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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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sind Faulheit und mangelnde Fantasie. Mein Sohn, wenn ich es fertiggebracht habe, dann schaffen Sie es auch.«
    Der Küchenchef strahlte wie ein Leuchtturm. Schon lange hatte ihn niemand mehr Sohn genannt. Er dankte Doras Vater und spielte nach dem Abendessen Karten mit ihm. Später kam Dora vorbei und zog ihn vom Tisch weg. Sie wollte mit ihm in einen Club gehen und Freunde treffen.
    »Gerne«, sagte der Küchenchef und wurde sich bewusst, dass er seit mindestens drei Jahren in keinem Nachtclub mehr gewesen war.
    Als sie fort waren, setzte sich Doras Mutter neben ihren Mann. Er war ganz still geworden und in Gedanken versunken.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie. »Aber sie ist noch so jung!«
    »Pah! Als wir sie bekommen haben, warst du so alt wie sie«, sagte er.
    »Das war damals was anderes.«
    »Es ist eine Chance!«, rief er, und darin war er Experte. »Für sie – und für ihn. Sie mögen sich. Sie wollen dasselbe. Das ist eine große Chance. Er ist besser als diese dünnen, tätowierten Jungens, die immer nur rumlungern ... laute Musik hören, wahrscheinlich Drogen nehmen ... keine Zukunftspläne haben ... keinen Respekt vor den Opfern, die gebracht wurden, um ihnen all die Chancen zu bieten, die wir nie hatten. Ich mag ihn wirklich.«
    Auch Doras Mutter mochte ihn und wusste, dass Dora ihn mochte. Doras Mutter zuckte die Achseln.
    »Wenn sie ihn will«, sagte sie.
    Und Doras Vater nickte und wünschte es sich. Als sie an diesem Abend zu Bett gingen, wünschte er es sich ganz fest. Und er wünschte, hoffte und betete, dass seine Tochter so klug war, diese Chance beim Schopf zu packen.

    Das tat sie natürlich. Das lag ihr im Blut. Dora und der Küchenchef kamen nie im Club an. Kaum waren sie aus dem Haus, berührte Dora ihn leicht und sah ihm tief in die Augen. Er lächelte sie an. Sie bestand aus glitzerndem Lidschatten und duftete nach Zucker und Shampoo.
    »Willst du nicht irgendwo mit mir hingehen?«, flüsterte sie.
    Der Küchenchef dachte an Elsa, das muss gerechterweise gesagt werden. Sechs Sekunden lang dachte er an all die Jahre, die er in die Beziehung investiert hatte. Er dachte daran, wie viel er von ihr gelernt hatte und wie großzügig siegewesen war. Er führte sich alles genau vor Augen, dachte aber auch daran, dass sie seine Heiratsanträge beharrlich abgelehnt hatte. Er dachte daran, wie oft sie Nein gesagt hatte – als hätte er sie gebeten, mit ihm auf den Mond zu fliegen, als wäre sein Anliegen absurd. Er dachte daran, dass sie nachts von ihm wegrückte, als wolle sie vor ihm weglaufen. Doch der Küchenchef war nicht dumm. Er wusste, dass die Affäre mit Elsa zu Ende war. Und jetzt war da jemand anderes. Er betrachtete Dora und sah ihr Potenzial. Nun ja, zuerst stellte er sie sich nackt vor ... doch danach sah er ihr Potenzial! Als Ehefrau. Als Mutter seiner Kinder. Als Geschäftspartnerin. Er sah das Hilfsnetz, das ihr zur Verfügung stand. All dies sah er und begriff in fünfzehn Sekunden, dass eine Chance wie Dora nie wiederkam. Sie war schön, sie war reich, und sie war an ihm interessiert. Teufel aber auch, natürlich würde er mit ihr irgendwo hingehen!
    »Meine Schwester ist bei ihrem Freund, und meine Mutter schläft um neun«, sagte er. »Möchtest du mit zu mir kommen? Es ist nicht so schön wie bei euch, aber meine Mutter macht keine Probleme.«
    Sie war einverstanden. Aber erst gingen sie noch auf ein paar Drinks in eine Bar und schmusten. Um 20.47 Uhr verließen sie das Lokal und winkten ein Taxi herbei, das sie zu ihm nach Hause brachte. Sie stolperten kichernd in die Wohnung, und seine Mutter rief aus dem Schlafzimmer: »Bist du es?«
    »Ja, Mama«, sagte er. »Ich und eine Freundin. Geh nur wieder ins Bett.«
    Er führte Dora in sein Zimmer, und sie zogen sich aus. Er berührte ihre festen Marmorbeine und war überrascht, wie anders sie sich anfühlte, wie stark und straff ihr Körperwar – nicht so weich wie Elsas, aber eindeutig energiegeladener. Sie fielen aufs Bett.
    Als er ihre Jeans aufknöpfte, war ihm klar, dass sie verlobt waren. Er spürte es einfach. Doch als sie sich keuchend unter ihm wand und er die Hände um ihren Po legte und ihren Hals küsste, glitt er zu ihrem Ohr hinauf und flüsterte ihr, nur um Klarheit zu schaffen, einen Heiratsantrag ins Ohr.
    »Oh Gott, ja!«, keuchte sie.
    Der Küchenchef würde endlich heiraten!

VIII
    E lsa spürte, wie der Brandy ihr in der Kehle brannte, doch sie wusste, dass er ihre Nerven beruhigte, und das würde

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