Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Schmerzen mehr, ihre Temperatur hatte sich normalisiert und die Haut wies wieder ihre normale Farbe auf. Die feuerrote Färbung und das furchtbare Brennen waren völlig verschwunden.
"Woher das Blut kommt", sagte Heinrich, "will ich gar nicht wissen. Die Hauptsache ist, dass Du wieder auf den Beinen stehst, Clara. Ich werde Lore sagen, dass sie dir ein Bad bereitet. Dann kleidest du dich wieder an und wir können unter die ganze Sache einen Haken setzen."
"Eins möchte ich zuvor noch wissen, Heinrich." Clara griff fest nach dem Arm ihres Mannes, der sich bereits anschickte, die Schlafkammer zu verlassen. "Wie bist du an diesen Herrn Adlam geraten?"
Heinrich schluckt hart, bevor er erwiderte: "Elisa Sleyvorn schickte mich zu ihm. Ich fand ihn in einem Steinhaus unter den Klippen."
Clara runzelte die Stirn, sie fühlte einen gewaltigen Unwillen in sich aufsteigen. "Du hast die Zigeunerhexe um Rat gefragt?" hakte sie nach. "Weißt du nicht, dass ich lieber elendig krepiert wäre, als diese..."
" Sie ist nicht zu dir gekommen, sondern er ", unterbrach Heinrich sie. "Du hast somit die Hilfe der Sleyvorn nicht in Anspruch genommen. Und die Dienste dieses Mannes sind käuflich, wie die eines Fabrikarbeiters. Wenn ich ihm seinen Lohn gegeben habe, sind wir ihm nichts mehr schuldig."
"Dann geh", drängte Clara und wies mit dem Finger zur Tür. "Schick ihn fort und hole ihn nie wieder her."
------- HEINRICH NEUBERG -------
Herrn Adlam wieder aus dem Haus zu bekommen, war ihm recht leicht gefallen, jedenfalls für den Moment. Heinrich starrte mit gerunzelter Stirn auf die Haustür, die soeben hinter seinem Besucher ins Schloss gefallen war. Nur vielleicht zwei Minuten hatte das Gespräch auf dem geräumigen Flur gedauert. Und das Ergebnis bereitete Heinrich nun ungeahntes Kopfzerbrechen.
Den Geldkoffer war er losgeworden. Er hatte eine relativ hohe Summe zusammengebracht, die ihn schon ein wenig schmerzte. Da er allerdings weit und breit als nicht gerade armer Mann bekannt war, war er nicht umhin gekommen, diesen ansehnlichen Betrag von seiner Bank abzuheben, um nicht den Eindruck zu erwecken, er wolle seinen Geschäftspartner betrügen. Doch dieser war trotzdem nicht zufrieden gewesen.
"Sie haben sich nicht bemüht, meiner Forderung gerecht zu werden", hatte dieser in eher sachlichem Ton festgestellt. "Ich sagte: alles, was Sie bis heute Abend flüssigmachen können. Das habe ich durchaus ernst gemeint."
"Und ich habe es ernst genommen ", versicherte Heinrich und schaute dem Mann mit bewusst festem Blick in die dunklen Augen. Doch Herr Adlam war durch dieses zur Schau gestellte Selbstbewusstsein nicht von seiner Überzeugung abzubringen. "Herr Neuberg", sagte er mit ernster Miene, "ich mache Ihnen ein Vorschlag: Sie haben einen Interessenten für die Werft. Verkaufen Sie sie ihm noch heute. Wenn ich morgen Abend wiederkomme, dann legen Sie mir den Kaufvertrag vor - und mindestens noch eine weitere von diesen Taschen."
Für Heinrich hatten sich diese Worte angefühlt wie ein derber Schlag in die Magengrube. "Die Werft?" hatte er atemlos gefragt. "Ich habe sie mit eigenen Händen aufgebaut, sie ist mein Lebenswerk und unsere Sicherheit! Ich werde den Teufel tun und...".
"Sie beide haben noch Ihr Haus", unterbrach ihn Herr Adlam. Und bevor er sich umdrehte und geradewegs zur Tür hinausmarschierte, fügte er hinzu: "Und Ihre Gesundheit."
2. Entführung
Der neue Weg
Afrika: Hier bin ich nun, stehe an der Wiege jenes lebendigen Wesens, das sich die Menschheit nennt.
Die Elefanten bahnen uns einen Weg durch den dichten, von Leben wimmelnden Dschungel. Hitze und Feuchtigkeit bringen die Luft zum Flirren. Es sind nur wenige Menschen bei mir: Die beiden Schwarzen, denen die Elefanten aufs Wort gehorchen, zwei meiner Helfer, die ich aus der Heimat mitgebracht habe, und mein derzeitiger getreuer Schüler Kenneth aus Südengland.
Ich weiß sehr genau, wohin mein Weg mich führt. Die alten Karten trage ich immer bei mir, sorgfältig eingehüllt in Wachspapier, das sie vor der Feuchtigkeit schützt. Doch ebenso wichtig wie die Karten ist mein mir eigenes Gespür; ein tiefes, innerliches Wissen um den Weg, der mich zu dem ersehnten Ziel führt. Die Karten wären ohne dieses Gespür völlig ohne Nutzen. Der Dschungel lässt sich nicht kartieren und in ein Schema pressen. Meine Karten sind allein für jene äußerst seltenen Menschen verfasst worden, die die sogenannte "Schwarze
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