Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Robert.
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Nein, wozu sollte es gut sein? Tadeya. Sie war sowieso verloren. Robert. Das Spiel war für ihn endgültig beendet. Sie musste die beiden vergessen. Wie konnte sie sich überhaupt in solche Gedankengänge verstricken?
Elisa wandte sich wieder an Elmor. "Du darfst deinen Mantel ablegen", meinte sie wie nebenbei. "Wie tief ist die Wunde?"
"Mehr als eine Spanne", erwiderte er.
Sie sah ihn prüfend an: „Warum bist du hier?“ wollte sie wissen. „Du bist nicht transportfähig und eigentlich so gut wie tot.“
------- ROBERT ADLAM -------
Elmor hatte ihn im Schuppen zu Boden geworfen und danach in einen harten Klammergriff genommen, gegen den er sich in dem Augenblick nicht mehr wehren konnte. Doch hatte er sich in den ersten Momenten der vollkommenen Bewegungsunfähigkeit noch von Elmors weiterem Zugriff abschirmen können, während er fest die Augen geschlossen hielt. Und er hatte gespürt, wie die gesuchte Verbindung für den Bruchteil eines Lidschlags zu Stande kam. Ganz egal, was nun mit ihm selbst geschah: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Mädchen lebendig in die Hände des Priesters fiel, tendierte seit jenem Zeitpunkt gegen Null.
Danach war er noch eine ganze Weile wach gewesen, hatte sich von diesem neuen Schüler Elmors die verhasste Kapuze überstreifen lassen, ohne eine Möglichkeit der Gegenwehr. Als der Junge dann fortgeschickt worden war, um die Pferde herbeizuholen, hatte der Schwarze Priester ihm ohne weitere Worte endgültig das Bewusstsein genommen.
Zu sich gekommen war er an einem anderen Ort, ohne sehen zu können, wo er sich befand. Er hatte Elisas und Elmors Stimmen vernommen und das Schnauben von Pferden. Es war ihm nicht möglich gewesen, irgendetwas von dem zu verstehen, was geredet wurde, sein Gehirn hatte diesbezüglich den Dienst versagt. Dann waren die Stimmen verklungen. Er unternahm den Versuch, auf die Beine zu gelangen, doch war er nicht einmal in der Lage, sich aufzurichten. Sein Körper glühte stärker als zuvor und er fühlte sich extrem schwach. Er ahnte, dass dies, was auch immer es war, ihn umbringen würde. Falls Elmor nicht schneller war.
Als er zum zweiten Mal erwachte, war die Situation eine völlig andere. Stille umgab ihn, er hörte nur das Prasseln eines wärmenden Feuers in einem Ofen. Die Hitze in seinem Körper war fort. Stattdessen umgab ihn eine angenehme Wärme und er fühlte eine Decke und Kissen unter sich. Auch seine Sinne nahmen von Anfang an wieder ihre volle Funktion auf. Dies schien ihm einigermaßen überraschend. Seit Tagen hatte sich sein Zustand beständig verschlechtert, im gleichen Maße, wie die Körpertemperatur stieg. Und nun war dem plötzlich ein Ende gesetzt. Wahrscheinlich hatte Elmor auf diese Weise verhindert, dass er des Vergnügens seines persönlichen Triumphes beraubt wurde. Was geblieben war, war ein starkes Durstgefühl, denn die fortwährende Gluthitze hatte seinen Körper völlig ausgetrocknet.
Seine Umgebung sehen konnte er nicht, doch durch den Stoff der schwarzen Kapuze drang ein schwacher Lichtschimmer, sodass er wusste, dass in dem umgebenden Raum keine Dunkelheit herrschte. Seine Hände waren noch immer auf dem Rücken gebunden. Sich von der Fessel oder gar der Kapuze zu befreien, war nicht möglich. Außerdem musste er feststellen, dass ihm Handschuhe, Stiefel und Mantel fehlten.
Für eine Weile blieb er bewegungslos liegen, obwohl er deutlich spürte, dass er nun wieder die Kraft besaß, sich problemlos zu erheben. Er wusste aus Erfahrung, dass er unter einigermaßen normalen Umständen sogar eine Person, die sich völlig ruhig verhielt, wahrnehmen konnte, ohne sie zu sehen. Doch es gab keine Anzeichen der Anwesenheit eines weiteren Menschen in diesem Raum. Also drehte er sich auf den Rücken und stemmte sich aus dieser Position auf die Beine. Dies bereitet ihm, ganz im Gegensatz zu seinem letzten Erwachen, nicht die geringste Mühe. Langsam begann, er sich durch den Raum zu bewegen. Ihm war von vorneherein bewusst, dass es hier keinen Weg hinaus gab. Doch liegen zu bleiben und der kommenden Dinge zu harren kam noch weniger infrage, als blind im Raum umherzugehen. Nach schon zwei Schritten verließen seine bloßen Füße den weichen Untergrund des Teppichs und erreichten einen kalten Steinboden. Nach weiteren sechs Schritten traf er auf eine Wand. An dieser ging er entlang, einmal um den Raum herum. Nur kahle Wände, bloßer Stein. Kein Fenster,
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