wühlte Ellin das Messer aus ihrem Bündel. Geldis, die sich mittlerweile von ihrem Lager erhoben hatte, griff nach der Pfanne und einem Dolch.
»Was sind das für Kreaturen?«, fragte Ellin panisch.
»Stymphaliden«, stieß Geldis hervor.
Schon presste der erste Vogel seinen Leib durch die Plane und hüpfte auf sie zu. Ellin sprang zur Seite und stieß das Messer nach dem Untier, verfehlte es jedoch. Am Eingang wurde der Vorhang zur Seite gerissen. Ellin hoffte inständig, dass es sich bei dem Eindringling nicht um einen dieser verfluchten Vögel handelte. Erleichtert vernahm sie Jeshs Stimme.
»Geht zur Seite«, befahl er knapp.
Ellin drückte sich gegen die Plane. Das Untier warf sich herum und hackte nach Jesh, der ihm geschickt auswich und es mit einem Streich enthauptete. Der andere Vogel sprang nun ebenfalls auf sie zu und versuchte, Jesh zu umrunden, um an die wehrlosen Frauen zu gelangen. Er flatterte mit den verkrüppelten Flügeln, ohne jedoch einen seiner dolchartigen Federn abzuschießen, und stieß dabei laute, abgehackte Krächzlaute aus. Jesh hielt sein Schwert erhoben. Das Schild hatte er fallenlassen, nachdem die Feder in seine Schulter gedrungen war. Die Stymphalide öffnete den Schnabel und entblößte ein zahnloses Maul in dem sich eine lange, an der Spitze gespaltene Zunge befand. In ihrem Rachen ragten mehrere hintereinanderstehende Dornen aus dem Oberkiefer. Ein schrilles Krächzen erklang tief aus ihrer Kehle. Ellin presste die Hände auf die Ohren. Jesh verzog das Gesicht. Brüllend stieß er sein Schwert in das geöffnete Maul. Unter gellendem Kreischen brach die Kreatur zusammen, zappelte wild auf dem Boden herum, bis sie schließlich verstummte. Helles Blut verteilte sich auf den Fellen und erfüllte den Wagen mit einem beißenden, säuerlichen Gestank.
Jesh hechtete zum Einstieg, als auch schon zwei weitere Stymphaliden ihre Schnäbel durch die Wagenbespannung schoben. Irgendjemand spießte sie hinterrücks auf und zerrte sie nach draußen. Jesh sprang hinterher. Keuchend sackte Geldis auf die Vorratskiste.
Ellin beugte sich über sie. »Seid Ihr verletzt?«
Geldis winkte ab. »Nein, es geht schon.«
»Kann ich Euch für einen Moment alleine lassen?«
»Geh ruhig, ich muss nur kurz zu Atem kommen.«
Ellin reichte ihr einen Trinkschlauch und rannte dann zum Einstieg. Vorsichtig schob sie sich nach draußen, das Messer und die Bratpfanne vor sich haltend. Schweiß rann ihren Nacken hinab. Der Kampf war noch in vollem Gange, doch es schien, als würde der Ansturm der Stymphaliden endlich nachlassen. Überall lagen die Kadaver der getöteten Vögel, die Luft war erfüllt von dem beißenden Geruch ihres Blutes. Übelkeit stieg in Ellin auf. Von rechts sprang ein Vogel auf sie zu. Instinktiv holte sie aus und donnerte die Pfanne auf den Schädel des Untiers. Die Stymphalide taumelte kreischend gegen den Wagen, während sie in rasender Geschwindigkeit mit den Flügeln kreiste und mehrere Federn abstieß. Ohne zu zögern, warf Ellin sich auf den Boden. Die Federn zischten über sie hinweg, nur eine fand ihr Ziel. Wie ein
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