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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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vereinzelte Strahlen eines weißen, überirdischen Lichtes hervor. Robin blieb beinah das Herz stehen, als ihn die Erinnerung an den Engel überkam. Dieser Engel mit seinem menschlichen Antlitz, umgeben von einem flimmernden Licht, so real und doch so absolut unfassbar. Er hatte ihn nicht aushalten können, diesen Anblick. Jenes überirdische, strahlende Wesen hatte alles gesprengt, was er an menschlichem Auffassungsvermögen besaß. Sein Verstand hatte völlig ausgesetzt. Einigermaßen zu sich gekommen war erst wieder in dieser Klinik. Dieser Klinik, die mehr ein Gefängnis war als ein Hospital.
    Robin wollte seine Augen abwenden, diese unheimliche Verwandlung nicht mit ansehen müssen. Doch es gelang ihm nicht, den Blick von der Erscheinung zu lösen. Bald schon erkannte er ein Gesicht, einen Körper. Lange, weiße Finger. Helle, glänzende Augen. Es handelte sich nicht um denselben Engel, der sich dort vor seinen Augen formierte, der ihn für eine Weile den Verstand geraubt hatte. Aber es war ein sehr ähnliches Wesen. Nicht ganz so blendend, nicht völlig jegliche Dimension des Denkens sprengend. Der Anblick dieser Erscheinung brachte Robin an seine Grenzen, doch nicht über das erträgliche Maß hinaus.
    "Wage es, zu fragen", hörte er das Wesen so klar und deutlich sagen wie einen Menschen, der direkt neben ihm stand. Die Stimme war jedoch nicht wirklich menschlich zu nennen, sie klang in Robins Ohren weder spezifisch männlich, noch weiblich. Eher erschien es ihm als entspränge sie dem Inneren eines kunstvoll gespielten Instrumentes. Es stießen Höhen und Tiefen daraus hervor, die zu erfassen seine Ohren nicht ausgelegt waren.
    Robin konnte nichts erwidern, er fühlte sich wie gelähmt, war viel zu beschäftigt, die starken Sinneseindrücke zu bewältigen. Fragen, ja, Fragen gab es tausende, dort, in seinem Herzen. Er hatte sie alle aufbewahrt, sorgsam gehütet, gehofft, dass sie sich zu einem günstigen Zeitpunkt vielleicht von selbst beantworteten. Vertrauen zu seinem Herrn hatte er sich selbst und ihm geschworen. Absolutes Vertrauen. Ein Vertrauen, das nicht krampfhaft nach Erklärungen sucht.
    Als habe diese Kreatur seine Gedanken gelesen, sprach sie nun: "Weißt du, wem du vertraust?"
    Daraufhin gelang es Robin, angestrengt zu nicken. Er vertraute dem, der ihn aus größter Not gerettet und von da ab stets bewahrt hatte. Das musste genügen. Doch gleich darauf fiel ihm etwas ein und nun bemühte er sich, endlich ein Wort herauszukriegen: "Du bist ... du bist der, der mir das Leben gerettet hat, nicht wahr?" brachte er mit rauer Stimme hervor.
    Die Gestalt war in sich zu bewegt, um klar vor seinen Augen zu sein. Die Mimik des Gesichts wurde dadurch undefinierbar, alles an dem Wesen erschien überirdisch fremd, kaum mit menschlichen Worten beschreibbar. Nur die Stimme bestätigte Robins Vermutung. „ Ja . Ich will, dass du lebst."
    Robin spürte, wie sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen stahl, obwohl das Blut vor Aufregung noch immer hörbar laut durch seine Schläfen rauschte.
    "Ich will auch, dass ich lebe", erwiderte er. "Danke sehr."
    Das Wesen geriet in stärkere Bewegung, beinah wie die lichtüberflutete Oberfläche eines Sees bei starkem Wind. Die menschenähnlichen Konturen lösten sich auf, zersetzten sich nach und nach.
    "Bist du... bist du ein Engel?" wagte Robin sich zu fragen, während seine Augen noch immer an der Erscheinung hafteten, die seine Sinne überreizte.
    " Engel ", hörte er die Stimme wiederholen. Danach Schweigen.
    "Heißt das, du bist einer?" fragte Robin weiter, das Rasen seines eigenen Herzens spürend.
    "Und du sollst weiter leben", sagte das Wesen, dessen Licht allmählich wieder verblasste. "Sei gewarnt vor den Fallstricken des Todes."
    Aus dem nun wieder finsteren Inneren des wirbelnden Strudels fiel etwas direkt vor Robin auf den Boden. Es handelte sich um ein relativ kleinformatiges Buch, gebunden in dunklem Leder.
    Der wirbelnde Strudel wurde kleiner, bewegte sich langsam von ihm fort.
    "Ein Engel", wiederholte die Stimme so leise, dass es kaum noch hörbar war. "Lang hat dies niemand gesagt."
    Dann verschwand die Erscheinung aus dem Raum und ließ einen atemlosen, ziemlich verwirrten jungen Mann zurück, der auf das vor ihm liegende Buch starrte und wartete, dass sich auch dieses in Luft auflöste. Doch es blieb liegen, wo es war. Und als er sich danach ausstreckte und es in die Hände nahm, stellte er fest, dass es eine feste, sehr reale Konsistenz besaß. Der

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