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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Umschlag fühlte sich ungewöhnlich kalt an, doch das machte das rätselhafte Buch nur noch wirklicher. Er schlug es auf und musste feststellen, dass die Seiten mit Feder und Tinte in der Alten Sprache beschrieben waren. Er seufzte tief. Wenn er dies hier lesen sollte, dann würde er dazu eine Ewigkeit brauchen. Und trotzdem nur die Hälfte verstehen.
    Einem plötzlichen Einfall folgend warf er einen Blick über die Schulter und sah zu seinem Erstaunen, dass das Auge an der Wand fest verschlossen war, so, als schliefe es. Dies war nur eines von Tausenden Dingen, die er sah und nicht verstand. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken. Und doch ging ihm das meiste nur sehr schwer aus dem Kopf, so trug er seine Fragen ständig mit sich herum. Er steckte das Buch ein und benötigte danach eine ganze Weile, sich wieder einigermaßen zu beruhigen.
    Natürlich hatte er noch eine Aufgabe zu Ende zu führen, und vielleicht war es auch besser, sich vorerst durch eine praktische Betätigung abzulenken, um die innere Ruhe zurück zu erlangen. Als er endlich, in einem Raum im oberen Geschoss des Hauses, die Ruhe dazu fand, das Buch zur Hand zu nehmen, kam er sich vor, wie jemand, der in fremden Sachen herumstöbert. Ein ganz und gar unangenehmes Gefühl. Eigentlich, so drängte es sich ihm auf, sollte er diese Aufzeichnungen nicht weiter anrühren und am besten später seinem Meister aushändigen, wenn dieser zu ihm zurückkehrte. Das Lesen dieser Lektüre würde ihm sicher mehr Schwierigkeiten bereiten als ihm auch nur entfernten Segen zu bringen.
    Den Titel des Buches konnte er recht schnell entziffern, wohingegen bereits die erste Seite eine große Herausforderung für ihn darstellte. Warum er über alle Zweifel hinweg doch versuchte, die ihm nach monatelangen Bemühungen noch immer so fremden Buchstaben zu entziffern, konnte er sich selbst nicht beantworten. Vielleicht aber lag es an den in seinem Kopf rotierenden, drängenden Fragen, die er über so lange Zeit unterdrückt und die, statt sich zu reduzieren und zu verblassen, mehr und mehr angewachsen waren. Das schlechte Gewissen jedoch blieb und wurde bei jedem entschlüsselten Satz drückender.
    Robin verstand, als er die erste Seite nach mehr als einer halben Stunde hinter sich gelassen hatte, noch immer nicht, wer dieses Buch geschrieben hatte und worüber es ihm berichten wollte. Doch ihm rutschte beim Umblättern ein irgendwo zwischen die übrigen Seiten gelegtes Bild entgegen, eine Fotografie, die Robert Adlam gemeinsam mit einer jungen Frau in einem Garten zeigte. Die Hand der zurückhaltend lächelnden Frau lag um seinen Arm und er hatte den Kopf zu ihr gewandt. Alles wirkte so normal, die Atmosphäre des Bildes ließ ihn eine sehr private, vielleicht sogar liebevolle Beziehung zwischen den beiden dargestellten Personen erkennen.
    Konnte es sein, dass dieser Mensch irgendwann und irgendwo ein ganz normales Leben geführt hatte - und dass da ein Mädchen existierte, das ihn liebte und auf ihn wartete?
    Wieder einmal wanderten seine Gedanken unvermittelt zu Jesco Fey und Tadeya Sleyvorn. Er schüttelte sich, um den Kopf wieder frei zu bekommen und versuchte, sich auf die zweite Seite der Aufzeichnungen zu konzentrieren. Doch dies gestaltete sich noch schwieriger, als bei der ersten Seite. Immer wieder fanden seine Augen den Weg zurück zu der Fotografie, die neben ihm auf dem Boden lag.
    Dies alles brachte ihn nur völlig durcheinander, bemerkte er.
    Er sollte damit aufhören, das Bild zwischen die Seiten legen, das Buch schließen und wieder dazu übergehen, ausschließlich seine anbefohlenen Pflichten zu erfüllen. Er war sowieso nicht in der Lage, all diese Rätsel zu lösen. Das musste ein anderer für ihn tun.
    Plötzlich kam das Wesen zurück, direkt vor ihm, sodass er wie automatisch den Kopf heben und es ansehen musste. Es erschien vor seinen Augen in einer sehr reduzierten Form, diesmal ohne gleißendes Licht und ohne erkennbare Konturen seiner äußeren Gestalt. Nur die Bewegung, dieses drehende, ruhelose Fließen, und die totale Finsternis im Zentrum der Kreatur, waren gleich der vorherigen Erscheinung. Die Stimme jedoch klang eher wie eingeschlossen in seinem Kopf.
    "Mit meiner Hilfe wirst du lesen können - und die Fragen werden Antworten finden."
    "Ich weiß nicht...", kam es noch immer zögernd von Robin. "Es wäre besser, das Buch meinem Herrn zu geben.“
    "Ich habe es allein dir gebracht", kam die Antwort. "Nur dir vertraue ich es an."
    "Nur mir?

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