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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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auf den hinter ihr liegenden Gefangenen, "dein Meister sei tatsächlich in der Lage, jemanden so übel zuzurichten? Er hasst doch jegliches Blutvergießen, nicht wahr?"
    Robin nickte sogleich. "Ja, Frau Sleyvorn, ich weiß, was Sie meinen. Ich wunderte mich nur, was geschehen ist. Doch er wird es mir sicher erklären."
    Wenn dieser naive Glaube zerbrach, würde der Junge einen mutigen Schritt machen können?
    Nein , sagte Elisas Herz. Und in ihrem Kopf hallten Elmors Worte: ... ohne dass du mir zum damaligen Zeitpunkt oder von da ab in Zukunft jemals dieses Recht verwehren wolltest.
    Nichts auf der Welt würde sie jemals wieder dazu bringen, die Grenzen des Bundes zu überschreiten. Der letzte Versuch reichte ihr vollends. Was in ihren Augen nur eine Art Spiel gewesen war, hatte Elmor als Kriegserklärung genommen. Wie er auf eine echte Kriegserklärung reagierte, wollte sie lieber nicht erleben.
    "Bist du gekommen, um mich zu holen?" fragte Elisa Robin.
    Der rothaarige Junge nickte. "Ja, Frau Sleyvorn. Mein Herr bittet Sie, ihn nun zu begleiten."
    Elisa setzte sich in Bewegung und verließ gemeinsam mit Robin den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen. Dieses Kapitel war abgeschlossen.
    Vor der Tür warteten zwei frische Pferde, gesattelt und gezäumt. Elisa kannte die schönen, schlanken Füchse bereits. Sie war diesmal auf einem ihrer Kaltblüter hergekommen, den einer von Elmors Helfern in seine Obhut genommen hatte.
    "Robin", richtete Elmor das Wort an seinen jungen Gefährten. "Du bist dir hoffentlich deiner Verantwortung bewusst. Wenn er freikommt, wird er zuerst dich töten. Und danach mich, Elisa und das Mädchen."
    Robin senkte den Kopf, in seiner Miene war ein Anflug von Furcht zu lesen.
    "Mein Herr, ich werde mein Bestes tun. Ich werde dafür sorgen, dass er nur schläft und nicht erwacht, ich werde ihn versorgen und auf keinen Fall und niemals die Kapuze von seinem Kopf nehmen. Und wenn irgendeine Gefahr droht, Herr, dann rufe ich dich, so, wie du es mir gezeigt hast."
    "Ach, und Robin...", sagte Elmor, als fiele es ihm gerade jetzt ein. "Es tut mir leid, wenn du dich vielleicht erschreckt hast, ihn zu sehen. Ich hätte dich darauf vorbereiten sollen. Er ist völlig unverletzt. Du könntest seine Kleider wechseln, ich denke, das wäre gut. Es handelt sich um Tierblut. Du weißt, wozu das manchmal gut ist."
    Robin hob den Kopf, ein kleines, vertrauensvolles Lächeln auf den Lippen.
    Tieropfer, dachte Elisa. Die kannte der Junge also. Was Elmor sonst noch auf seinem Opferstein sterben ließ, schien sich jedoch Robins Kenntnis zu entziehen. Sie spürte deutlich, dass es Elmor schwerfiel, Robin mit dieser Aufgabe allein zu lassen. Doch er konnte nur entweder nach Tadeya suchen oder bei seinem Gefangenen bleiben. Weitere Möglichkeiten waren, den Gefangenen zu töten oder Elisa allein auf die Spur des Mädchens zu senden. Für die zweite Lösung schien ihm das Vertrauen in Elisa zu fehlen - und die erste Möglichkeit hatte er auch nicht wahrgenommen. Also bewahrte er sich Robert wohl für einen bestimmten Zweck auf, den Elisa nicht kannte.
    Dass er Robin allerdings unbeobachtet zurückließ, konnte Elisa sich nicht vorstellen.
    Sie saßen auf.
    Elisa empfand nicht eben Begeisterung bei der Vorstellung, eine längere Reise auf dem Pferderücken zurücklegen zu müssen. Sie war nicht mehr jung und ihre Knochen begannen erfahrungsgemäß, schon nach kurzer Zeit zu schmerzen. Doch dass Elmor nicht auf ihre Begleitung verzichten wollte, schien ihr zu sagen, dass er sie als unbeobachtete Bedrohung ernst genug nahm.
    Erst viele Meilen später bemerkte sie, dass sich das Buch nicht mehr in ihrer Tasche befand.
     
    Die Wahrheit
     
    Es sind nunmehr zehn Monate meiner Abwesenheit verstrichen, jetzt bin ich zurück. Die erste erstaunliche Entdeckung, die ich nach meiner Rückkehr gemacht habe, ist die, dass Robert völlig auf die Anwendung von allem verzichtet, was ich ihm beigebracht habe. Die Alte Sprache ist aus seinem Wortschatz verbannt. Alle rituellen Gegenstände, die im Laufe unseres gemeinsamen Wirkens von meinem Besitz in seinen übergangen sind, hat er in schwere Holzkisten in den Keller seines Hauses verbannt  und verriegelt.  Er fasst diese Dinge nicht mehr an, nimmt sie nicht einmal mehr in Augenschein. 
    Doch diejenigen Fähigkeiten, die er in der Zeit vor unserer Zusammenarbeit bereits entwickelt hatte und die ohne die Anwendung meiner speziellen Lehre funktionsfähig sind, übt er  weiterhin aus.

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