Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Platz gewesen war. So konfus und mit derart verwirrter Mimik hatte er ihn bisher noch nicht gesehen. "Friedrich ist doch gemeinsam mit dem Meister fort."
"Nein", gab Robin zurück. "Der Meister ist mit Frau Sleyvorn allein geritten. Es war niemand sonst bei ihnen."
"Da musst du dich irren", sagte Georg, noch immer mit Gemütsruhe und schüttelte innerlich den Kopf über diesen dummen, grünen Jungen, der dort vor ihm stand und der so gar nicht zu ihnen zu gehören schien. "Wo sonst sollte Friedrich denn wohl sein?"
Robin blickte sich im Stall um, seine Augen glitten von einer Box zur anderen.
"Vier Pferde", überlegte er. "Es fehlen zwei Füchse - und der schwarze Hengst. - Ist Friedrich ihnen etwa auf dem Schwarzen gefolgt?"
Georg stieß verächtlich die Luft durch die Nase: "Junge, der Schwarze liegt hinter dieser Bude in der Erde und verrottet. Auf dem reitet keiner mehr."
Mit böser Schadenfreude beobachtete er, wie der Junge zusammenfuhr und sich nochmals nach allen Seiten umwandte, so als wolle er sich vergewissern, dass das Tier tatsächlich nicht doch noch irgendwo im Stall versteckt war.
"Friedrich hat den Gaul erschossen. Noch Fragen?" wollte Georg herausfordernd wissen.
"Wie kommt er dazu?" wollte Robin sogleich wissen.
"Ist doch egal", meinte Georg. Der Junge kannte nur ein Gesicht ihres gemeinsamen Herrn, und Georg war es verboten, Robin das andere, verborgene zu präsentieren. "Das Viech hat eben nichts als Ärger gemacht."
Robin hatte sichtlich Mühe, dieses Thema abzuschütteln, doch es gelang ihm nach einigen Sekunden.
"Dann haben wir ein Pferd zu viel", stellte der Junge fest.
"Mmh", machte Georg nur. Besonders darüber nachgedacht hatte er bislang noch nicht, doch wozu auch? Reittiere konnte man überall herbekommen, sie waren nicht auf die Drei hier in den Boxen angewiesen. - Aber warum erst von anderswo eins besorgen, wenn man selbst genug im Stall stehen hatte?
"Ich muss...", begann Robin, brach ab, fuhr sich mit den Händen durch die heute äußerst wirren Haare und fixierte dann einen der Füchse. "Ich muss in die Stadt, ich brauche ein Pferd."
"Natürlich", sagte Georg. "Doch dieses ist verletzt. Ich gebe dir das andere."
Robin schien es sehr eilig zu haben, er war innerhalb weniger Minuten mit dem Satteln und Zäumen fertig und verließ den Stall.
Was auch immer in diesen Jungen gefahren war, dachte Georg bei sich, es musste eher mit dessen verworrener Psyche zusammenhängen, als mit einem realen Problem. Der Meister stand mit Georg in Kontakt, er hätte sich längst gemeldet, wenn irgendeine Gefahr drohte. Denn, so hatte ihr gemeinsamer Herr ihm vor der Abreise versichert, er hielt trotz seiner Abwesenheit stets ein wachsames Auge auf alles, was hier geschah. Im ärgsten Notfall war es an Georg, die Sprengsätze am Haus zu zünden und den Gefangenen ohne Rücksicht auf dessen Wächter unter einem Berg massiver Trümmer zu begraben.
------- JESCO FEY -------
Mit diesem Gast hatte er nicht gerechnet.
Robin Dungslear stand im nächsten Augenblick, nach dem Öffnen der Tür, bereits mitten im Raum, mit zerrauften Haaren und gerötetem Gesicht.
"Guten Abend, Jesco. Es tut mir leid, dich zu stören", sagte der junge Mann. "Auch ist es nicht meine Absicht, dich in deiner Wohnung zu überfallen, doch wollte ich keine Sekunde länger draußen stehen bleiben."
Trotz aller Aufregung hatte Robin seine Manieren nicht vergessen.
"Hereinbitten kann ich dich ja jetzt nicht mehr", erwiderte Jesco und drückte die Tür wieder ins Schloss. "Aber fühl dich als mein Gast, wenn du willst."
"Der Mann, der am Strand vom Pferd gestürzt ist", platzte Robin heraus, "ist ein ein Freund von mir. Und ich weiß nicht, wo dein Mädchen ist, aber vielleicht können wir es gemeinsam finden."
Jesco schüttelte erstaunt den Kopf. "Robin, was treibt dich hierher?" wollte er wissen.
"Vielleicht... vielleicht ist es dein Gott", sagte Robin und seine Stimme klang brüchig, unsicher. "Wenn du an diesen Gott glaubst... Glaubst du auch an Engel?"
"Willst du mir sagen, dir ist ein Engel erschienen?" fragte Jesco und blickte dabei in dieses verwirrte, scheinbar auch verängstigte Gesicht.
"Nein." Die Antwort kam viel zu schnell und brüsk. "Das habe ich nicht gesagt."
"Robin", meinte Jesco und bemühte sich sehr, möglichst ruhig zu bleiben, obwohl diese unerwartete Wendung ihn innerlich in große Aufregung versetzte. "Ganz egal, was du zu erzählen hast, ich werde dir zuhören und
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