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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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der Gedanke auf dass, während er gemütlich hier saß und redete, Tadeya sich vielleicht in großer Gefahr befand. "Sie ist heute nicht an unserem Treffpunkt erschienen. Wenn du mich kennst, dann hast du sie vielleicht auch schon einmal gesehen: Tadeya Sleyvorn, die Enkelin von der alten Dame, die man hier im Ort die Zigeunerin nennt."
    "Ich habe von der alten Dame und ihrer Enkelin gehört", sagte Robin.
    "Sie ist ein hübsches Mädchen, zierlich, dunkelhaarig, mit dunklen Augen", erklärte Jesco weiter und sah dabei deutlich ihr Bild vor sich, wie sie, nachdem sie durch Sturm und Wetter über den Strand geritten war, mit diesem ihm so vertrauten, spitzbübischen Lächeln vor seiner Tür stand. "Oft ist sie auf einem der Kaltblüter ihrer Großmutter unterwegs, in einem dicken, braunen Wollmantel. Man fragt sich, wie sie diese schweren Tiere überhaupt zu lenken in der Lage ist. Doch sie kann sich durchsetzen. Das kann sie wirklich..." Jesco brach ab, seine Gedanken schweiften zu diversen gemeinsamen Erlebnissen, wo er Tadeyas willensstarkes Wesen zu spüren bekommen hatte.
    Robins Blick war aufmerksam auf ihn gerichtet. Er bemerkte nicht, wie der Wirt einen Teller mit dampfendem Fleisch und einem Berg Kartoffeln vor ihn auf den Tresen stellte.
    Jesco machte eine kurze Geste in Richtung des Tellers. "Dein Abendessen ist da."
    "Oh, ja, vielen Dank", sagte sein Gesprächspartner und wandte sich kurz ab, um dem Wirt freundlich zuzunicken. Wieder an Jesco gewandt bat er: "Lass dich bitte nicht stören, wenn ich jetzt mit dem Essen anfange. Ich höre weiter zu. Nur habe ich leider einen großen Hunger."
    "Klar", sagte Jesco. Ihn hatte noch nie jemand um Entschuldigung dafür gebeten, während eines Gesprächs eine Mahlzeit einzunehmen. "Ich hatte mich mit ihr verabredet, vor etwa zwei Stunden", erzählte Jesco weiter. "Der Treffpunkt lag ganz in der Nähe ihres Hauses, sie hatte keinen weiten Weg. Doch sie ist nicht gekommen." Schon wieder musste Jesco eine Pause machen. Einen Moment lang fehlten ihm die Worte, weiter zu reden. Er wollte Robin gerne begreiflich machen, dass es sich bei seiner Beziehung zu Tadeya nicht um irgendeine Affäre handelte, sondern dass sie so wertvoll für ihn war, wie nichts anderes in dieser Welt. Und dass er sich nichts Schlimmeres vorstellen konnte, als sie zu verlieren. Doch er konnte diese Gefühle nicht ausdrücken. "Weißt du, ich liebe Tadeya", sprach er eine in seinen Ohren jämmerlich abgedroschen Phrase aus. "Sehr", fügte er augenblicklich hinzu, denn es störte ihn, wie schwach diese Worte klangen. 
    Robin legte sein Besteck kurz beiseite. Die Botschaft schien trotz Jescos fehlender Ausdruckskraft bei ihm angekommen zu sein. Das Gesicht seines Zuhörers jedenfalls drückte Betroffenheit aus.  
    "Wie du das sagst...", meinte er, mit einer Spur Verblüffung in der Stimme.
    "Verstehst du?" fragte Jesco zurück. "Die Sache mit ihr ist alles andere, als ein Scherz. Ich liebe sie wirklich." Jetzt hatte er zum zweiten Mal das gesagt, was seine alten Freunde von jeder billigen Nutte gesagt hatten. Er fühlte sich schlecht dabei, denn er hatte das Gefühl, ehrliche Empfindungen in unehrliche Worte zu packen. Doch Robin schien zu verstehen, was er sagen wollte. Zumindest besagte dies sein Gesichtsausdruck.
    "Ich bin direkt zum Haus ihrer Großmutter gegangen", berichtete Jesco weiter. Robin hatte indessen mit dem Essen nicht wieder begonnen. "An einer Seite des Hauses waren sämtliche Fenster wie aus den Rahmen gesprengt und die Gardinen von den Stangen gerissen. Frau Sleyvorn stand in einem der unteren Zimmer und wollte mir keine Fragen beantworten. Ich glaube, dass das Zimmer, in dem sie sich aufhielt, Tadeyas Schlafkammer war. Und genau gegenüber dieses Fensters schien das Zentrum der Explosion, oder als was auch immer man es bezeichnen soll, gewesen zu sein."
    Robin hustete.
    "Frau Sleyvorn hat mich vom Grundstück verjagt", fuhr Jesco fort. "Und mir gesagt, dass jegliche Beziehung, die ich zu ihrer Familie habe, hiermit beendet sei."
    Sein Zuhörer schaute ihn stumm an.
    "Ich habe Gott um Hilfe gebeten, direkt vor dem Haus der Sleyvorns, auf der anderen Straßenseite", erzählte Jesco. "Und als Antwort hat er mir den Wirt gezeigt, wie er am Zapfhahn steht und Bier in seine Krüge laufen lässt."
    Wieder hustete Robin, hielt sich die eine Hand vor den Mund und klopfte sich mit der anderen kräftig gegen die Brust.
    "Hast du Tadeya gesehen?" fragte Jesco hoffnungsvoll. "Denn

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