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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Lieblingsbeschäftigung, wie ich sehe. Was für ein Glück für meine geplagte Nase, daß der Wind nicht in unsere Richtung steht.« Ich drehte mich interessiert zu ihm um. Er lehnte an der Brunneneinfassung und spielte mit Jemainas Haaren.
    »Ich dachte, ich bilde mir das nur ein«, sagte ich. »Das mit seinem Geruch, meine ich. Dann stimmt es wohl, daß er sich verändert, und stärker oder schwächer wird?« Akim legte den Kopf schief und sah mich scharf an. Einen Augenblick lang erinnerte er mich an Magramanir.
    »Du scheinst eine gute Nase zu haben«, sagte er. »Die meisten Menschen können Toms Lockstoffe nicht bewußt wahrnehmen.«
    »Lockstoffe?«
    »Das erkläre ich dir vielleicht später einmal. Aber jetzt kannst du gerade sehr schön beobachten, wie sie wirken.« Er lachte wieder sein seltsam rostiges Lachen.
    Ich sah zu Tom hinüber, und mein Kinn sackte herab. Rosaleen und er gingen Arm in Arm auf das Burgtor zu, und ich schwöre, daß sie sich küßten!
    »Eine gute Idee«, hörte ich Jemaina versonnen sagen. Tom und Rosaleen verschwanden im Dunkeln, und als ich mich umdrehte, um Akim auszufragen, waren er und Jemaina ebenfalls fort.
    »Soviel zu ›den Tag feiern, an dem wir uns kennenlernten‹«, murmelte ich und schaufelte grimmig die Reste vom Teller in meinen Mund. Es wurde ohnehin Zeit für mich, ins Bett zu gehen, immerhin erwartete mich morgen in aller Frühe wieder meine geliebte Mistgabel.
    Am nächsten Tag besuchte der Spielmann mich gegen Nachmittag in den Ställen und beschwatzte Hjelvor, mich früher gehen zu lassen. Tom schnurrte geradezu vor Zufriedenheit, wollte aber nicht über sein Rendezvous mit der schönen Rosaleen reden. Ich bemerkte, daß er ganz schwach nach Zitronen und Vanille roch. Diese Variante seines Körpergeruchs hatte ich bisher noch nicht kennengelernt, sie sollte mir aber später noch oft begegnen.
    Wir nahmen mit Jemaina und einem erschöpft aussehenden Akim ein sehr spätes Mittagsmahl oder eher ein frühes Abendessen ein. Die Stimmung war gelöst und fröhlich, und so entschlüpfte mir eine Frage, die ich unter anderen Umständen sicher hinuntergeschluckt hätte: »Sag mal, Tom, bist du ein Pukh?«
    »Elloran!« rief Jemaina tadelnd, aber dann mußte sie doch lachen. Tom sah mich fragend an. Sogar Akim wirkte plötzlich etwas wacher.
    »Was ist ein Pukh?« fragte er neugierig.
    »Ein Kindermärchen«, antwortete Jemaina, immer noch lachend. »Wirklich, Elloran, ich hätte gedacht, daß du aus diesem Alter längst heraus bist!« Ich wurde rot, was mich noch mehr ärgerte.
    Jemaina erklärte den beiden amüsiert lauschenden Männern, was es mit den Pukh auf sich hatte. Sie erzählte einige der Geschichten, die auch ich von Malima zu hören bekommen hatte, als ich klein war. Anscheinend unterschieden sich die Ammenmärchen der Olysser nicht sehr von den unseren.
    Akim lehnte sich schließlich zurück und lachte sein rostiges Lachen. Tom grinste nur in sich hinein. »Ich verstehe«, keuchte der Heiler, sich die Tränen wischend, »das ist so eine Art Kobold.« Ich kannte den Begriff nicht, aber Jemaina nickte.
    »Ich habe mich schon oft gefragt, was für seltsame Lebewesen deine Eltern gewesen sein mögen.« Akim grinste den Spielmann an. »Jetzt weiß ich es endlich. Sie waren Pukh!« Er lachte schon wieder. Meine dumme Bemerkung begann mir leid zu tun. Ich warf einen vorsichtigen Blick zu Tom hinüber, um zu sehen, ob er böse auf mich war, aber er lachte auch und blinzelte mir zu. Erleichtert entließ ich meinen ängstlich angehaltenen Atem.
    Tom suchte weiterhin meine Nähe, ohne seine Annäherungsversuche vom ersten Abend zu wiederholen. Ich begann, seine Gesellschaft sehr zu schätzen. Er war ein unterhaltsamer Gefährte, und unter der leichtfertigen Oberfläche verbarg sich ein scharfer Verstand. Wir konnten über vielerlei miteinander sprechen, genauso aber auch das gemeinsame Schweigen genießen. Ich bekam reichlich Gelegenheit, mit ihm zusammenzusein, weil es ihm mit seinem ungeheuren Charme wahrhaftig gelungen war, den alten Hjelvor derart einzuwickeln, daß er mich für die Zeit, die Akim und Tom auf der Burg blieben, ganz vom Dienst befreite. Wir verbrachten einen großen Teil des Tages miteinander; aber regelmäßig, wenn der Tag sich neigte, warf er mir sein verschmitztes Lächeln zu und ging ins Dorf hinunter. Ich hätte jede Wette riskiert, daß dort Rosaleen auf ihn wartete und hätte zu gerne Näheres erfahren. Doch seine Diskretion war so

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