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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Aber...", begann Robin und brach dann unvermittelt ab.
    Zuerst hatte dieses Wesen, dieser Engel oder was immer es war, ihn vor der tödlichen Klinge der Sichel gerettet und nun sprach es ihm sein Vertrauen aus. Robin beschlich das Gefühl, dass ihm hier eine Rolle zugeteilt wurde, die weit außerhalb dessen lag, wo er sich selbst sah. Er war nur ein Diener, ein getreuer Schüler, niemals hatte er eine Hauptrolle beansprucht, nie hatte er ein Held in der Geschichte sein wollen. Am liebsten wollte er strikt ablehnen. Und er hatte die Worte beinah auf der Zunge: Ich will nicht, danke. Was auch immer es ist, das du mit mir planst, ich kann es nicht ausführen.
    Doch er sagte nichts, starrte auf den wirbelnden Strom aus Finsternis, senkte den Blick dann zu dem Buch auf seinem Schoß und gab ein schweres Seufzen von sich. Ja, er wollte wissen, was auf diesen Seiten stand, was hinter den zahllosen Geheimnissen steckte, die vor ihm verborgen blieben. Wer war der Mann, der dort unten bewusstlos lag, der Fensterscheiben mit bloßer Geisteskraft zertrümmerte und der Sichelblätter wie Geschosse durch die Luft sausen ließ? Wer war diese junge Frau auf der Fotografie neben ihm? Und auf welche Weise war das Leben seines Herrn mit dem Leben dieses Gefangenen verknüpft?
    Es konnte kein Verbrechen sein, dieses Buch zu lesen. Er würde gegenüber seinem Meister nicht ungehorsam sein oder gar den Anschein erwecken, ihm den Rang ablaufen zu wollen.
    Er spürte die Berührung des Geistwesens als ein Kribbeln auf der Haut an seinen Armen. Wärme kroch von der Stelle der Berührung durch seinen Körper, was in diesem unbeheizten Raum eine kleine Wohltat bedeutete.
    "Hilf mir zu lesen", sagte Robin und schlug zurück zur ersten Seite. "Ich möchte noch einmal ganz von vorn beginnen."
     
     
     

------- GEORG -------
     
    Zwei der schönen Füchse, das kräftige Kaltblut von Elisa Sleyvorn und ein viertes, braunes Pferd standen noch im Stall, seit der Meister vor zwei Tagen fortgeritten war. Georgs Auftrag war es, sich um die Tiere zu kümmern, stets in der Nähe von Stall und Haus zu bleiben und ansonsten auf das eventuelle Zeichen zu warten. Er hatte vorgestern gemeinsam mit Ludwig das tote Pferd hier rausgebracht, was kein Zuckerschlecken gewesen war. Der Boden war mit Unmengen Blut bedeckt gewesen, das sie mit großem Aufwand entfernt hatten. Ludwig und er hatten weder Probleme mit Tierkadavern noch mit Blut. Sie waren einiges mehr gewohnt, als dies. Der Meister hatte ihnen Einblicke in eine Welt gegeben, die meilenweit entfernt vom spießbürgerlichen Leben des Durchschnittsbürgers war. Bevor er diesen Jungen, Robin, aus dem Irrenhaus geholt hatte, waren Ludwig, Friedrich, Matthias und er der engste Kreis um ihren Herrn gewesen. Sie hatten die Herbeirufung jener Kräfte erlebt, die am Werk gewesen waren, als die getrübten Augen ihres Meisters sich nach und nach wie von Zauberhand regenerierten. Es hatte der Augen eines anderen, noch lebenden Menschen bedurft, um dies zu Stande zu bringen. Erst nach dem Ritual hatte das blinde Opfer sterben dürfen.
    Der Junge war zu zart besaitet, ihn fasste der Meister stets mit Samthandschuhen an. Der Kleine besaß keine Ahnung, was hinter den Kulissen tatsächlich vor sich ging. Ihr Herr nannte Robin seinen "Schüler", aber die vier Männer waren sich stets einig, dass der Junge kaum mehr als ein Schoßhündchen war.
    Als das schwarze Pferd hier im Stall erschossen wurde, waren Ludwig und Georg nicht zugegen gewesen. Friedrich war allein hierzu hinzugezogen worden, um die Waffe zu führen. Fraglos wusste ihr Meister stets, was er tat, obwohl es schade um das prächtige Tier war, das nun in einer tief ausgehobenen Grube hinter dem Stall ruhte. Eines der roten Pferde hatte sich in der Box vor Aufregung am Fuß verletzt.
    Nun gab Georg den Pferden ihre tägliche Ration Hafer.
    Plötzlich öffnete sich die Tür und Robin stürmte herein. Er wirkte völlig aufgewühlt, blieb mitten im Gang stehen und rief Georg beim Namen. Georg kam aus der Box heraus, in der er sich gerade befand.
    "Was ist denn mit dir los, Junge?" fragte er.
    "Ich suche Friedrich", antwortete Robin und machte eine fahrige Geste. "Ich habe ihn in eurem Quartier gesucht und nur Ludwig getroffen. Ludwig sagt, er hat Friedrich nicht mehr gesehen, seit der Meister fortgeritten ist."
    "Na, das ist doch klar", meinte Georg und nicht zum ersten Mal kam ihm nun der Gedanke, dass dieser Junge in der Anstalt vielleicht gar nicht so fehl am

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