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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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sie sich ab und kehrte in ihre Kammer zurück. Zwar wurde im Thronsaal ein festliches Mahl aufgetischt, bei dem jeder, der Geldis kannte, die Gelegenheit bekam, für sie zu beten und sich ihrer ein letztes Mal zu erinnern, doch Ellin wollte lieber allein sein. Sie war müde. Schrecklich, schrecklich müde. Jede Faser ihres Leibes sehnte sich nach Ruhe und dem gnädigen Vergessen des Schlafes. Mit schweren Armen streifte sie das Nachtgewand über und legte sich in die Kissen. Doch Ruhe fand sie nicht. Tausend Gedanken schwirrten in ihrem Kopf umher, folterten sie mit ihrem Gesumm. Erst nachdem sie laut schluchzend ihr Gesicht in das Kissen drückte und mit den Fäusten so lange auf die Matratze einschlug, bis sie völlig erschöpft war, fand sie die ersehnte Ruhe.
    Die folgenden Tage waren mit den Vorbereitungen auf das Sternenfest gefüllt. Je näher die Nacht der Sternenschauer rückte, umso geschäftiger wurden die Menschen im Palast. Kylian bekam sie nur während der Mahlzeiten zu Gesicht und dort ignorierten sie einander. Eine Art traurige Resignation hatte Ellin erfasst.
    Am Vorabend des Sternenfestes sprach Kylian sie während des Nachtmahls unerwartet an.
    »Ich habe eine gute Nachricht für Euch«, sagte er.
    »Tatsächlich?«, erwiderte Ellin ohne ihn anzusehen. Dass er sie als Einziger aus seiner Gruppe noch immer so förmlich ansprach, versetzte ihr mittlerweile jedes Mal einen Stich.
    »Ja. Nosara hat sich bereiterklärt, Euch in ihre Dienste zu nehmen, als Kammerdienerin für ihre Gäste.«
    »Ich weiß«, entgegnete sie gleichgültig.
    Er hob überrascht die Augenbrauen. »Woher wisst Ihr das?«
    »Man hat mich bereits in meinen neuen Aufgabenbereich eingewiesen.«
    »Nun, dann hoffe ich, dass jetzt alles zu Eurer Zufriedenheit ist.«
    Sie zuckte die Schultern. »Sicher bin ich nicht halb so zufrieden, wie Ihr es seid.«
    Er schaute verdutzt. »Wie meint Ihr das?«
    Trotzig reckte sie das Kinn vor. »Nun, künftig darf ich Eure erlauchte Kammer herrichten, damit ihr Euch als Nosaras Gast auch wirklich wohlfühlt.« Ihre Stimme troff vor Herablassung. »Ich danke Euch für diese erfüllende Aufgabe.«
    Kylian beugte sich vor. »Hütet Eure Zunge, Ellin. Nosaras Angebot ist überaus großzügig. Andere würden für eine Anstellung wie diese ihren rechten Arm geben.«
    Kylian hatte recht, sie war undankbar, doch die Bitterkeit über seine Zurückweisung steckte wie ein Stachel in ihrem Fleisch und ließ sie gemeine Dinge sagen. »Richtet der Herrscherin meinen Dank aus und versichert ihr, dass ich meine Pflichten als Kammerdienerin sehr ernst nehmen werde.«
    Kylian runzelte die Stirn und warf ihr einen tadelnden Blick zu, enthielt sich aber einer Erwiderung. »Wisst Ihr schon, wo Ihr wohnen werdet?«, fragte er stattdessen.
    »Ich bekomme eine Kammer auf der Dienstbotenebene zugewiesen.«
    »Gut. Dann seid Ihr ja bestens versorgt. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet.« Er erhob sich und ging ohne ein weiteres Wort davon. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen blickte Ellin ihm nach. Immerhin hatte er Wort gehalten und ihr eine Anstellung verschafft, noch dazu im Herrscherpalast. Sie sollte zufrieden sein. Warum nur war sie es nicht?
    Nuelia, die schräg gegenübersaß, warf einen Blick auf Jesh und beugte sich dann zu Ellin. »Was war das eben? Warum bist du so mürrisch?«
    Ellin zuckte mit den Schultern und schwieg.
    »Wenn du in derart schlechter Stimmung vor die Herrscherin trittst, wird diese nicht gerade erfreut sein«, warnte Nuelia. »Außerdem fällt dein Verhalten auf uns zurück.« Sie runzelte die Stirn und beäugte Ellin. »Ich weiß nicht, was zwischen dir und meinem Bruder vorgefallen ist, doch ihr solltet das klären.«
    »Nicht nötig«, widersprach Ellin. »Zwischen uns ist alles gesagt.«
    Nuelia schnaubte, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das sehe ich.«
    Für das Gesinde und die Sklaven begann der Tag des Sternenfestes schon vor dem Morgengrauen. Betriebsam huschten sie umher, bereiteten Unmengen köstlicher Speisen zu und verteilten bunte Laternen, die aus mit gefärbtem Fenn bespannten Holzstäben gefertigt waren. Traditionell formten die Frauen ihre Haare mit den fingerlangen Kernen der Korbfrucht, die zuvor im Ofen erhitzt wurden, zu Locken, und steckten sie anschließend zu kunstvollen Türmen auf. Sie umrandeten ihre Augen mit Kohle und verzierten ihre Lippen mit leuchtender Farbe, die aus dem Saft roter Beeren, gemischt mit ausgelassenem

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