Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
nach meiner Hand und küßte bedächtig meine Finger. Dabei wandte er seinen Blick nicht von meinen Augen, als könnte er die Wahrheit in ihnen lesen.
    »Du glaubst ja wirklich an das, was du da sagst«, stellte er schließlich erschüttert fest. »Entweder hast du den Verstand verloren oder ...«
    »Oder was?«
    Er schüttelte den Kopf und wechselte das Thema. »Wo waren wir stehengeblieben?« Ich nahm seine Hand und legte sie errötend an die richtige Stelle. Er grinste dreckig und streckte mir die Zunge heraus. »Das hat dir also gefallen, gib es zu!« Seine Hände waren schon wieder bei der Arbeit. Ich schnappte nach Luft und nickte heftig. Seine Lippen landeten auf meinen, und seine Zunge begann, meinen Mund zu erforschen. Ich klammerte mich haltsuchend an ihn; meine Knie wurden weich und gaben unter mir nach. Wir plumpsten eher unsanft zu Boden. Tom lag auf mir und wanderte mit seinen Lippen und seiner rauhen Zunge zu meinen Brustwarzen. Hitzewellen überliefen mich, ich zitterte am ganzen Leib. Ich wölbte ihm meinen Körper entgegen, hörte mich mit fremder Stimme aufschreien. Dann war es vorbei. Eine große Schwäche überfiel mich, und meine Arme, mit denen ich ihn umklammert hatte, sanken kraftlos auf den Boden. Tom hielt mich fest und flüsterte Koseworte in einer fremden, weichrollenden Sprache. Das Leben kehrte in langsamen, warmen Wellen in mich zurück. Ich barg mein Gesicht in seiner Halsgrube und fühlte eine haltlose Zärtlichkeit für diesen seltsamen Fremden in mir aufsteigen.
    »Wenn ihr dann mit dem fertig seid, was ihr gerade tut, könnten wir vielleicht endlich frühstücken«, erklang die barsche Stimme Akims. Ich fuhr mit einem erschreckten Aufschrei hoch und hechtete zu meinen Kleidern. Tom setzte sich träge auf und musterte seinen Freund aus zusammengekniffenen Augen. Akim erwiderte den Blick seltsam zurückhaltend, seine Miene war schwer zu deuten. Tom zuckte mit den Achseln und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung.
    »Frühstück kommt sofort«, sagte er und wandte sich zum Feuer. Ich vermied Akims Blick und kramte im Wagen nach dem Waschzeug. Ein paar Schritte neben der Straße floß ein dünner, klarer Wasserlauf, in dem ich mir Schweiß und Staub von der Haut spülen und die Haare waschen konnte. Erfrischt kehrte ich zu unserem Lager zurück; nicht, ohne den anderen einen Schlauch mit frischem Wasser mitzubringen.
    Wir aßen in unbehaglichem Schweigen. Zwischen den beiden Männern lag fühlbare Spannung in der Luft. Auch während wir unsere Sachen auf den Wagen packten und den Schimmel vorspannten, wechselten sie kein Wort. Tom lächelte mir hin und wieder aufmunternd zu, aber seine Miene war ungewöhnlich bedrückt. Ich kletterte wortlos hinten auf den Wagen. Die Sonne stieg langsam höher. Wir rollten durch einen schier endlosen Wald. Auf dem Kutschbock herrschte eisige Stille. Das eintönige Geräusch der Räder und das Schwanken des Wagens schläferten mich wieder einmal ein. Einmal mehr lag ich nach einem unbestimmten Zeitraum traumlosen Schlummers im Halbschlaf da und hörte das Murmeln der Stimmen auf dem Kutschbock. Wenigstens sprechen sie wieder miteinander, dachte ich träge. Ich spürte noch immer das Echo von Toms Händen auf mir und dehnte mich wohlig. Dann glaubte ich meinen Namen vernommen zu haben. Ich schüttelte den Rest von Schläfrigkeit ab und spitzte meine Ohren.
    »Ich möchte dich so bald wie möglich gründlich untersuchen«, hörte ich Akim sagen. Er klang ungewöhnlich sanftmütig.
    Tom schnaubte. »Und weshalb?« fragte er gereizt.
    »Weil ich mir Sorgen um dich mache, Kater. Oder kannst du mir irgendeine einleuchtende Erklärung dafür liefern, daß du auf einmal mit kleinen Jungs herummachst? Das ist bei deinen Leuten ja nun nicht unbedingt ein Zeichen von gesunden Körper- oder Gehirnfunktionen, wie du zugeben mußt.«
    Tom schwieg betroffen. »Ich mache nicht mit kleinen Jungs herum «, äffte er dann wütend den Heiler nach. »Ich liebe zufällig einen Menschen namens Elloran, der überdies gar kein Junge ist, sondern eine dieser eigenartigen Sonderformen, die dieses Volk entwickelt hat!« Akim ließ ein ersticktes Geräusch hören. »Hör sofort auf, mich auszulachen!« brüllte Tom.
    Akim entschuldigte sich. Das erstaunte mich unsagbar. Ich hätte nie gedacht, daß dieser zynische Mensch auch nur einen Hauch von Achtung vor den Gefühlen anderer hatte. »Sei ehrlich, Tom«, sagte Akim, »du mußt doch zugeben, daß du dich höchst seltsam

Weitere Kostenlose Bücher