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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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den Boden, der dicht an ihr vorüberführte.
    Robin musste einmal tief durchatmen, um die Lähmung abzuschütteln, die ihm bei Tadeyas Anblick befallen hatte. Sein Herr würde ihm mit einem väterlichen Lächeln raten, den kleinen Jungen hinter sich zu lassen und doch recht bald ein Mann zu werden, wäre ihm Robins Verlegenheit in dieser Situation zu Gesicht gekommen. Doch Robin hatte mit Ausnahme seiner damals dreizehnjährigen Schwester niemals zuvor eine junge Dame in Unterwäsche gesehen.
    Als sein Gehirn wieder einigermaßen klar funktionierte, und das dauerte eine kleine Weile, konnte er sich an der wirklich günstigen Gelegenheit freuen, die sich ihm hier bot. Es würde ihm ein Leichtes sein, die Tür vorsichtig ein Stück weiter aufzuschieben und durch das Blasrohr den winzigen Pfeil mit dem Betäubungsmittel auf Tadeya zu schießen. Danach wäre er in nur wenigen Minuten mitsamt dem Mädchen wieder draußen.
    Robin griff mit der rechten Hand in seine Tasche, die Linke legte er auf die Türpfalz. Was im nächsten Augenblick geschah, erschien ihm so unwirklich wie ein Traum. Allerdings wie einer von außerordentlich lauter und erschreckender Sorte. Ein Traum, aus dem man im Normalfall augenblicklich in einer einzigen Schrecksekunde erwacht. Wie in einer gewaltigen Explosion zersprang mit unvorstellbarem Getöse das Fenster in dem eben noch so friedlich daliegenden Raum. Glasscherben regneten klirrend über Fußboden und Möbel. Die Vorhänge wurden mit einer solchen Wucht in das Zimmer gedrückt, dass sie zuerst wie zwei im Sturm wehende Fahnen wirkten, in der nächsten Sekunde aber mit einem lauten Knirschen die Gardinenstange von der Wand rissen und krachend zu Boden fielen.
    Tadeya warf die Arme über den Kopf und duckte sich dicht auf die Erde, um sich vor dem Glashagel zu schützen. Robin stieß einem Automatismus folgend die Tür auf und lief in den Raum, um das Mädchen zu ergreifen und herauszuziehen. Er wusste nicht, womit er es hier zu tun hatte. Es ging ihm einzig darum, trotz aller Widrigkeiten seinen Auftrag zu erfüllen.
    Doch er war nicht schnell genug.
    Durch das zerstörte Fenster war, noch während die letzten Scherben herab prasselten, der Urheber dieses Chaos in den Raum getreten. Robin erkannte ihn auf der Stelle. Und er wusste genau, dass Robert Adlam der einzige Mensch war, den sein wirklich mächtiger Herr tatsächlich zu fürchten schien. Darum hielt er augenblicklich in seiner Bewegung inne und blieb auf halbem Weg zum Ziel stehen.
    Robin sah, dass Tadeya die Arme sinken ließ, den Kopf hob und dem Mann entgegen blickte, der sich auf derart gewaltsame Weise Zugang zum Haus verschafft hatte. Sie stand vom Boden auf, als er sich mit schnellen Schritten näherte, die dunklen Augen fest auf sie geheftet. Da Robin direkt hinter Tadeya stand, war es völlig klar, dass er selbst nicht unentdeckt bleiben konnte.
    Tadeya hob die Hände, als Robert nach ihr griff. Ihre Finger führten eine fließende Bewegung aus, während sie die Stimme erhob. Doch es kam nur eine einzige Silbe über ihre Lippen. Der Eindringling, den sie hatte abwehren wollen, erfasste im nächsten Moment ihr Handgelenk und ohne sichtbare Ursache sackte sie wie von einer unsichtbaren Faust getroffen zu Boden. Er ließ sie augenblicklich wieder los, während sie noch fiel.
    Dann richtete er den Blick auf Robin.
    Dies war eine der unangenehmsten Situationen in Robins Leben. Die Angst tobte in seinem Inneren und er war sich deutlich bewusst, dass nun vielleicht seine letzte Minute angebrach. Zum Weglaufen war es zu spät. Erstaunt musste er feststellen, dass seine Stimme, wenn auch etwas belegt, durchaus noch funktionstüchtig war. „Ich strecke die Waffen“, sagte er und in seiner ihm eigenen, ehrerbietigen Art neigte er dabei den Kopf. „Aber vielleicht darf ich Sie bitten, mir freies Geleit zu geben.“
    Herr Adlam musterte ihn, bewegte leicht den Kopf hin und her.
    Robins Mut sank. Doch dann plötzlich glaubte er, eine sehr dezente Spur von Erheiterung im Gesicht seines Gegenübers zu entdecken. Vielleicht gab es doch einen Funken Hoffnung auf ein Überleben?
    Robert Adlam hob die Hand und machte eine kurze Geste in Richtung Tür. Robin zögerte keine Sekunde und wandte sich augenblicklich zum Gehen.
    "Lass dich besser nicht mehr blicken, kleiner Prinz", hörte er die Stimme hinter seinem Rücken sagen. "Richte deinem Herrn aus, über diese Sache verhandele ich nur mit dem Regenten persönlich."
     
     
     

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