Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
"Sie werden in das Gefängnis von Selexen verbracht."
"Hände runter", befahl einer der beiden, die ihn durchsucht hatten, mit rauer Stimme.
Auch diese Order befolgte er. Sie legten ihm augenblicklich Handschellen an und stellten sich links und rechts neben ihn, mit festem Griff seine Arme haltend. Robert richtete seine Augen auf denjenigen, der ihn für verhaftet erklärt hatte und fragte: "Wo sind die beiden Pferde?"
"Die Pferde sind beschlagnahmt", war die Antwort. Der Mann hatte sichtlich Mühe, seinen festen Blick zu erwidern. Obwohl Robert bei dem Polizisten deutlich eine Spur Erleichterung nach diesem vermeintlich gelungenen Einsatz wahrnahm, war die über Stunden gehaltene Anspannung dieses Mannes längst nicht verflogen. "Wir werden die Tiere in unseren Ställen in Selexen unterbringen."
"Sie sind also noch hier", stellte Robert fest.
"Sie werden ohnehin in nächster Zeit nichts mit ihnen anfangen können", entgegnete der Mann.
"Sie haben mich verhaftet. Damit bin ich nicht zugleich enteignet. Also geben Sie mir eine konkrete Auskunft", bestand Robert auf die Beantwortung seiner Frage.
Der Polizist machte eine Geste den Stallgang entlang. "Sie befinden sich in den hinteren Boxen, falls Sie das beruhigt."
"Danke", meinte Robert. Mit einem Klicken lösten sich im nächsten Moment die Handschellen von seinen Gelenken und fielen klirrend auf den Steinboden. Die Männer durchfuhr ein deutlicher Schreck und die Hände der beiden Polizisten, die ihn flankierten, griffen auf der Stelle kräftiger zu.
Er senkte den Kopf. Wie von selbst formten sich die Worte der Alten Sprache in seinem Geist, strömten aus ihm heraus in harten Schüben. Er benötigte keine auswendig gelernten Sprüche mehr, keine rituellen Handlungen. Die zerstörerische, uralte Sprache war an dem Tag, als seine selbst erbauten Schutzmauern völlig zerbrachen, in ihm lebendig geworden und mit seiner Seele verschmolzen. Er konnte sie benutzen, ohne sie dabei mit dem Verstand erfassen zu müssen. Sein Körper erhitzte sich dabei schlagartig, sodass die Haut mit einem Mal wie in Flammen stand. Die beiden Polizisten links und rechts gaben kurze, erschreckte Laute von sich und zogen die Hände von seinen Armen zurück. Die anderen um ihn herum starrten ihn aus schreckgeweiteten Augen an. Wie mit Wucht geworfene, kleine Steine zerschnitten die Worte der Alten Sprache die Luft, während die Hitze auf den Raum überging. Robert konnte die Panik spüren, die die Männer erfasste. Hier geschah etwas, das völlig außerhalb ihres Erfahrungsbereichs lag. Unter entsetztem Aufschrei ließen sie beinah gleichzeitig die Waffen fallen, deren Griffe plötzlich vor Hitze brannten. Die Gesichter verzogen sich schmerzhaft.
Robert machte einen Schritt nach vorn, hob mit schneller Bewegung eine der Pistolen vom Boden auf. Die Hitze des Metalls machte ihm in diesem Zustand nichts aus. Sein eigenes Feuer glühte heißer, als der erhitzte Griff. Er trat aus dem Kreis der zu Tode erschreckten Männer heraus, ohne dass ihn irgendjemand zu ergreifen wagte, und hob die Waffe an. Der Mann, der ihn vorhin noch beschimpft hatte, begegnete seinem Blick. Im nächsten Moment drückte Robert den Abzug der entsicherten Pistole. Die Kugel traf den Mann in den Oberschenkel und riss ihn von den Beinen. Ein Schwall von Blut ergoss sich über Hose und Boden.
Robert ließ die Waffe achtlos fallen. Er bückte sich kurz, um dem vor Schreck und Schmerz brüllenden Verletzten Buch und Geld wieder abzunehmen. Dann drehte er sich um und ging mit weiten, ausholenden Schritten auf die hinteren Boxen zu. Auf dem Weg nahm er ein an der Wand hängendes Halfter mit. Die verwirrten, aufgeregten Stimmen der Polizisten hinter seinem Rücken nahm er dabei kaum noch wahr.
Der Schwarze hielt die Ohren angelegt und trat mit den Hinterbeinen kräftig gegen die Rückwand seines Verschlags, wobei er den Kopf auf- und niederwarf. Robert öffnete die Tür der Box und streckte die Hand nach dem Pferd aus. Das Tier kam heraus, noch immer die dichte, schwarze Mähne schüttelnd und nervös schnaubend. Doch ließ es sich von seinem Besitzer das Halfter überstreifen. Robert stieg auf den ungesattelten Pferderücken und brachte das Tier zum Traben. Die Männer im Gang stoben auseinander und brachten im letzten Moment den angeschossenen Kollegen in Sicherheit, bevor die Hufe des kräftigen Hengstes einen von ihnen erwischen konnten. Der Schwarze trug Robert durch die noch offen stehende Stalltür nach
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