Ellin
sie versuchen, einen Stechling zu verscheuchen. »Geh schon und hilf Jesh bei der Zubereitung des Essens, es geht mir gut.«
Ellin versprach, später nach ihr zu sehen, erhob sich und ging Jesh beim Möhrenschneiden zur Hand.
»Ich bin sehr froh, dass Ihr bei uns seid«, sagte er. »Mit Euch an meiner Seite macht die Arbeit Freude.«
»Das ist nett von Euch. Ich bin dankbar, dass Ihr mir Zuflucht gewährt habt«, erwiderte sie.
Jesh winkte ab. »Das ist doch selbstverständlich.«
Ernst blickte Ellin ihn an. »Nein, ist es nicht. Die meisten hätten mich dem Tode überlassen oder gegen ein Lösegeld zu meinem Dienstherrn zurückgebracht.«
Jesh errötete. »So etwas könnte ich niemals tun und auch Kylian und Butan, so raubeinig die beiden auch sind, würden einer Frau nie etwas zuleide tun.« Zaghaft legt er seine Hand auf Ellins. Seine Wangen glühten. »Wir kennen uns kaum, doch darf ich Euch vertraulich ansprechen?«
»Ja. Ja natürlich«, erwiderte Ellin. Die unerwartete Berührung erschreckte sie. »Ihr habt mich gerettet, also ist es nicht unangebracht.«
Eigentlich dachte sie, er würde ihre Hand nun wieder loslassen, doch stattdessen beugte er seinen Kopf vor und näherte sich ihrem Gesicht. Ellin erstarrte. Wollte er sie etwa küssen? Bei den Göttern. Das musste sie verhindern.
Ein leises Platschen erklang. Jesh fuhr zurück und blickte sich hektisch um, seine Hand wanderte zum Schwertknauf.
Hinter dem Wagen fluchte jemand. Ellin und Jesh sprangen auf und rannten um den Wagen herum. Nuelia steckte bis zur Hüfte in braunem Morast und klammerte sich an ein Büschel Gras. Dürre Zweige lagen verstreut um sie herum.
»Ich stecke fest«, rief sie. »Helft mir hier raus.«
Ellin und Jesh fielen auf die Knie, umfassten Nuelias Oberarme und versuchten, sie aus dem schlammigen Boden zu ziehen, was nicht einfach war, denn der Morast hielt seine Beute fest umklammert. Außer Schimpfen und Fluchen konnte Nuelia nichts tun, um ihnen zu helfen. Schweiß strömte über Ellins Gesicht und brannte in ihren Augen, während sie so fest sie konnte an Nuelia zog. Langsam löste diese sich aus der Umklammerung, bis der Sumpf sie schließlich mit einem schmatzenden Laut entließ. Keuchend lag sie auf dem Boden. Auch Ellin und Jesh sanken auf das Moos und rangen nach Atem. »Wie ist das passiert?«, japste Jesh.
»Ich bin zu nah an den Rand getreten. Plötzlich ist der Boden unter mir weggesackt und ich bin in diesen elenden Sumpf gerutscht«, berichtete Nuelia. »Bei den Göttern war das knapp.«
Sie richtete sich auf und rümpfte die Nase. »Und jetzt stinke ich wie ein Haufen Bisottscheiße.«
Jesh lachte. »Dann geh dich waschen. Ellin und ich kümmern uns um das Feuer.«
»Seid vorsichtig, wenn ihr das Holz auflest, der Boden ist nicht sicher.« Nuelia erhob sich und schlurfte davon. Stinkender Schlamm tropfte von ihren Kleidern.
Ellin und Jesh sammelten das Holz auf, wobei sie die Zweige, die sich zu nah am Rand des Gewässers befanden, liegenließen. Anschließend entzündeten sie ein Feuer und machten sich erneut ans Kochen.
»Du bist geschickt«, lobte Jesh, als Ellin die in heißem Fett schwimmenden Rüben wendete.
»Danke«, erwiderte sie.
»Und du hast schöne Hände«, fügte er hinzu.
Ellins Wangen röteten sich. Plänkelte Jesh etwa mit ihr? Wie sollte sie darauf reagieren?
Glücklicherweise kam Nuelia hinzu. Noch immer zog sie einen miefigen Hauch hinter sich her. »Ist das Essen fertig? Kylian und Butan kehren zurück und sind bestimmt hungrig.«
Jesh betrachtete sie naserümpfend. »Das Waschen hat wohl nicht ausgereicht, ich empfehle dir ein ausgiebiges Bad.«
Nuelia schubste ihn, sodass er zur Seite fiel. »Werd nicht frech, Kleiner, sonst verpass ich dir eine Abreibung.«
Lachend blickte Jesh zu ihr auf. »Ich sage dir nur, was jeder hier riechen kann.«
Nuelia warf sich auf ihn und drückte ihn zu Boden. »Du behauptest also, dass ich stinke? Na warte. Ich gebe dir was Stinkiges.« Sie riss eine Handvoll feuchte Erde und Moos aus dem Boden und bewarf ihn damit. Jesh rollte zur Seite, griff nach ihren Beinen und zerrte sie zu sich heran. Lachend wälzten sie sich auf dem Moos herum. Auch Ellin konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Die Unbekümmertheit der beiden wirkte ansteckend und erinnerte sie daran, wie lange sie schon nicht mehr fröhlich gewesen war.
Das Wiehern von Pferden unterbrach die Rangelei. Kylian und Butan ritten in das Lager, saßen ab und begannen, die Pferde
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