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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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etwas hilflos in der spärlich möblierten, unordentlichen Kammer um und hockte mich dann neben Katarin aufs Bett. Sie legte sich zurück und rief: »Daron, wir wollten ins Badehaus. Kommst du mit?«
    »Ha?« erschallte es aus dem Hof.
    »Badehaus«, brüllte sie. »Mitkommen?«
    »Jaha!« Sein Kopf mit den kurzen, blonden Locken blickte um den Türrahmen. »Dann kann ich mir ja die Tortur unter der Pumpe sparen. Ich zieh mir nur eben was an.« Das erschien mir nicht unklug. Im Augenblick trug er jedenfalls nur eine bläuliche Gänsehaut am Leib.
    Wenig später hockten wir zu dritt in einem Zuber mit kochendheißem Wasser und schwitzten uns die Winterkälte aus den Knochen. Daron war rot wie ein gekochter Krebs, und ich schielte ängstlich auf meine Haare, die im Wasser schwammen. Aber die Farbe schien zu halten. Katarin starrte mich schon die ganze Zeit merkwürdig an.
    »Du hast mir gar nicht gesagt, daß das dein Gebiet ist«, sagte sie ein wenig verschnupft und strich über eine Narbe auf meiner Brust.
    Daron linste zu mir hinüber und lachte. »Er sieht schlimmer aus als Rolan, nicht? Dabei ist der sicher zehn Jahre älter. Wir müssen die beiden mal bekannt machen. Rolan ärgert sich bestimmt schwarz, wenn er Konkurrenz kriegt.« Er klang schadenfroh.
    Katarin musterte mich noch immer. »Elloran, dafür bist du eigentlich noch ein bißchen jung. Wann hast du angefangen, mit zwölf, dreizehn? Und dann gleich auf die harte Tour?« Ich schwieg. Sie sah mich mitleidig an. »War es dein erster Kunde? Und du hast gedacht, es müßte so sein? Das passiert oft, Junge. Aber immerhin«, sie lachte, »dafür kannst du locker das Doppelte kassieren, nicht, Daron?« Er gluckste und tauchte unter. Katarin begann, sich mit einem rauhen Schwamm abzunibbeln, und ich beschloß, das Thema zu wechseln.
    »Daron, kann ich d-dich etwas fragen?« Er nickte und schüttelte sich dabei das Wasser aus den Ohren. Ein Bademädchen kam und goß heißes Wasser nach. »Ich suche einen M-Mann, einen ehemaligen Söldner namens Nikal.« Ich wiederholte meine Beschreibung und fügte noch eine Einzelheit hinzu: »Er hat einen b-böse vernarbten Rücken.«
    Katarin und Daron wechselten einen schnellen Blick. »Oje«, sagte Daron. »Sag bloß, das ist der Mensch, der dich so zugerichtet hat.«
    Ich schüttelte hastig den Kopf. »Er ist ein alter Freund von m-mir. Ich suche ihn, w-weil ich ihm eine Nachricht bringen soll.«
    »Ich denke, daß ich ihn kenne«, sagte Daron vorsichtig. »Er ist allerdings etwas seltsam. Gelinde gesagt. Wenn er der Mann ist, den du suchst, heißt das. Die Beschreibung trifft nicht ganz zu – aber diese Narbe unter dem Auge und der vernarbte Rücken, das paßt auf den Kunden, den ich meine.«
    Katarin musterte ihre vom Wasser verschrumpelten Finger und sagte: »Kommt, Kinder, wir gehen noch eine Runde ins Dampfbad, mir kann es heute gar nicht warm genug werden!«
    »Was meintest du eben mit ›etwas s-seltsam‹?« fragte ich Daron, als wir nebeneinander in den heißen Nebelschwaden des Dampfraums hockten. Er antwortete nicht, sondern tauschte Blicke mit einem vierschrötigen jungen Mann mit schütterem Haar, der uns gegenüber saß.
    »Ich sehe euch dann später«, murmelte er und ging zu dem Mann hinüber. Beide flüsterten miteinander, der Mann legte seinen Arm um Darons Hüften, und sie verließen das Dampfbad.
    Katarin hatte sich wollüstig ausgestreckt und die Augen geschlossen. Schweiß perlte in großen Tropfen auf ihrer hellen Haut. Ich saß neben ihr und kaute auf meinem Daumennagel. Sie kitzelte mich mit ihrem großen Zeh an den Rippen.
    »He, was ist?« fragte sie und leckte den Schweiß von ihrer Oberlippe. »Denkst du immer noch über diesen Nikal nach? Ich kenne eine Schenke, in der er verkehren könnte. Da kannst du dich nach ihm erkundigen. Moll, die Wirtin, ist sehr hilfsbereit.« Sie setzte sich auf und strich ihr feuchtes Haar zurück. Dann legte sie einen Arm um meine Schulter und fuhr sacht mit der Hand über meinen Bauch.
    »Ich mag es, wenn ein Junge ein bißchen Fleisch auf den Knochen hat«, sagte sie nüchtern. »An dir holt man sich wenigstens keine blauen Flecken.« Sie lächelte mich an und tätschelte meinen Hintern.
    »Keine Angst, Elloran. Ich rück dir schon nicht auf die Pelle. Obwohl ...«, sie grinste über meinen Gesichtsausdruck. »Na, in Ordnung. Aber wenn du es dir noch mal anders überlegen solltest – du weißt, wo ich wohne.« Sie stand auf und goß noch einen Schöpflöffel

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