Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
nun an sie gebrachte Nachricht schaffte ihr diesbezüglich keine Erleichterung.
Die Geister hatten Elisa noch mehr zu sagen. Sie vermittelten ihr ein Bild von dem Ring mit dem roten Rubin und erklärten, das Schmuckstück sei auf dem Weg zurück zu ihr. Der Priester wird dich aufsuchen, teilten sie ihr mit. Und dann zeigten sie ihr frisches, rotes Blut auf einem lehmigen, staubbedeckten Boden und gleich darauf die Seite von Elmors Mantel, nass von Blut. Sie war einen Moment lang erschrocken, ungläubig. Er hat es nicht gesehen , flüsterten ihre Freunde ihr zu und zeigten ihr einen langen, spitzen Metallstab, verborgen in einem Ärmel. Glaub nicht, er sei unfehlbar.
Elisa schüttelte kräftig den Kopf. Nein, Derartiges hatte sie nie geglaubt. - Hatte sie wirklich nicht?
Ihr Herz schlug plötzlich deutlich schneller. Es konnte sich nicht um ein Märchen handeln, was sie ihr gerade berichteten. Und doch schien es trotzdem kaum möglich, es für Realität zu halten. Die Geister forderten Elisa auf, dem Anliegen des Priesters, wie sie Elmor seit jeher nannten, nachzugeben, sie konnte ihm mit ihren Künsten Linderung verschaffen.
Wir werden alles fügen , war ihre Versicherung.
"Ihr sagtet, ihr könntet sie beide retten", warf Elisa ein. Ihr Herz wurde im selben Moment, als sie dies aussprach, schmerzhaft hin- und hergerissen. Sie hatte das drängende Bedürfnis, ihren beiden Freunden zu untersagen, sich weiter in Elmors Angelegenheiten zu mischen. Mit der Rückgabe des Ringes würde das Leben ihres Sohnes bewahrt bleiben. Und wenn sie Asno bald schon wiedersah, würde alles - alles - erfüllt sein, worauf sie hoffen konnte.
Die Geister wiederholten ihr fest, sie konnten auch den anderen retten, um den sie bangte. Wir werden Menschenhände dafür brauchen.
Nein, fuhr es Elisa durch den Kopf, es war ein Risiko. Es war mit Sicherheit ein großes Risiko. Sie konnte ihnen, was immer sie planten, keine freie Hand gewähren. Es wäre eine unüberbietbare Dummheit von ihr, dies zu tun; wiederum einem vagen, sentimentalen Gefühl nachzugeben. Was Robert Adlam betraf, würde sie kein zweites Mal einen solchen Fehler begehen. Es wäre die beste Lösung für alle Beteiligten, wenn er endgültig verschwände.
So tat sie den Geistern ihren Willen kund und gebot ihnen, jegliches weitere Eingreifen zu unterlassen. Und sie beugten sich vor ihr, wie eine Binse im Wind, gaben ihr deutlich zu verstehen, dass sie die Herrin sei. Nein, ohne ihre Einwilligung würden sie nichts unternehmen.
Nun blieb ihr nur noch übrig, auf Elmors Eintreffen zu warten. Das Buch hatte sie längst gut versteckt. Später würde sie weiter darin lesen, doch im Moment schien ihr nicht die rechte Zeit dafür. Und diese Fotografie, die konnte sie morgen schon verbrennen, denn sie zu betrachten führte nur zu sinnloser Grübelei.
Was das schwarze Pferd betraf, das noch immer in ihrem Stall stand: Sie würde es Elmor aushändigen. Um das Kaltblut, das von ihrer Koppel verschwunden war, wollte sie sich keine weiteren Gedanken mehr machen. Entweder es tauchte wieder bei ihr auf, oder es blieb verschollen. Der Verlust wäre zu verschmerzen.
Es dauerte noch mehr als eine Stunde, die Dämmerung war bereits fortgeschritten, bis der Angekündigte eintraf. Ein kräftiges Klopfen an der Hintertür verkündete ihr das Ende der Wartezeit. Als sie öffnete, stand dieser Junge, Robin, vor ihr. Er war sichtlich blass und unruhig. Wohl hatte der heutige Tag für ihn einige Schrecken bereitgehalten.
"Ich möchte Sie bitten, mir in den Stall zu folgen", platzte er ohne Begrüßung, jedoch mit einer leichten Verneigung, heraus.
"Es ist doch nicht etwa ein Problem aufgetreten?" fragte Elisa ihn.
„Frau Sleyvorn...“, drängte der junge Mann sie und wies nachdrücklich in Richtung Stall.
„ Ich werde zuerst meinen Mantel holen“, sagte sie und wandte sich von ihm ab.
Mit dem Zurückkommen ließ sie sich absichtlich Zeit. Robin wartete noch immer ungeduldig an genau dem Ort, wo sie ihn hatte stehen lassen. Gemeinsam schlugen sie den Weg zum Stallgebäude ein.
„Es ist doch alles zur Zufriedenheit deines Herrn gelaufen?“ erkundigte sie sich unterwegs in einem Ton, der es allerdings an Besorgnis fehlen ließ.
"Nicht alles", war Robins Antwort und sie sah ihm dabei deutlich seine Beunruhigung an. "Aber, Frau Sleyvorn, Sie werden es selbst gleich sehen."
Elmor hatte die von Elisa abgesperrte Stalltür geöffnet. Als Elisa das kleine Gebäude betrat, sah sie als
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